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SSRQ ZH NF I/1/3 158-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 158-1

Licence : CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich betreffend Einsetzung eines Obmanns der aufgehobenen Klöster und Stifte

1533 juillet 30.

In Anbetracht dessen, dass Stifte und Klöster keinerlei Begründung in der Heiligen Schrift haben und ihre Einkünfte dem gemeinen Nutzen und den Bedürftigen zukommen sollten, jedoch die Veruntreuung dieser Mittel durch Geistliche und Klosterschaffner zu befürchten ist, haben Bürgermeister sowie Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich die Einsetzung eines Obmanns der aufgehobenen Klöster beschlossen zur Verwaltung der Güter, die der Stadt aus den Einkünften der Stifte, Kirchen, Klöster und Pfründen zustehen. Der Obmann ist verpflichtet, die Einkünfte aus Pfründen, Renten, Zinsen, Zehnten, Gülten und Gütern in einem Urbar zu verzeichnen, diese zuhanden der Stadt und dem gemeinen Nutzen getreulich einzuziehen und jährlich darüber Rechnung abzulegen.

  • Cote : StAZH B III 6, fol. 206r
  • Date : 1533 juillet 30 (Datierung aufgrund von StAZH B III 6, fol. 207r-v)
  • Tradition : Eintrag
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 24.0 × 32.0
  • Langue : allemand

Die Einrichtung eines ObmannamtsOrganisation : zur Verwaltung der Einnahmen der aufgehobenen Klöster war durch den RatOrganisation : der Stadt ZürichLieu : erstmals am 15. September 1531 in Zusammenhang mit der Neuregelung der Rechnungslegung der städtischen Amtleute erwogen worden (StAZH A 43.2, fol. 8r-v). In diesen Beratungen waren bereits zentrale Elemente der vorliegenden Ordnung vorbereitet worden, namentlich die Aufsicht des Obmanns über die Klosteramtleute und die Zielsetzung der Verwendung der Einkünfte aus den Klostergütern zugunsten der Armenfürsorge.

Nach dem verlorenen Zweiten Kappelerkrieg waren es dann vor allem die durch Kriegsführung und Reparationszahlungen stark belasteten städtischen Finanzen, welche einer Neuordnung der Verwaltung der Einkünfte aus Klostergütern zwecks Erhöhung der Erträge neue Dringlichkeit verliehen. In diesem Kontext bestätigte der RatOrganisation : den 1531 formulierten Ratschlag am 8. Februar 1533 und schuf damit die Grundlage zur Ausarbeitung der vorliegenden Ordnung. Diese wurde durch einen ausführlichen Eid für den Obmann sowie einen Eid für die Schaffner und Amtleute ergänzt (SSRQ ZH NF I/1/3 159-1; SSRQ ZH NF I/1/3 160-1). Am Ende des Eides für die Schaffner und Amtleute findet sich auch das Datum der Bestätigung der vorliegenden Ordnung durch den Rat der Stadt ZürichLieu : Organisation : , zudem wird dort Georg MüllerPersonne : als erster Obmann erwähnt.

Waren die der Stadt zustehenden Einkünfte direkt nach der Aufhebung der Klöster im Zuge der Reformation durch die Amtleute und Schaffner der Klöster jährlich direkt dem SäckelamtOrganisation : abgeliefert worden, wurde mit dem ObmannamtOrganisation : 1533 erstmals eine zentrale Verwaltungsstelle geschaffen, der auch ein Aufsichtsrecht über die Klosterverwaltung zustand. Gemeinsam mit der gestärkten Stellung des Gremiums der RechenherrenOrganisation : bei der Überprüfung der Rechnungslegung städtischer Amtleute vollzog sich damit eine deutliche Zentralisierung der Territorialverwaltung insgesamt. Bei der Finanzierung der ZürcherLieu : Territoritorialpolitik in der Mitte des 16. Jahrhunderts spielten die Einkünfte aus dem ObmannamtOrganisation : eine entscheidende Rolle (Bächtold 1982, S. 152).

Der Sitz des ObmannamtsOrganisation : wurde im ehemaligen BarfüsserklosterLieu : eingerichtet. Der Obmann hatte von Amts wegen Einsitz im Kleinen RatOrganisation : , wobei seine Befugnisse während des 16. Jahrhunderts auf die Ausübung seiner Kernaufgaben beschränkt wurden. 1673/74 erfolgte eine Festlegung der Amtszeit auf sechs Jahre.

Zum Kontext der Schaffung des ObmannamtsOrganisation : vgl. Jezler 2018, S. 120; Bächtold 2007, S. 120; Bächtold 1982, S. 149-153; Schweizer 1885, S. 16-17; für die Befugnisse des Obmanns und die Einführung einer Amtszeitbeschränkung vgl. Sigg 1971, S. 124-128; zu den Einkünften des ObmannamtsOrganisation : vgl. Weibel 1996, S. 60; zu Georg MüllerPersonne : vgl. HLS, Müller, Georg.

Texte édité


Erkanndtnüß der
cloͤsteren halb


Wiewol die stifft unnd cloͤster nach vermoͤg deß goͤtlichenn wordts wie
sy bißhar gebrucht unnd erhaltenn sind, dheynnen grunnd uff
inen thragend unnd uß goͤtlichem rechten, ouch erhoͤyschung aller
billigkeyt derselbenn jerlichDurée répétée : 1 année gefaͤll unnd inkomen zuͦ uffenndtalt
deß gemeynen nutzes unnd der armen verwaͤnndt werden solten,
so ist doch das bißhie haͤr gar wenig beschechen, besonnders durch
die geystlichen zum theyl an sich gerissen unnd zum theyl durch
die schaffner der gotshuͤser, als zuͦbesorgen, unnuͤtzlich verbrucht
worden.
Unnd damit aber sollichs hinfuͤro verbessert, abgestelt unnd die nutzungen der gotshuͤsern, pfruͦnden
unnd der geystlichenn aͤmptern nit verthan unnd in unwiderbringlichenn abgang unnd verderbenn gericht werdint, ist
von minen gnedigen herren burgermeyster, cleyn unnd grossen
raͤthenn der statt ZuͤrichLieu :
Organisation :
, denen dann sollichen manngel hoͤchst
irs vermoͤgens, als eyner cristennlichen unnd ordenlichen obergkeyt billicher unnd nodtwenndiger wyß zuͦverkommen zuͦstat,
angesechenn unnd erkent, eyn tapfferenn, wolkoͤnnenden, frommen
man zeordnen unnd zesetzen zuͦ eynem obman unnd innemmer
alles deß guͦts, so eynner statt unnd gemeynem nutz von den
stifftenn, gotshuͤsern, cloͤsternn unnd pfruͦnden gefallen und
von recht der statt ZürichLieu : zuͦgehoͤren mag.
Und nammlich
das aller stifften, gotshuͤsernn, cloͤstern unnd pfrunden inkommen unnd nutzungen eygenntlich von stugk zuͦ stugk erduret unnd erkonnet, nachvolgennds ouch von eynes yeden
stifftes, gotshuses unnd closters, desgelych der pfruͦnden,
renndten, zinsen, zechennden, guͤlten unnd guͤtern genommen
unnd demselbenn obmann unnd innemmer in eyn urbar geschriben uͤberanndtwurt werde, der dann sollich nutzungen
unnd guͤlten zuͦhannden der statt unnd gemeynem nutÀ corriger en : nutza inzuͦzyechen unnd darumb jerlichDurée répétée : 1 année guͦte, erbare rechennschafft
zegëbenn pflichtig sin soll.

Annotations

  1. À corriger en : nutz.