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SSRQ ZH NF I/1/3 160-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 160-1

Licence : CC BY-NC-SA

Eid der Schaffner und Amtleute über die Klöster in Stadt und Landschaft Zürich

1533 juillet 30.

Ein Schaffner oder Amtmann soll schwören, für sein jeweiliges Kloster das Beste zu tun, Bürgermeister, Kleinem und Grossem Rat der Stadt Zürich sowie dem Obmann der Klosterämter die Treue zu halten, sie und das Kloster vor Schaden zu warnen. Er soll auch schwören, die folgenden Artikel einzuhalten: dass er das Vermögen, Einkommen, die Gefälle und Nutzungen in seiner Amtsverwaltung verrechne (1); alle Zinsen einziehe sowie die eingenommenen Ernteerträge und Nutzungen treulich verwalte (2); Pfründner, Inhaber von Nutzungsrechten und Werkleute auszahle und das Almosen ausrichte wie bisher (3). Ferner soll er keine Pfründner und Inhaber von Nutzungsrechten annehmen, den Besitz des Klosters nicht verringern, keinen Verkauf oder sonstige finanzielle Transaktion tätigen, ohne Vorwissen und Zustimmung der Rechenherren (4). Er soll jährlich zwei Rechnungsbücher führen und jeweils eines davon anlässlich der Rechnungsprüfung den Rechenherren zur Prüfung zu überlassen. Alle Überschüsse aus der Klosterverwaltung hat er dem Obmann zu übergeben sowie, wenn Pfründner und Inhaber von Nutzungsrechten sterben, die entsprechenden Güter einzuziehen und dem Obmann zu überantworten (5). In all dem soll er stets seinem Vermögen nach den Nutzen und die Ehre der Stadt Zürich fördern (6). Der Schaffner oder Amtmann hat zwei Bürgen zu stellen (7). Vermerk von derselben Hand: Die vorangehenden Eide und Ordnungen sind durch Kleinen und Grossen Rat der Stadt Zürich bestätigt und Meister Georg Müller hat den Eid geleistet.

Bürgermeister sowie Grosser und Kleiner Rat der Stadt ZürichLieu : Organisation : verabschiedeten den vorliegenden Eid im Zuge der Einrichtung des ObmannamtsOrganisation : der aufgehobenen Klöster und Stifte (SSRQ ZH NF I/1/3 158-1).

Die Bedeutung, welche die Obrigkeit der Tätigkeit der Schaffner und Amtleute zumass, lässt sich daran ablesen, dass deren Eid unter Hinweis auf festgestellte Missstände noch während des 16. Jahrhunderts mehrmals ergänzt und erneuert wurde (StAZH B III 6, fol. 208r-209r; StAZH B III 6, fol. 209r-211r; StAZH B III 6, fol. 211r-212r; StAZH B III 4, fol. 55r-59v). Die Ergänzungen behandeln unter anderem die Verrechnung von Spesen und Überschüssen, die Rechnungsprüfung durch Obmann und Rechenherren, den Einzug von Zinsen und Zehnten, die Überwachung des Zustands von Pfarrhäusern und Lehensgütern sowie die Bewirtschaftung der klösterlichen Waldungen. Die Amtleute und Schaffner waren zudem in einigen Klosterämtern (KappelOrganisation : , RütiOrganisation : und TössOrganisation : ) für die Austeilung des Almosens zuständig, weshalb im Jahr 1594 eine diesbezügliche Erweiterung zum Eid verabschiedet wurde (StAZH B III 4, fol. 60r-v). Im 17. Jahrhundert wurden diese verschiedenen Nachträge zu einem erneuerten Eid zusammengefasst, der seinerseits wiederholt überarbeitet wurde (StAZH B III 5, fol. 552r-558r).

Zur Einrichtung des ObmannamtsOrganisation : vgl. Bächtold 1982, S. 149-153; Sigg 1971, S. 124-128; Schweizer 1885, S. 16-17; zur Verteilung von Almosen durch die Klosterämter vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 185-1.

Texte édité

Der schaffnernn alld amptlüten eyde

Es soll eyn schaffner alld amptmann schweeren, dem closter das best unnd das waͤgest zethuͦnd, unnsern herren burgermeyster, cleynn unnd grossen raͤthen der statt ZuͤrichLieu : Organisation : , ouch irem ye zuͦ zyten gesetztem obmann thruͤw unnd waarheyt zeleysten unnd zehallten, sy unnd das closter vor schadenn zewarnnen und allweg das leyden, davon schadenn ald gepraͤstenn kommen moͤcht.
Er soll ouch schweeren, diß nachvolgende artigkel waar unnd stet zehaltenn,
[1] namblich, das er das ganntz vermoͤgen, inkommen, gefaͤll unnd nutzung siner ampts verwaltung, er habs ingenommen ald nit, verrechnnen,
[2] deßglych alle zinß, sy sygennt alt oder nüw, unnd fuͤrnemblich die eltisten zinß vordannen thruͤwlich nach gelegenheyt der zyt und sach welle inzuͤchen, demnach dieselbenn ingezogenen fruͤcht, es syge wyn ald annders, mit thruͤwen ratsami, alle nutzung, so dem closter zuͦdienot, thruͤwlich zesamen habe, das er ouch deß closters zinß, die mann innimpt, zuͦ rechter zyt inzuͤche, und dargegen die, so mann hynuß zinsot, abfertige on costen, nach sinem vermoͤgen, on gfhaar,
[3] ouch pfruͦnder, lybdinger, werchluͤt unnd dienst tugenntlich unnd fruͤntlich bezale, das almuͦsen wie bißhar ußrichte.
[4] Fuͤrer soll er dheynen pfruͤnder ald lybdinger annemmen unnd darzuͦ das houptguͦt nit schweyneren, ouch nuͤtzit verkouffen, versetzenn, verpfennden, dheyn gelt an zinß leggen, keyn guͤter kouffen, keyn gelt uffnemmen, [fol. 207v]Saut de page alles one vorwißen, gunst unnd zuͦlaßen der geordneten rechenhernOrganisation : . Und wenn im abgeloͤßt ald losung verkünt wirt, das er den obbestimpten rechennherrenOrganisation : von stund an anzoͤyge, damit sollich gelt widerumb nach nutz angelegt werde, es syge dann, das mann ouch abloͤse oder guͤllt darumb kouffe.
[5] Er soll ouch jerlichDurée répétée : 1 année zweyQuantité : 2 rechennbuͤcher machen unnd allweg das eynQuantité : 1, so er rechnung git, den rechennherrenOrganisation : uff dem tisch by iren hannden laßen, alle fuͤrstennde cloͤster guͤter, so er jerlichsDurée répétée : 1 année embaͤren mag, dem obmann zeuͤberanndtwurten, so ouch pfruͤnder ald lypgedinger absterbend, derselbenn corpusChangement de langue : latin zuͦ hannden des obmanns inzuͤchen unnd im die uͤberanndtwurten, deßglychenn die pfruͦnden, so jus patronatusChangement de langue : latin genempt werdent,
[6] unnd sunst inn allweg nach allem sinem vermoͤgen gemeyner statt ZuͤrichLieu : lob, nutz unnd eere zuͦfuͤrdern unnd darinne sin aller bests und wegsts zethuͦnd, alles getruͤwlich unnd ungefarlich.

[7] Er soll ouch zwenQuantité : 2 habend gesaͤßen troͤster geben, damit gemeyne statt dess iren versicheret sige.

Dise eyd unnd ordnungen sind von raͤt unnd burgernOrganisation : verhoͤrt, angenommen, bestetet unnd zuͦ krefftenn erkent, ouch daruff mAbréviation Joͤrg MuͤllernnPersonne : sin eyd, dem also nachzekommen, offennlich vor innen gebenn worden, deß nechstenn mitwochs nach sant JacobsPersonne : tag, anno etcAbréviation xvc xxxiijoDate : 30.07.1533, presentibusÀ l’original : pnt her WalderPersonne : , raͤth unnd burgerOrganisation : .1

Annotations

    1. Der letzte Abschnitt bezieht sich nebst dem vorliegenden Eintrag auch auf die Ordnung betreffend Einsetzung eines Obmanns der aufgehobenen Klöster und Stifte sowie dessen Eid, die direkt vorangehen (SSRQ ZH NF I/1/3 158-1; SSRQ ZH NF I/1/3 159-1). Georg MüllerPersonne : war der erste Inhaber dieses Amtes, vgl. HLS, Müller, Georg.