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SSRQ ZH NF I/2/1 87-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, par Bettina Fürderer

Citation : SSRQ ZH NF I/2/1 87-1

Licence : CC BY-NC-SA

Urfehde des Hans Scholl, vormals Spitalpfleger in Winterthur, wegen Kindesmissbrauchs

1463 janvier 13.

Hans Scholl, Schwertfeger, Mesmer in Egg im Bregenzerwald, schwört dem Schultheissen und Rat von Winterthur Urfehde. Er hatte als Pfleger im Unteren Spital ein zehnjähriges Mädchen sexuell missbraucht und war deshalb inhaftiert worden. Nach Gnadenbitten wurde er vor die Wahl gestellt, sich einem Gerichtsverfahren zu stellen oder eine vom Schultheissen und Rat verhängte Strafe anzunehmen, auf die Spitalpfrund und seinen Besitz mit Ausnahme von Kleidung und Werkzeug zu verzichten, eine Urfehde zu schwören, Zeit seines Lebens nicht mehr über den Rhein zu kommen und sich bis auf vier Meilen der Stadt nicht zu nähern. Scholl nimmt diese Strafe an und verzichtet im Namen seiner Erben auf alle Ansprüche. Forderungen an die Stadt soll er gerichtlich vor Vertretern der Herzöge von Österreich oder vor dem Bürgermeister und Rat der Stadt Konstanz austragen, Forderungen an Bürger, Bürgerinnen oder Hintersassen von Winterthur soll er durch einen Bevollmächtigten vor dem städtischen Gericht austragen. Er verzichtet auf alle Rechtsmittel. Auf seine Bitte siegeln Hugo von Hegi und Heinrich von Rümlang.

  • Cote : STAW URK 1073
  • Date : 1463 janvier 13
  • Tradition : Original
  • Support d’écriture : Pergament
  • Dimensions l × h (cm) : 44.0 × 21.5 (Plica : 3.5 cm)
  • 2 sceaux :
    1. Hugo von HegiPersonne : , cire, rond, attaché à une lanière en parchemin, endommagé
    2. Heinrich von RümlangPersonne : , attaché à une lanière en parchemin, absent
  • Langue : allemand
  • Scripteur : Hans Engelfried
  • Edition

Zu der Praxis, Delinquenten auszuweisen statt einem Gerichtsverfahren zu unterziehen, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 73-1.

Texte édité


Ich, Hanns SchollPersonne : , der schwertfeger, meßner an der EggLieu : im Bregentzer WaldLieu : , vergich offennlich und tuͦn kunt allermenngklich mit disem briefe:
Als ich denn ettwas
zytes der armen, du̍rrfftigen und siechen menschen undenan im spittal zuͦ WintterthurLieu : Organisation : verseher und pfleger gewesen bin von der ersamen, wysen, miner gnaͤdigen, lieben herren, eins
schulthnschultheisen und rautz daselbz zuͦ WintterthurLieu : Organisation : , heissens und emphelhens wegen und ouch by tru̍wen an eins geschwornen eydes statt geloͤpt und versprochen hatt, des spittalsOrganisation : nutz und
ere ze fu̍rdern und sinen schaden und unere ze wenden,1 in dem ich mich aber leider u̍bersehen und mit eim tochterlin, das ein arms weißlin und noch ein kinde ist by zechen jaren
alt
Âge : 10 ans
und das mir empholhen was als sim vatter von des spittalsOrganisation : wegen ze erziehen und das best und erlichest zetuͦn, doLecture incertainea berlich geunfuget hab, mich uber es geleit und understanden,
im sin reinikeit und junckfroͤwlikeit ze nemen, und das digk und vil understanden, darumb denn die vorgenanten mine herren von WintterthurLieu : zuͦ mir gegriffen und mich in
ir gefengknu̍sse genommen hant und deßhalb sy mich fu̍r recht gestelt und mir widerfaren lassen haben woltent, was mir denn das recht geben hette nach minem verdienen.

Wann ich aber frommer, erberer lu̍ten bitt, edeler und unedeler, priester und anderer, die denn so ernstlich fu̍r mich gebetten hant, darinn genossen han in solicher maͧß,
das dieselben mine herren von WintterthurLieu : mir ein wall uffgetan haben also, ob mir das recht lieber sige oder ob ich mich in ir straff geben welle. Die sige also,
das ich mich miner pfruͦnd im spittalOrganisation : und alles mins gutz, gelt, schulden und anders, wie das genant ist, nu̍tzit ußgenommen, denn allein mine kleyder und den spengelzu̍g, vertzihen, den pfruͦndbriefe herußgeben und dartzuͦ ein urfecht u̍ber RinLieu : vier mil wegsMesure de longueur : 4 milles schweren welle uff gnade, und als hernach in der urfecht eygentlich
geschriben ist, und by demselben eyde der urfecht alles des spittalsOrganisation : und min guͦt, gelt, schulden und anders, als verreLecture incertaineb ich das wiß, in geschrifft geben, ane
geverde, weders mir da das lieber sige. Da hab ich mich bedachtenklich in solich obgemaͤlt ir straff geben und mich also miner bedachten pfruͦnd und alles vorgeschribens mins gutz luter und gantz vertzigen und vertzihe mich ouch des yetzo wissentlich fu̍r mich und alle min erben mit dem briefe also, das weder ich
noch min erben kein vordrung noch ansprach dartzuͦ nyemermer gehaben oder gewynnen soͤllen noch moͤgen, weder mit recht, geistlichem noch weltlichem,
noch ane recht, in keinen wege, so yemand erdencken kan, alles by dem naͧchgeschriben minem geschwornen eyde.
Und hieruff so hab ich ouch, obgenanter Hanns SchollPersonne : , ledig aller bande, ungebunden und ungetwungen, geschworn einen gelerten eyde, liplich zuͦ gott und den heiligen, mit uffgehepten vingern
und gelerten worten, von der gefengknu̍ße und sach wegen und was sich darunder und damitt verloffen hat, ein gantz, redelich, schlecht, einfaltig und ungevarlich urfecht yemer ewiklich ze halten und soͤlich gefengknu̍ße und straff nyemermer ze aͤffern, ze rechen noch schaffen geaͤffert oder gerochen werden noch dawider zetuͦnd durch mich selbz oder ander, heymlich noch offennlich, weder mit gericht, geistlichem oder weltlichem, noch ane gericht, weder mit worten noch wercken, raͤten oder getaͤten noch in keinen wege, gegen den obgenobgenanten
minen herren von WintterthurLieu : noch gegen nyemant, der dartzuͦ hilff, raut oder getat getan haͧt oder dartzuͦ gewandt oder darunder verdaͧchtLecture incertainec ist, in kein wege. Und han oͧch in denselben minen eyde genommen, uber RinLieu : ze gand vier mil wegsMesure de longueur : 4 milles von WintterthurLieu : und yetzent von stundan anzeheben recht tagreiß ze tuͦnd, als ich denn das vermag, ungevarlich,
ungeLecture incertained2, das ich daru̍ber und vier mil wegsMesure de longueur : 4 milles wyt von WintterthurLieu : kom, und ennent dem RinLieu : ze beliben und nyemermer heru̍ber noch vier mil wegsMesure de longueur : 4 milles wyt neher gen WintterthurLieu :
ze komend by zit mins lebens, uff gnaͧd.
Und ob es were, daz ich mit gemeiner statt WintterthurLieu : oder mit deheinem burger oder burgerin, hindersaßen oder yemant, der inen ze versprechen stu̍nd, er were geistlich oder weltlich, u̍tzit ze schaffen hett oder gewunn, warumb das were, da sol und wil mich uff und by demselben minem geschwornen eyde rechtz lassen
benu̍gen und das suchen, nemblich von genenter statt WintterthurLieu : wegen vor der hochgebornen, miner genaͤdigen herrschafft von OͤsterrichOrganisation : oder vor iren gnaden raͤten oder lantvogt in disem lande oder vor den fu̍rsichtigen, wisen burgermeister und raͤten der statt CostentzLieu : Organisation : , minen lieben herren, zuͦ solichem rechten, als gen CostentzLieu : mir denn uber RinLieu : ze koment
erlopt solt werden, ane geverde, und von gemeiner burgerOrganisation : oder hindersaßen wegen daselbz zuͦ WintterthurLieu : vor einem geschwornen stab und gericht und das suchen und vollenden,
besunder das recht zu WintterthurLieu : durch min gewiß bottschafft mit minem vollen verschriben gewalt ze gewynn und verlust und das nyergent andersschwahin ziehen noch vordern,
in kein wege.
Und were es, das gott nit enwelle, daz ich so schwach und licht an minen eren wu̍rde und dis urfecht und den vorgeschriben eide oder u̍tzit, so an dißem briefe geschriben staͧt, u̍berfu̍re und nit hielt, es were an einem stuck, puncten, artickel oder mer, so setz ich uff mich selbz, daz ich an alle gnade ein verurteilter, rechtloßlerAinsi, erloser, meyneidiger, verzalter und toter mann heißen
und sin sol an allen gerichten und vor allen richtern und lu̍ten, geistlichen und weltlichen, und sust allenthalben und in alle weg. Und davor sol noch mag mich nit schirmen weder babstlich,
keiserlich noch kuniglich gebott, gnaͧd, wider insetzen noch sust nu̍tzit, daz yemant dawider erwerben, erdencken kan oder geben mag, in kein wege, wann ich mich des alles und ir yegklichs insunders uff den
vorgeschriben minen eyde vertzigen hab mit rechtem wissen und gutem willen, gentzlich, in all weg, alle arglist, funde und geverde hierinn vermitten.
Des allez zuͦ warem urkund hab ich erbeten die fromen,
vesten, junckherr Hugen von HegyPersonne : und junckherr Heinrichen von Ru̍mlangPersonne : , das sy ir insigele, mich dirre ding ze besagent, gehenckt hant an den briefe, inen und iren erben an schaden.
Geben uff durnstag
vor sant AnthongenPersonne : tag, nach Crists geburt viertzechenhundert und im dru̍ und sechtzigisten jarn
Date : 13.01.1463
.
[fol. v]Saut de page
[Note dorsale au verso par :]
Urfecht von Hansen SchollenPersonne : ,
dem swertfeger, uß dem
BregentzerwaldLieu : etcAbréviation e
[Note dorsale au verso par une main du XIXe siècle :]
13 JänJänner 1463Date : 13.01.1463

Annotations

  1. Lecture incertaine.
  2. Lecture incertaine.
  3. Lecture incertaine.
  4. Lecture incertaine.
  5. Ajout à la hauteur de la ligne par une main du XVIIIe siècle : wegen verübter leichtfertigkeit an einem mägdlin von 10 jahren
    im spittalOrganisation : alhier, alwo er verseher oder
    pfleger der siechen wereLecture incertainef, seines diensts
    entsetstLecture incertaineg, anno 1463Date : 1463.
  1. Vgl. die Eidformel des Pflegers des Unteren SpitalsOrganisation : (SSRQ ZH NF I/2/1 187-1).
  2. Vermutlich irrtümliche Wiederholung.