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SSRQ ZH NF I/1/3 191-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 191-1

Licence : CC BY-NC-SA

Revidierter Eid und Ordnung der Stadt Zürich für die Landvögte

1553 juillet 3.

Bürgermeister Johannes Haab und beide Räte der Stadt Zürich erneuern Eid und Ordnung für die Landvögte: Die Vögte von Kyburg, Eglisau, Grüningen, Greifensee, Andelfingen, Regensberg, Knonau, Laufen und Wädenswil sollen schwören, die Schlösser und Burgen, auf denen sie residieren, getreu zuhanden der Stadt zu verwalten, die Rechte und Freiheiten ihrer Vogteien zu wahren, die Einkünfte aus Zinsen, Zehnten, Bussen, Fall und Lass sowie Nutzungsrechten ohne Verzögerung einzuziehen und jährlich darüber Rechnung abzulegen, sich selbst keinerlei Getreide zu verleihen oder zu kaufen ohne Bewilligung der Herren von Zürich, sondern das Getreide jedes Jahr dem Kornmeister abzuliefern. Weiter sollen sie schwören, keine Bussen als Aufwandsentschädigung zu verwenden, getätigte Getreideverkäufe noch im selben Jahr abzurechnen, gerechte und unbestechliche Richter zu sein, ohne Erlaubnis des Bürgermeisters nicht länger als drei Nächte von ihrer Residenz fernzubleiben sowie in allem den Nutzen ihrer Vogtei und der Stadt Zürich zu fördern und Schaden abzuwenden. Jeder Vogt hat vor seiner Amtseinsetzung gegenüber dem Rat von Zürich einen Bürgen zu stellen und muss diesen im Todesfall innerhalb von 14 Tagen ersetzen. Es wird festgelegt, was den Vögten für Gastmähler, Reisespesen und an eigenen Einkünften und Nutzungen zu verrechnen erlaubt ist. Ausstehende Beträge müssen alljährlich den Säckelmeistern angezeigt werden, wenn die Vogteirechnungen verlesen werden.

  • Cote : StAZH A 94.1, Nr. 21
  • Date : 1553 juillet 3
  • Tradition : Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.0 × 32.5
  • Langue : allemand

Der Zürcher RatOrganisation : führte während der ersten Hälfte der 1550er Jahre eine Reform der Rechnungslegung in der Vogteiverwaltung durch. Daraus resultierte eine ausführliche Zusammenstellung der untereinander sehr verschiedenen Einkommensstrukturen der Vögte in den Landvogteien (StAZH A 94.1, Nr. 18). Im Zuge dieser Reform entstand die vorliegende Aufzeichnung, wobei es sich um eine überarbeitete Fassung des bereits existierenden Eids für die Landvögte handelt (SSRQ ZH NF I/1/3 91-1). In leicht erweiterter Form wurde der Eid zudem in das Kopialbuch mit Rechten und Freiheiten der Herrschaft GreifenseeLieu : übertragen (StAZH F II a 176, S. 109-113).

Gegenüber der ursprünglichen Version wurden die Anweisungen zur Rechnungslegung um einen Hinweis auf die alljährliche Verlesung der Vogteirechnungen erweitert. Dieselbe Formulierung findet sich auch in einer ungefähr zeitgleich entstandenen Einzelausfertigung desselben Eides für den Landvogt von GrüningenLieu : (StAZH A 43.2, Nr. 85). Im Eid für GrüningenLieu : wird jedoch zusätzlich das Gremium der RechenherrenOrganisation : erwähnt, das bei der Amtsübergabe zwischen altem und neuem Landvogt eine Kontrollfunktion ausübte. Diese Bestimmung wurde anfangs des 17. Jahrhunderts in den allgemeinen Eid für die Landvögte übernommen (StAZH B III 4, fol. 70v-73r) und findet sich auch im Eid des Landvogts von GreifenseeLieu : aus dem 18. Jahrhundert (SSRQ ZH NF II/3 103-1). Darin zeigt sich die gestiegene Bedeutung der RechenherrenOrganisation : für die Vogteiverwaltung seit der Reformation.

Der vorliegende Eid enthält erstmals auch eine (nachträglich eingefügte) Bestimmung betreffend Stellung eines Bürgen durch den Landvogt. Diese ist von derselben Hand wie der Haupttext und wurde wohl relativ zeitnah ergänzt. Unverändert gegenüber der ursprünglichen Version des Eides sind schliesslich die Beträge, welche den Vögten für Spesen und Nutzungen abzurechnen erlaubt war. In den 1530er Jahren war ohne Ergebnis über ihre Erhöhung angesichts der Teuerung verhandelt worden (StAZH A 94.1, Nr. 6).

Zu Einkommensstruktur und Rechnungslegung der Landvögte vgl. Dütsch 1994, S. 50-65.

Texte édité

Eidt unnd ordnung, so die usseren voͤgt schweren soͤllen, wie der ernüwert unnd verbessert

Es soll ein jeder vogt schweren, ist er vogt zu KyburgLieu : , das schloß daselbs (ist er vogt zu EglisowLieu : , das schloß unnd die statt daselbs, ist GruͤningenLieu : , GryffenseeLieu : unnd AnndelfingenLieu : , die hüser daselbs, ist er vogt zuͦ RegenspergLieu : , das schloß daselbs, ist er vogt zu KnonowLieu : , das huß daselbs, ist er vogt zu LouffenLieu : , das schloß daselbs, unnd ist er vogt zu WaͤdischwylLieu : , das huß daselbs) gethruͤwlich zu der statt ZürichLieu : hannden inntzehaben, zubesorgen und zuͦversehen, der graffschafft, herrschafft oder vogty ir rechtung unnd fryheit zubehalten, als veer er mag, siner vogty unnd verwaltung zinß, zehennden, buͦssen, faͤl, glaͤß, dessglichen dye verthaͤdigeten unnd verrechtvertigeten bussen sampt allen anndern nutzungen alle jarDurée répétée : 1 année geflissenlich unnd unvertzogennlich intzeziehen unnd zuͦverrechnen, ouch ime selbs keinerlei frücht darvon zelyhen noch zekouffen zegeben, one vorwüssen unnd bewilligen miner herren, sonnder die frucht jedes jarsDurée répétée : 1 année dem kornmeister zeüberanttworten, item keine buͦssen, weder an die zerung noch sunst inn annder weg zuͦverstossenn ald zuͦverwennden, sonnder, wie obstadt, ordenlich inschryben unnd verrechnen. Ob auch einem vogt jemer bevolhen wurde, die frücht zuͦverkouffen, solle er doch das gellt inn dem jar, darinn er sy verkoufft, ouch verrechnen, unnd lennger nit anstan lassen. Unnd über das alles ein glicher gemeiner richter zesin, dem armen als dem rychen und dem rychen wie dem armen, niemant zuͦlieb noch zuͦleid unnd darumb kein miet zuͦnemmen.

[p. 2]Saut de page

Ouch vom schloß oder huß über dryg nechtPériode : 3 jours nit ußzuͦsind, one sonnder urloub eines burgermeister. Unnd also inn sollichem allem siner vogtyg unnd gemeiner statt nutz zefürdern unnd schaden zewennden, nach sinem besten vermoͤgen, a–on alle geverdOmission dans StAZH F a 176, S. 110–a.
b–Es soll ouch dhein vogt an gan noch ufftzuchen, er habe dann zuͦvor deßhalb einem ersamen rathOrganisation : sine tröster dargestellt unnd gegeben. Unnd so ein tröster abgat, soll derselb vogt inn viertzehen tagenPériode : 14 jours den nechsten, darnach einen annderen troster an deß abgangnen statt für rathOrganisation : stellen, wie obstat, c–by sinem eiydtVariante alternative dans StAZH F a 176, S. 109-113 : on alle geverdt–c.Ajout au-dessous de la ligne avec une autre encre–b

So ist diß der voͤgten ordnung

Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 110 : Von malend Damit die ussern voͤgt wuͤssind, was inen für mal, schwynung unnd die ritt inn die statt gegeben werden, ouch wie sy sich sonnst inn annderweg halten sollind, so ist deßhalb geordnet unnd gesetzt:

Wellicher unnser rathsfründ uß unnserm bevelch by einem der usseren voͤgten zert, da wellendt wir dem vogt geben lassen für ein mal dryg schillingUnité monétaire : 3 sous/sols .

Item für ein vogt, weybel und bottenmal zwen schillingUnité monétaire : 2 sous/sols .

Item für ein schuppiß, zinßknechten unnd werchluͤten mal viertzehen hallerUnité monétaire : 14 mailles .

Item für ein schlaffthrunckh acht hallerUnité monétaire : 8 mailles . Doch so betzalennd wir die schlaffthruͤnckhe für niemands annders dann fuͤr die herren unnd ire knecht, auch für die voͤgt, weibel und botten, als sy inn unnserm diennst sind gwesenn.

Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 111 : Wenn aber ein vogt, es were mit unnseren gesanndten ald die inn unnserem diennst arbeitend, vil uͤberfals unnd costens hette, das die rechenherrenOrganisation : gedenncken moͤchten, er schadens halb were, sollennd die gwalt haben, demselben für solliche kleinfuͤge der malen nach gestalt der sachen unnd zyten ettwas hilff unnd besserung zethund unnd zegeben. Dargegen unnsere rathsOrganisation : potten mit den letzinen dhein unmaß thryben, sonnder zimlich faren söllen. Unnd so ettwa eerenlüth usserthalb unnser oberkeit gesessen, es weren prelaten oder von unnseren eytgnossenOrganisation : , ungevarlicher wyß zuͦ unnsern vögten kemen, denselben froͤmden sollend die vogt von unnsertwegen eer bewysen den costen nebent der rechnung vor den rechenherrenOrganisation : anzeigen, die auch gwalt haben sollen, dem vogt darfür ein zimlichen abtrag zethund.f

g–So wellendt wir einem vogt schwynung geben lassen, von zwentzig stugkinenMesure/poid approximatif : 20 pièces ein stuckhMesure/poid approximatif : 1 pièce und nit mer, die er dann gwert hatt.Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 112 : Und ob yemandts dem vogt brechte huͤner, eiger oder annders, das dem vogt zugehört, gitt er demselben essen, thruͤnken oder annders, deß soll er unns nützit verrechnen.–g

[p. 3]Saut de page

h–Deßglichen wellent wir einem vogt von einem ritt inn die statt geben ein pfundUnité monétaire : 1 livre , wenn er inn die statt kompt, das wir inn habent beschriben oder sunst unnser nottwennde. Kompt er aber sunst inn sinen oder annderer luͤthen sachen, so gitt man im nützit.Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 112 : Schwynung unnd verfuͤllen: So wellennd wir einem vogt schwynung geben lassen von fruͤchten, von zwentzig stuckinenMesure/poid approximatif : 20 pièces einMesure/poid approximatif : 1 pièce stuckh und nit mer, die er dann gewertt hatt unnd vom win dhein schwynung, was er aber inn unnsern wyn verfuͤlt, den soll er unns verrechnen und nitt wyter.–h

i–Unnd ob yemands dem vogt brechte huͤner, eyer oder annders, das dem vogt zuͦgehoͤrt, gitt er demselben essenn, trincken oder annders, dess soll er unns nützit verrechnen. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 112 : Ritt: Dessglichen wellent wir einem vogt von einem ritt inn die statt geben ein pfundUnité monétaire : 1 livre . Wenn er inn die statt kompt, das wir inn habend, das wir inn habend beschriben oder sunst unnser notwennde, kompt er aber sust inn sinem oder annderer lüthen sachen, so git man im nu̍tzit.–i

Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 112 : Zelgenj Und umb merer glichheit willenn, damit einem wie dem anndern beschehe, so ist geordnet unnd angesehen, das hin für ein jeder abgaander vogt die kornn zelg ald guͦter, so von rechter gewonnheits wegen dem jarganng nach zebuwen sind, wol seygen unnd nutzen moͤge, aber die, so inn brach liggend, dessglichen die hannffpundten unnd haber zelg, soll er unbeworben unnd uff sin nachkomen wartten lassen, darzuͦ auch kein wisen uffbrechen, sonnder, ob er zuͦ der gewonnlichen korntzelg desselben jars nützit zebuͦwen hette, abthretten unnd wyters dheinerlei seygen.

Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 113 : Betzalungk Sodenne, als ein mißbruch ingerissen was, ob glich wol die vogt ettwas bi iren gegebnen rechnungen schuldig pliben, das unns nütdestminder vorgelesen ist, solliche schuld bar bezalt sin, das aber umb der warheit willenn nit sin soll. Deßhalb haben wir sollichen mißbruch abgestelt unnd wellend dess fürer ouch nit mer gestatten, sonder syVariante alternative dans StAZH F a 176, S. 113 : sol sollend die herren seckelmeister jedes jarsDurée répétée : 1 année, wenn man der vögten rechnungen lißt,1 uff antziehen eines herren [p. 4]Saut de pageburgermeisters antzeigen, wievil jeder vogt noch inn der statt seckel schuldig syge unnd gelten solle.
Actum am 3ten juliiVariante alternative dans StAZH F a 176, S. 109-113 : höw monatsm anno etcAbréviation liijoDate : 03.07.1553, presentibusÀ l’original : pnt herr burgermeister HabPersonne : unnd beid rethOrganisation : .

[Note dorsale au-dessous de la ligne par une main du XVIIIe siècle :] Erneuwerter eid und ordnungen für die außeren vögt, 1553Date : 1553.

Annotations

  1. Omission dans StAZH F a 176, S. 110.
  2. Ajout au-dessous de la ligne avec une autre encre.
  3. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 109-113 : on alle geverdt.
  4. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 110 : Von malen.
  5. Suppression : s.
  6. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 111 : Wenn aber ein vogt, es were mit unnseren gesanndten ald die inn unnserem diennst arbeitend, vil uͤberfals unnd costens hette, das die rechenherrenOrganisation : gedenncken moͤchten, er schadens halb were, sollennd die gwalt haben, demselben für solliche kleinfuͤge der malen nach gestalt der sachen unnd zyten ettwas hilff unnd besserung zethund unnd zegeben. Dargegen unnsere rathsOrganisation : potten mit den letzinen dhein unmaß thryben, sonnder zimlich faren söllen. Unnd so ettwa eerenlüth usserthalb unnser oberkeit gesessen, es weren prelaten oder von unnseren eytgnossenOrganisation : , ungevarlicher wyß zuͦ unnsern vögten kemen, denselben froͤmden sollend die vogt von unnsertwegen eer bewysen den costen nebent der rechnung vor den rechenherrenOrganisation : anzeigen, die auch gwalt haben sollen, dem vogt darfür ein zimlichen abtrag zethund.
  7. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 112 : Und ob yemandts dem vogt brechte huͤner, eiger oder annders, das dem vogt zugehört, gitt er demselben essen, thruͤnken oder annders, deß soll er unns nützit verrechnen.
  8. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 112 : Schwynung unnd verfuͤllen: So wellennd wir einem vogt schwynung geben lassen von fruͤchten, von zwentzig stuckinenMesure/poid approximatif : 20 pièces einMesure/poid approximatif : 1 pièce stuckh und nit mer, die er dann gewertt hatt unnd vom win dhein schwynung, was er aber inn unnsern wyn verfuͤlt, den soll er unns verrechnen und nitt wyter.
  9. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 112 : Ritt: Dessglichen wellent wir einem vogt von einem ritt inn die statt geben ein pfundUnité monétaire : 1 livre . Wenn er inn die statt kompt, das wir inn habend, das wir inn habend beschriben oder sunst unnser notwennde, kompt er aber sust inn sinem oder annderer lüthen sachen, so git man im nu̍tzit.
  10. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 112 : Zelgen.
  11. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 113 : Betzalung.
  12. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 113 : so.
  13. Variante alternative dans StAZH F a 176, S. 109-113 : höw monats.
  1. Stichtag war jeweils die Alte FasnachtDate : des fêtes sans date fixe, vgl. den Eid für den Landvogt von GrüningenLieu : (StAZH A 43.2, Nr. 85) sowie Hüssy 1946a, S. 131.