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SSRQ ZH NF I/2/1 86-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, par Bettina Fürderer

Citation : SSRQ ZH NF I/2/1 86-1

Licence : CC BY-NC-SA

Steuerordnung der Stadt Winterthur

1462 novembre 19.

Schultheiss und beide Räte von Winterthur legen den Steuertermin auf den Sonntag nach dem 25. November fest. Jeder soll jährlich bei der Einsetzung des Schultheissen den Steuereid leisten. Wer seine Steuern nicht fristgemäss bar bezahlt, wird bis zur Begleichung der Ausstände aus der Stadt gewiesen. Nach 14 Tagen können Schultheiss und Rat den Besitz des säumigen Zahlers pfänden. Die ganze Gemeinde hat die Einhaltung dieser Anordnung geschworen.

  • Cote : STAW B 2/2, fol. 11v
  • Date : 1462 novembre 19
  • Tradition : Eintrag
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 24.0 × 32.0
  • Langue : allemand
  • Scripteur : Georg Bappus

Die Steuerhoheit war ursprünglich ein stadtherrliches Recht, zur Situation in den habsburgischenOrganisation : Städten vgl. Stercken 2006, S. 181-182; Marchal 1986, S. 168-170. Gemäss der Rechtsaufzeichnung von 1264 war die jährlich am 11. November von den Einwohnern WinterthursLieu : zu erbringende Steuersumme auf 100 Pfund festgesetzt (SSRQ ZH NF I/2/1 5-1). Den Angaben des Habsburger Urbars, welches die Situation um 1300 wiedergibt, ist zu entnehmen, dass die Steuersumme zwischenzeitlich erhöht wurde, wobei der jährliche Ertrag zwischen 60 und 150 Mark Silber schwankte. Setzt man für die damalige Zeit 28 Pfund für 10 Mark an (vgl. Habsburgisches Urbar, Bd. 2/2, S. 313-314), entspräche dies 168 bis 420 Pfund. Hinzu kam eine Steuer auf das bewegliche und unbewegliche Vermögen der Bürger in Höhe von 5 bis 6.7 % (der zwanzigste respektive fünfzehnte Teil) (SSRQ ZH NF I/2/1 13-1). Im November 1293 gewährte Herzog Albrecht von ÖsterreichPersonne : der Stadt zur Kompensation ihrer Aufwendungen eine Steuerbefreiung für die kommenden sechs Jahre (STAW URK 14; Edition: UBZH, Bd. 6, Nr. 2251a) und Herzog LeopoldPersonne : verzichtete 1315 auf weitere Steuerforderungen, solange die WinterthurerOrganisation : seine Verbindlichkeiten gegenüber der Stadt SchaffhausenLieu : , dem StrassburgerLieu : Bürger Heinrich von MülnheimPersonne : und dem Ritter Albrecht von KlingenbergPersonne : in Höhe von 76 Mark Silber pro Jahr übernahmen (STAW URK 43; Edition: UBZH, Bd. 9, Nr. 3363). Durch solche Rentengeschäfte wurde damals die Königswahl seines Bruders FriedrichPersonne : finanziert. Dies hatte zur Folge, dass die habsburgischenOrganisation : Städte bis weit ins 15. Jahrhundert den Forderungen der Gläubiger nachkommen mussten, vgl. allgemein Marchal 1986, S. 167-168, 231-252; für WinterthurLieu : Hauser 1903.

Seit dem Übergang WinterthursLieu : an das ReichOrganisation : nach dem Sturz Herzog Friedrichs von ÖsterreichPersonne : im Jahr 1415 besass der RatOrganisation : die Steuerhoheit. Der erste überlieferte Ratsbeschluss betreffend das Steuerwesen, eine Vorschrift über die Selbstdeklaration der Steuerpflichtigen, datiert aus den 1420er Jahren (STAW B 2/1, fol. 74r). Grundlage für die Besteuerung der Einwohner war der Bürger- und Hintersasseneid: «Die burger söllen schweren, [...]Non-pertinence éditoriale ir stür und umbgelt geͣben uff zill und tag» (Eidformel der Bürger: winbib Ms. Fol. 241, fol. 1r-v; STAW B 3a/10, S. 1-2; Aufnahme eines Hintersassen: SSRQ ZH NF I/2/1 64-1). Erfolgte die Bezahlung der Steuern nicht fristgemäss, drohten Zwangsmassnahmen. So wurde schon 1452 eine Verzugsgebühr pro Tag in Höhe der Steuersumme festgelegt (STAW B 2/1, fol. 118v). Einer undatierten Aufzeichnung zufolge, die vermutlich Ende der 1440er Jahre entstand, konnte ein Steuerpflichtiger, der am Steuertermin «achttag nach sant MartinsPersonne : tag» kein Bargeld hatte, dem Säckelmeister ein Pfand stellen (STAW URK 841, S. 4). Die Zahlungsbedingungen wurden im Lauf der Zeit verschärft. In einer Aufzeichnung des Stadtschreibers Konrad LandenbergPersonne : Mitte der 1490er Jahre werden die zu versteuernden Vermögenswerte näher definiert (SSRQ ZH NF I/2/1 166-1, Artikel 1). Vermutlich Mitte der 1530er Jahre erliess der WinterthurerLieu : RatOrganisation : schliesslich eine detaillierte Steuerordnung (SSRQ ZH NF I/2/1 266-1). Zum Steuerwesen in WinterthurLieu : vgl. Niederhäuser 2014, S. 141-142; Ganz 1960, S. 58-59, 148-151.

Eine Abschrift dieser Satzung wurde 1534 der Gemeinde ElggLieu : übermittelt und ist in einem ElggerLieu : Satzungsbuch unter der Überschrift «Innzug der stür» eingetragen (ZGA Elgg IV A 3a, fol. 95r).

Texte édité

Ein schultheiß, beid raͤteOrganisation : , kleinOrganisation : und groß, die viertzig, zuͦ WinterthurLieu : Organisation : , hand sich einhelliklich vereint durch der statt nuttz und ere willen, das nǔ hinfur yederman zuͦ WinterthurLieu : sin stu̍r geben sol am nēchsten sunnentag nachCorrection d’une main plus récente au-dessus de la ligne, remplace : vora1 sant KatherinenPersonne : tagDate : délai, pfennig an pfand. Und sol man ouch das in der gemeindeOrganisation : uff sant AlbansPersonne : tagDate : 21. juin, so man einen schultheissen setzt, menglich sweren ze tuͤnd. Wer aber der wer, der das nit tate und sin stu̍re uff den selben sunnentag nit gebe, der sol by dem selben eide desselben tageszit von der statt gǒn und nit wider in die statt komen, er hab denn vor sin stu̍r der statt seckler bezalt und geben. Und were aber, das sich viertzehen tagPériode : 14 jours ergangen hettent und einer dennocht sin stu̍r nit gewert hett, so mag ein schultheiß und rǎtOrganisation : zuͦ desselben guͦtt griffen, wie wol er dennocht da ussnen wēr, und das versetzen oder verkouffen, untz das der statt umb ir stu̍r gnuͦg beschech. Und were ouch sach, das man im jāre mer stu̍ren anlegen wurde, uff welhen tag denn die verku̍ndung beschech, die stu̍r zegeben, die sol menglich uff den selben tag geben, alles by dem vorgeschribenÀ l’original : vorgeschbn eyde, und sol dem glicherwiß nach gangen werden, welher sin stu̍r nit gebe, als von der stu̍r wegen und vorstat.
Uff soͤlichs hǎt ouch untz har ein gantze gemeindeOrganisation : dem also nachzekomen gesworen.
Actum feria sexta post OthmariPersonne : , anno etcAbréviation lxijDate : 19.11.1462.

Annotations

  1. Correction d’une main plus récente au-dessus de la ligne, remplace : vor.
  1. In der Abschrift im ElggerLieu : Satzungsbuch wurde der nachträglich korrigierte Steuertermin übernommen (ZGA Elgg IV A 3a, fol. 95r).