SSRQ ZH NF I/2/1 193-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, da Bettina Fürderer
Citazione: SSRQ ZH NF I/2/1 193-1
Licenza: CC BY-NC-SA
Klageschrift des Klosters Töss gegen die Stadt Winterthur
1500.
Descrizione della fonte
- Collocazione: StAZH C II 13, Nr. 696
- Data di origine: 1500 Tradizione: Aufzeichnung, Heft (5 Blätter) mit Pergamentrücken (Makulatur einer Urkunde)
- Supporto alla scrittura: Papier
- Formato l × a (cm): 16.5 × 23.5
- Lingua: tedesco
-
Edition
- Sulzer 1903, S. 107
Commento
Dem in der Nähe von WinterthurLuogo: gelegenen Dominikanerinnenkloster TössLuogo: Organizzazione: gehörten mehrere Mühlen und Häuser auf städtischem Gebiet, vgl. Sulzer 1903, S. 92. Der Konvent ist im 15. Jahrhundert wiederholt im temporären Besitz des Bürgerrechts belegt (StAZH C V 7.1, Nr. 38; Regest: URStAZH, Bd. 5, Nr. 6772; StAZH C II 13, Nr. 458; Regest: URStAZH, Bd. 5, Nr. 7307; SSRQ ZH NF I/2/1 60-1; StAZH C II 13, Nr. 483; Regest: URStAZH, Bd. 6, Nr. 8657). Zur Aufnahme kirchlicher Institutionen in das städtische Bürgerrecht vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 113-1.
Der jüngste Bürgerrechtsvertrag zwischen Stadt und Kloster datiert vom 28. Januar 1488, nachdem der Konvent ein Haus an der KirchgasseLuogo: in WinterthurLuogo: gekauft hatte (StAZH C II 13, Nr. 641). Den Klosterfrauen wurde für diese Liegenschaft eine jährliche Steuer von 6 Pfund Haller auferlegt, dafür waren sie von weiteren Diensten befreit. Für die Einfuhr und Ausfuhr von Getreide und Wein mussten sie keine Zollgebühren entrichten, wohl aber für den Verkauf dieser Produkte in der Stadt. Ebenso unterlag der Weinausschank der üblichen Verbrauchssteuer. Auch die Stellung künftiger Bewohner wurde geregelt. Ein Pfründner oder Amtmann, für dessen Unterhalt das Kloster aufkam, durfte steuerfrei in dem Haus wohnen, ein «huswirt» dagegen musste Steuern und Dienste leisten wie andere Bürger auch.
Mit dem Bürgerrecht waren Rechte und Pflichten auf beiden Seiten verbunden, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 38-1. Bürger und Bürgerinnen konnten von der Obrigkeit Unterstützung in Konflikten mit Dritten erwarten, waren zur Nutzung der Allmende berechtigt und durften sich am städtischen Wirtschaftsleben beteiligen. Eine Stellungnahme des RatsOrganizzazione: zu den Vorwürfen des Konvents ist nicht überliefert. Über den Auslöser der Auseinandersetzungen und den Ausgang dieses Konflikts ist nichts bekannt. Vgl. hierzu auch Däniker-Gysin 1957, S. 37-38.
Testo editionale
Spenn zwu̍schen dem gotzhuß
ToͤßLuogo: Organizzazione: und der statt WinterturLuogo: ,
so sich gehalten hand anno
domini xvc jarData di origine: 1.1.1500 – 31.12.1500
a
[p. 2]Interruzione di pagina
Item der span zwu̍schent dem gotzhuß
TößLuogo: Organizzazione: und der statt WinterturLuogo: anno
domini m ccccc jarData di origine: 1.1.1500 – 31.12.1500
Item so sind die frowen von ToͤßLuogo: Organizzazione: mit
irem gotzhuß burger zu WinterturLuogo: ,
darum hand sy brieff und sigel von der
statt WinterturLuogo: .
Item so ist diß nach geschriben der frowen
von ToͤßLuogo: Organizzazione: anklag u̍ber die von WinterturLuogo: :
Item alß die frowen von ToͤßLuogo: Organizzazione: spenn und einen
schweren handel gehebt hand mit
Hansen Cuͦnrat von RuͦmlangPersona: 2 vor unsern
herren Zu̍rchLuogo: , so hand die frowen erbetten
ire fru̍nd Hansen HettlingerPersona: von WinterturLuogo: ,
der het zwoQuantità: 2 elich tochtren im gotzhgotzhuß ToͤßLuogo: Organizzazione: ,
und Hansen GislerPersona: , der het ein elich
schwoͤster och im gotzhuß, die sind
all drijQuantità: 3 gewilet closterfrowen im
gotzhgotzhuß, daß sy bed alß fru̍nd by irn
botten Zu̍rchLuogo: vor raͧtOrganizzazione: stuͤndint und inen Disegno a penna e inchiostro [p. 4]Interruzione di pagina Disegno a penna e inchiostro
alda hilfflich und raͤtlich werind,
wan sy doch ir lib und gut im gotzhgotzhuß
hettint. Do hand die von WinterturLuogo: ,
schulthess und ratOrganizzazione: , irn stattschriber
LandenbergPersona: 3 gen Zu̍rchLuogo: geschikt,
der het sy bed ab gemanet by iren
eiden, so sy dem schulthess und ratOrganizzazione:
geton hand, daß sy den frowen von
ToͤßLuogo: Organizzazione: nach irn botten weder hilfflich
nach raͤtlich b sin soͤlten, und solten
der sach gantz muͤssig gon. Daß
beschach lut ir manung.4
2. Item nu̍tz dester minder sind die von
WinterturLuogo: vor und nach an etlichen
enden wider die frowen und daß
gotzhuß gestanden.
3. Item der wisen und eignen guͤtern halb,
so daß gotzhuß zuͤ WinterturLuogo: uff
den nu̍wen wisen hat und den
frowen zinsent und hantlechen sind,
bekennent die von WinterturLuogo: fu̍r erblechen, daß wider der lechen und
alt herkomen ist. Und sind damit
groͤslich beschwert.
4. Item der mu̍linen halb, die der frowen von
ToͤßLuogo: Organizzazione: sind und an der OͤlachLuogo: ligent, hand
die von WinterturLuogo: den frowen holtz uß
dem wald verseit zum wuͤr. Daß ist
wider den alten bruch und wider
die vertraͤg lut der brieffen.
5. Item der LimpergLuogo: und daß gut AkratLuogo:
git dem gotzhgotzhuß ToͤßLuogo: Organizzazione: zechenden an die
kilchen gen VelthanLuogo: . Und ein aker lit
och daselbß, gilt dem gotzhgotzhuß alle jaͤrDurata ripetuta: 1 anno
viij ħValuta: 8 scellini . Daß hand die von WinterturLuogo: [p. 6]Interruzione di pagina
zuͤ einer weid gemachet und
muͤssent die frowen zinß und zechenden manglen und moͤchtint dar
durch zuͤ langen ziten zinß und
zechenden verlieren.
lenger, denn jeman verdenken
mag.
den frowen abku̍nt on ursach und
wider ir eigen brieff und sigel.
9. Item sy hand den frowen iren ziegler
ab gestelt by verlierung sinß burgrechtz.
10. Item die frowen hand jewelten ein wisen
im wald genutzet, die hand sy inen
genomen on erlu̍trung der ursach.
11. Item von deß KluͤgenPersona: wegen der leistung halb hand
die von WinterturLuogo: die leistung nit wellen
abstellen, biß die frowen gen Zu̍rchLuogo: moͤchten
geschiken umb ein lu̍tring irer bekantnu̍ß.
12. Item die von WinterturLuogo: hand die von PfeffikonLuogo: ab
gestelt, daß sy den frowen von ToͤßLuogo: Organizzazione: nit me visch
bringent, wie sy von alter her ton hand. Daß ist
wider den alten bruch.
13. Item die von WinterturLuogo: hand den hoffmeister ErtzenholzerPersona:
vor raͧtOrganizzazione: umb laussen su̍lchen, daß sy wol hetten
abgestelt.
14. Item waß den frowen von ToͤßLuogo: Organizzazione: wol kompt, schlachen
die von WinterturLuogo: inen ab. Und bruchen doch die
frowen bißher alle antwerch von WinterturLuogo:
und lond sy ir gelt umb sy verdienen etcAbbreviazione:
metzger | schriber |
gerwer | teker |
schumacher | kromer |
schnider | schlosser |
murer | sattler |
zimberlu̍t | seiler |
ku̍rsiner | wagner |
glaser | tischmacher |
maler |
Und zuͤ dem allem hand die
frowen taͤglichenDurata ripetuta: 1 giorno grossen costen, denen von WWintertur
ire kind zuͤ erziechen an der port etcAbbreviazione.6
Annotatione
- Die leere Rückseite des Titelblatts wurde bei der modernen Paginierung nicht berücksichtigt, daher erklärt sich die abweichende Seitenzählung.↩
- Vor Bürgermeister und Rat von ZürichLuogo: Organizzazione: fand im Jahr 1500 ein Verfahren wegen der Übergriffe des Hans Konrad von RümlangPersona: auf das Kloster statt, vgl. StAZH C I, Nr. 3249.↩
- Konrad LandenbergPersona: amtierte von 1483 bis 1513 als Stadtschreiber von WinterthurLuogo: .↩
- Hans Konrad von RümlangPersona: war im Dezember 1496 mit der Herrschaft WülflingenLuogo: in das Bürgerrecht der Stadt aufgenommen worden (STAW B 2/6, S. 4). Möglicherweise stand der RatOrganizzazione: auf seiner Seite im Konflikt mit dem Konvent oder wollte Neutralität wahren.↩
- 1437 befreite Papst Eugen IV.Persona: den Konvent pauschal von Abgaben an den apostolischen Stuhl, an Könige, Fürsten, Herren und Gemeinden (StAZH C II 13, Nr. 472).↩
- Zu Hinweisen auf den Schulbetrieb im Kloster TössLuogo: Organizzazione: ausserhalb der Klausur vgl. Däniker-Gysin 1957, S. 55-56.↩
Regesto