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SSRQ SG III/4 155-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, par Sibylle Malamud

Citation : SSRQ SG III/4 155-1

Licence : CC BY-NC-SA

Urteil von Glarus im Streit um das Metzgen und den Verkauf von Fleisch in Werdenberg

1613 juin 8.

Statthalter und Rat von Glarus entscheiden einen Streit zwischen Lienhard Gantenbein von Buchs, Lienhard Tischhauser von Sevelen, Christian Herstner aus dem Städtchen Werdenberg zusammen mit Baumeister Ulrich Tschudi aus Glarus als Ausschüsse der Landleute von Werdenberg einerseits und Matthias Montaschiner, Metzger im Städtchen Werdenberg, im Namen der dortigen Bürgerschaft andererseits: Gantenbein beklagt sich, dass Metzger Montaschiner während des Jahres das Monopol auf das Metzgen und den Fleischverkauf beanspruche. Er bittet um das Recht für Wirte, Rinder, Kälber oder Schafe selber metzgen zu dürfen. Montaschiner kann sich in seinen Rechten auf alte Urkunden stützen. Es wird beschlossen, dass die Wirte an den drei grossen Festtagen, an Kirchweihen und Hochzeiten metzgen dürfen. Sie dürfen aber kein Fleisch verkaufen. Eigenes Vieh darf ein Landmann während des Jahres selber metzgen. Fleisch kaufen darf man aber nur in der Metzgerei.

Die Aussteller siegeln im Original mit dem Landessekretsiegel Glarus.

  • Cote : LAGL AG III.2424:009
  • Ancienne cote : LAGL X. 249
  • Date : 17 e s.
  • Tradition : Abschrift (Doppelblatt, 3 Seiten beschrieben)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 20.5 × 32.5
  • Langue : allemand

  1. Bereits 1595Date : 1595 kommt es zu Streitigkeiten über die alte FreiheitTerme : der Bürgerschaft von WerdenbergOrganisation : zum alleinigen Besitz einer MetzgereiTerme : , worauf Adam MontaschinerPersonne : und der Bürgerschaft ihr Recht bestätigt wird (LAGL AG III.2424:010; siehe dazu den Kommentar in SSRQ SG III/4 87-1). Zur BewilligungTerme : von LuzernOrganisation : zur Errichtung einer MetzgereiTerme : in der StadtTerme : aus dem Jahr 1489 siehe SSRQ SG III/4 87-1.

  2. Metzger von Werdenberg werden erwähnt in: LAGL AG III.2443:038; AG III.2443:039; LLA RA 67/1/307.

Texte édité

Wir, der stathalter und rath zun1 GlarußOrganisation : , tund kundt ofenbar, daß uff hüth dato für unß kommen und erschynen sind, die fromen, ehrsammen Lienhart GantenbeinPersonne : von BuchßLieu : , Lienhart TischhuserPersonne : von SevellenLieu : undÀ l’original : u Christen HerstnerPersonne : uß dem stetliTerme : WerdenbergLieu : , sambt baumeisterTerme : Ulrich TschudyPersonne : , landtmanTerme : undÀ l’original : u säßhafft a–zun GlarusLieu : Ajout dans la marge de gauche–a, iren beystand, alß verordnete und ußgeschoßne von gmeinen landtleüthen der graffschafft WerdenbergOrganisation : , einßtheilß, hingegen Mathiß MuntaschinerPersonne : , megzerTerme : Ainsi2 zu WerdenbergLieu : , in namen und uß bevelch gemeiner burgerschafftTerme : dasälbsten deß anderen theilß, alß unßere getreüwe, liebe underthonen etcAbréviation.
Also habend unß obvermelte Lienhart GantenbeinPersonne : sambt seinen mit konsortenTerme : undÀ l’original : u byständenTerme : für bracht undÀ l’original : u zu erkenen gäben, wil nun erstermelter Mathiß MuntaschinerPersonne : , megzzerTerme : im stetli WerdenbergLieu : , sambt den burgerenTerme : vermeinen wellenn, etwaß rächtsamme wegen deß megzens zu haben, daß menigklicher durch daß ganze jar (vorbehalten am herbstTerme : Corrigé de : )b in daß huß zu megzen, ist für sich selbst, fleischTerme : uß dißer megzTerme : kauffen undÀ l’original : u zu nämen schuldig sin. Auch daß weder die wirthTerme : noch andere keinerley veechTerme : durch daß jar megzen undÀ l’original : u daß fleisch verkauffen sölten, daß doch dem gmeinen landtmanTerme : undÀ l’original : u den wirthen höchlichen beschwerlich fallen tüöge. Daß sey umb so vil söltenn zwungen undÀ l’original : u verbunnden sein, [fol. 1v]Saut de page nun von ermeltem megzerTerme : undÀ l’original : u uß deren megzTerme : alles fleischTerme : zu kouffen, ist derowegen ir undertenig, fründtlich undÀ l’original : u bitlich begären, wir wellenn inen verhilfflich seyn undÀ l’original : u zu laßen, daß der wirth zu jeder zeit, es were glich rinderTerme : , kälberTerme : oder schaffTerme : , waß namenß daß haben möchte, sälb megzen mögenn. c–Daß daßCorrigé de : Daß–c begären sey alß gehorsamme underthonen gägen iren herren undÀ l’original : u oberen zu beschulden und zu verdienen.
Dargägen ließ mer gesagter Mathiß MuntenschinerPersonne : durch sein fürsprächen antwurthen, wie daß er brieff undÀ l’original : u sigel zu erscheynen, daß wil die graffschafft WerdenbergLieu : noch zu der zeit den herren EidtgnoßenOrganisation : gen LucernenLieu : gehört, seye die burgerschafft zu WerdenbergOrganisation : der megzTerme : halb begabet undÀ l’original : u befryetTerme : worden,3 daß dem gmeinen landtman wie auch kranckenTerme : personen und kindtbeterenTerme : zu gutem reichen undÀ l’original : u dienen könne. Zu dem habe er noch ander brieff undÀ l’original : u sigel, so durch den herrn gsanten von GlarußLieu : sambt dem landtvogt WysenPersonne : 4 sälbigen zu WerdenbergLieu : uffgricht undÀ l’original : u durch ein ganz gsäßnen raht allhie zu GlarußLieu : Organisation : bekrefftiget undÀ l’original : u guot geheyßen worden. Waß nun solliche brieff undÀ l’original : u sigel in sich halten undÀ l’original : u ußwysenn, langt sein underthenig, fründtlich pit in nammen gmeiner burgerschafftTerme : , wir wellenn sey bey sollichen brieffen undÀ l’original : u siglen schüzen undÀ l’original : u schirmen.
Mit mer undÀ l’original : u wit lüöffigen worthen zu beiderseits sich verlofen, annoch zumelden etcAbréviation.
Also nach abhörung [fol. 2r]Saut de page beider parthyen sambt ableßung zweyer brieffen, habenn wir unß erkent undÀ l’original : u bekhenenn beide brieff undÀ l’original : u sigel in allen iren crefften, mit sollicher erleütherung namlichen,
daß die wirthTerme : in der graffschafft WerdenbergLieu : an dryenQuantité : 3 helgen fästtagenTerme : abentsTerme : , item an kilbenenTerme : undÀ l’original : u hochzeitenTerme : wol megzen mögenn, waß inen gefellig, doch mit dem lutheren vorbhalt, daß sey keinerley fleischTerme : ußwegen noch verkauffenTerme : sollenn.
Item in ubriger zeit, ob ein landtmanTerme : eige veechTerme : in sein haußTerme : hab zu megzen zugemag, einer sollichß, wan es im gefellig, wol megzen gwalt haben. Wo daß nit, sol durch dz jar, ob einer fleisch zu haben begerte, sol jeder uß gesagter megzTerme : zu kouffenTerme : schuldig sein, jedoch sol gedachter megzer allwegen bescheidenheit bruchen undÀ l’original : u die megz versächen, damit kein klag volge, wan ein landtvogt jederzeith ein fleißig uffsächen haben wirth etcAbréviation.
In krafft diß brieffs undÀ l’original : u zu wahrem urkundt, habenn wir unser landts secret insigel an dißen brieff henckhen laßen, der gäben uff den 8.ten juni von ChristiPersonne : , unsers erlößers undÀ l’original : u selligmachers, geburt gezelt sechßzechen hundert undÀ l’original : u dry zächen jarDate : 08.06.1613 etcAbréviation.

|Saut de page
[Note dorsale au verso par une main du XVIIe siècle :] Geben den 8. juny anno 1613Date : 08.06.1613, dbetrifft die metzg
[Note dorsale au verso par une main du XIXe (?) siècle :] Wegen der metzg
[Note d’archives au verso :] N 3; C 24; XXIX

Annotations

  1. Ajout dans la marge de gauche.
  2. Corrigé de : ).
  3. Corrigé de : Daß.
  4. Changement de main.
  1. Der häufige, wie ein «d» des Schreibers aussehende Schlenker am Wortende wird als «n» aufgelöst, da er meist bei Wörtern mit Endungen auf «n» auftritt.
  2. Der Schreiber schreibt Metzger oder Metzgerei im ganzen Stück auf diese Weise, was im Folgenden nicht mehr speziell vermerkt wird.
  3. SSRQ-SG-III_4-87-1.
  4. Dietrich Weiss, der von 1593–1596 Landvogt von Werdenberg-Wartau war, vgl. die Bestätigung des alten Privilegs zur Führung einer Metzgerei für Adam MontaschinerPersonne : und andere Bürger des Städtchens WerdenbergLieu : (LAGL AG III.2424:010, vgl. Kommentar 1).