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SSRQ ZH NF II/11 79-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, par Ariane Huber Hernández et Michael Nadig

Citation : SSRQ ZH NF II/11 79-1

Licence : CC BY-NC-SA

Künftige Besetzung des Hirtenamtes durch die Gemeinde Schwamendingen und jene des Weibelamtes durch die Stiftspfleger

1562 février 1.

Die Huber von Schwamendingen sind der Ansicht, dass es in ihrer Kompetenz liegen sollte, einen Weibel zu bestellen und zu entlassen. Die Stiftspfleger des Grossmünsters wollen ihnen dies nicht zugestehen, da die Huben von Schwamendingen zwar Erblehen sind, aber zusammen mit allen Weiden und Hölzern Eigentum des Stifts. Die Huber haben nur gewisse Nutzungsrechte, wie sie in der Offnung festgehalten sind. Wenn sie die Ordnung übertreten, müssen sie wie Fremde eine Busse bezahlen. Die Huber wollen den amtierenden Weibel absetzen, weil er ihre Übertretungen anzeigt, und einen eigenen Weibel wählen, der sie nicht anzeigen würde. Als ihnen dies nicht gestattet wird, verlangen sie, das Hirtenamt, das bisher auch vom Weibel ausgeübt wurde, selbst besetzen zu dürfen. Nachdem die Bitten der Pfleger, die Ämter beieinander zu lassen, und Angebote, gemeinsam einen Weibel und Hirten zu wählen, drei Mal abgeschlagen wurden, erlaubt das Stift, dass die Huber einen eigenen Hirten wählen, während der Weibel weiterhin vom Stift bestimmt wird. Zur Kompensation des nun wegfallenden Hirtenlohns erlauben die Stiftspfleger dem Weibel, zwei Stück Vieh zusätzlich zu den zwei, die ihm bereits zustehen, auf die Allmende zu treiben. Ausserdem erhält er jährlich zehn Pfund vom Stiftsverwalter. Sollte der Weibel allerdings seinen Dienst nicht gewissenhaft versehen, ist ihm das Stift keinen Lohn schuldig und kann ihn jederzeit des Amtes entheben.

Franz MeyerPersonne : war seit spätestens 1555 Weibel von SchwamendingenLieu : (vgl. StAZH G I 4, Nr. 47; dort allerdings unter dem Namen ExuperantiusPersonne : ). Gleichzeitig übte er auch das Amt des Hirten aus. Die Leute von SchwamendingenLieu : waren allerdings nicht zufrieden mit seinen Diensten; am 22. Mai 1559 wandte MeyerPersonne : sich an das GrossmünsterOrganisation : um Hilfe, weil die SchwamendingerOrganisation : der Meinung waren, dass er das abgegangene Vieh zu bezahlen habe (StAZH G I 22, fol. 68v). Am 18. Januar 1562 beklagte sich die Gemeinde SchwamendingenLieu : beim StiftOrganisation : , dass der Weibel sein Weibel- und Hirtenamt liederlich und nachlässig versehen würde. Sie verlangte daher, das Hirtenamt selbst verleihen zu dürfen. Die Pfleger boten an, sich gemeinsam auf einen geeigneten Kandidaten zu einigen, der weiterhin beide Ämter innehaben sollte, doch die Gemeinde lehnte dies dreimal ab (StAZH G I 22, fol. 95v). Am 1. Februar 1562 gab das StiftOrganisation : nach, teilte die Ämter auf und erlaubte den SchwamendingernOrganisation : , ihren eigenen Hirten zu bestellen (vgl. auch StAZH G I 22, fol. 96r). Allerdings argwöhnte es, dass es ihnen mehr darum gegangen wäre, einen Weibel zu haben, der ihre Holzfrevel (vgl. SSRQ ZH NF II/11, Nr. 77) nicht anzeigen würde.

Die Erlaubnis für den Weibel, als Entschädigung für das verlorene Hirtenamt zwei Stück Vieh zusätzlich auf die Allmende zu treiben, wurde von den Hubern im Rahmen eines grösseren Streits mit dem StiftOrganisation : um Holz- und Weiderechte umgehend angefochten. Der ZürcherLieu : RatOrganisation : bestätigte dem GrossmünsterOrganisation : am 22. September 1562 jedoch das Recht, dies zu erlauben (StArZH VI.SW.A.1.:17; vgl. zu diesem Fall SSRQ ZH NF II/11, Nr. 81).

Als Franz MeyerPersonne : Anfang 1564 starb, übertrug das GrossmünsterOrganisation : das Weibelamt für den Rest des Amtsjahres provisorisch seinem Bruder FelixPersonne : (StAZH G I 22, fol. 134r). Nach einem Jahr wurde ihm wegen guter Führung das Amt offiziell verliehen (StAZH G I 22, fol. 153v), doch vier Jahre später wurden der Kelnhofer und er wegen ungewissenhafter Aufsicht und Busseneinziehung zurechtgewiesen (StAZH G I 22, fol. 236r). Nachdem am 28. März 1570 erneut Klagen wegen schlechter Amtsführung gegen ihn laut geworden waren (StAZH G I 22, fol. 251v) wurde er am 14. November 1570 schliesslich des Amtes enthoben (StAZH G I 22, fol. 260r). Am 19. Mai 1593 wurde sein Begehren um eine Haushofstatt in SchwamendingenLieu : vom RatOrganisation : abgewiesen, da er seine Hubengerechtigkeit schon vor etwa 20 Jahren verkauft und er somit keine Ansprüche mehr habe (StAZH G I 5, Nr. 94). Es ist anzunehmen, dass Felix MeyerPersonne : , der schon 1578 mit demselben Begehren vom StiftOrganisation : abgewiesen wurde, identisch mit ihm ist (StAZH G I 23, fol. 127v).

Texte édité

Von dem weibel ampt zuͦ SchwamendingenLieu : und des selbigen belonung

1562Date : 1562

[p. 2]Saut de page

Als dann im 1562Date : 1562 jar gmeine huͦber zuͦ SchwamendingenLieu : mit den herren gstiftspflägeren in einen span dess weibels und weibelampts halben kommen und vermeinen wellen, das es in irem, der huͦberen, einigen gwalt, einen weibel zesetzen und zuͦentsetzen stan sölte, welchs aber die herren pfläger inen gar nit gestan wellen, uß ursach, das alle huͦben zuͦ Schwamendingen der gstifftOrganisation : (ob wol die merteils der huͦberen erb guͤter diser zyt) eigenthümlich zuͦgehörig, und alle weiden und höltzer, als die gar nit zuͦ den huͦben beschriben und die huͦber nüt doran habend, dann ein gwüße zal vechs und nit mee uff die weid zelaßen, und ein gepürende notturfft zebuwen und zebrännen, wie inen die ein gstiftOrganisation : jederzyt gäbe und die offnung vermöge, darüber sy dann nüzid weder howen noch nemmen dörffind, und glich wie frömbde, so gefräfnet, dem gstifftOrganisation : die einung und buͦßen bezalen muͤßind. Dess inen gar nit gelegen syn welle, ob man glich inen etwan lang einen weibel zesetzen vergunt, den selbigen darum, das er ouch sy leiden wurde und geleidet hette, abszesetzen und den weibel in irem gwalt, damit er sy nit leiden dörffte, zehaben, derhalben sy dess mit einanderen ze recht für einen burgermeister und eersammen radt der statt ZürichLieu : Organisation : kommen, alda alle dess weibels gwaltsamme den huͦberen mit recht ab- und der gstiftOrganisation : und pflägeren alein zuͦgesprochen.
Wie nun sölichs beschehen, habend die huͦber dem weibel das hirten ampt, so er hievor alweg darzuͦ gehaben, nit mee laßen, sonder ir vech mit einem eignen hirten versähen wellen, welchs inen ein gstifftOrganisation : , nach dem sy lang angehalten, damit sy es by einanderen ließind, damit sich einer dester bas betragen möchte, ouch sich [p. 3]Saut de page erbotten, sy, die huͦber, ouch um einen weibel und hirten sampt inen zemeeren laßen, das aber sy zum dritten mal abgeschlagen, und den pflägeren nit so vil truwen wellen, letstlich nachgelaßen und sy das hirten ampt noch irem gefallen versähen laßen und sy iren weibel, dem sy domals vast ufsetzig, selber behalten.

Als nun dem weibel das hirtenampt abgegangen und derhalben von dem weibelampt alein vil minder besoldung gehaben und sich dester minder betragen mögen, habend die herren gstifftspfleger in ansähen sölichs abgangs und dess unwillens, so etlich von der pursame an inne, Frantzen MeyerPersonne : , gelegt, sich erkent und geordnet, das ime zuͦ siner besoldung, wie die inn der gstifftOrganisation : offnung verzeichnet ist, fürhin söliche stuck gevolgen söllind. Namlich dess ersten möge er noch zweyQuantité : 2 houpt vechs zuͦ den vorigen zweyenQuantité : 2, so er von dess weibelampts wegen uff die gmein dess gstifftsOrganisation : weid gelaßen, wyter, das ist vierQuantité : 4 houpt vechs gan laßen. Demnach so söllind imme one das, so im sonst uß der gstift ämpteren wirt, noch zähen pfundUnité monétaire : 10 livres jerlichDurée répétée : 1 année zuͦ end dess jars von einem stift verwaltter bezalt werden, der selbig mag im das an holtz oder an gält, uß holtz erlößt, wären und bezalen, nach dem im jeder zyt gefellig ist. Hiemit aber wellend sy ir hand von jar ze jar offen haben, und wo er in sinem dienst nit flißig syn und dem gstiftOrganisation : die höltzer und holtzbänn, und den huͦberen ire saaSuppression d’une main plus récenteamen und was er inen lut der offnung versorgen sol, nit trülich versähen wurde, ime keinen lon schuldig syn und inn sines ampts, welicher zyt im jaar es inen gefellig syn wurde, berouben und [p. 4]Saut de page entsetzen. Derhalben ouch sölichs alles flißig ufzezeichnen bevholen, und zuͦ der offnung zuͦbehalten.

Actum uff den ersten tag hornung im 1562 jarDate : 01.02.1562.

Annotations

  1. Suppression d’une main plus récente.