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SSRQ ZH NF I/1/3 144-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 144-1

Licence : CC BY-NC-SA

Verordnung der Stadt Zürich betreffend verspätete Teilnahme an den Ratssitzungen

1528 août 29.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich haben zahlreiche Satzungen hinsichtlich Anwesenheit in den Räten und Führung des Regiments erlassen, die jedoch bisher nicht eingehalten worden sind. Dadurch entstanden Verzögerungen bei der Behandlung der Geschäfte. Aus diesem Grund wird hiermit folgende Ordnung wiederum angenommen, die früher viele Jahre in Kraft gewesen und befolgt worden war: Zur Einberufung des Kleinen und des Grossen Rats soll die Ratsglocke eine halbe Stunde lang geläutet werden und der Bürgermeister oder sein Statthalter die Räte bei ihrem Eid oder einem Geldbetrag aufbieten, je nach Anzahl und Bedeutung der zu verhandelnden Geschäfte (1). Wenn bei einem Geldbetrag aufgeboten wurde, soll der Bürgermeister nach dem Läuten der Ratsglocke sich setzen und die Sitzung eröffnen. Nach Beendigung der ersten Umfrage ist der Bürgermeister befugt, zwei Personen an die Türen des Ratssaals zu setzen, welche von den Zuspätkommenden die Busse von sechs Pfennig einfordern (2). Sobald die Sitzung zu Ende ist, soll die Anwesenheitsliste konsultiert werden. Wer ohne Erlaubnis ferngeblieben ist, hat den Geldbetrag zu entrichten, bei dem er zur Sitzung aufgeboten worden war. Wer sich entgegen des Rechts weigert, die Busse zu entrichten, soll bei der nächsten Ratssitzung öffentlich verlesen und zum Gehorsam verpflichtet werden (3). Alle Mitglieder des Kleinen und des Grossen Rats sollen sich an den Sitzungstagen auf Eid und Ehre besinnen und vor unentschuldigten Absenzen hüten, auch von Anfang bis Ende der Sitzung auf ihrem Platz verbleiben und nicht währenddessen umhergehen, schwatzen oder Lärm machen (4).

  • Cote : StAZH B III 4, fol. 49r-v
  • Date : ca. 1539 – 1541
  • Tradition : Eintrag
  • Support d’écriture : Pergament
  • Dimensions l × h (cm) : 20.0 × 29.5
  • Langue : allemand

Bussenregelungen im Falle verspäteter oder unterlassener Teilnahme an Sitzungen des KleinenOrganisation : und Grossen RatsOrganisation : sind in ZürichLieu : bereits seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts überliefert (vgl. beispielsweise die Ordnung des Jahres 1374: Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/2, S. 242, Nr. 38). Während der 1520er Jahre erliess der RatOrganisation : gleich mehrere diesbezügliche Beschlüsse (StAZH B III 2, S. 351; StAZH B III 2, S. 352). Die vorliegende Ordnung wurde am 7. Oktober 1529 bestätigt und um eine Bestimmung ergänzt, welche im Falle des Fernbleibens von Sitzungen, zu denen die Ratsmitglieder bei ihrem Eid aufgeboten worden waren, erhöhte Bussen vorsah (StAZH B III 2, S. 366). Auch in den späten 1530er Jahren scheint die vorliegende Ordnung noch Gültigkeit besessen zu haben, da sie von Stadtschreiber Werner BeyelPersonne : unverändert in das Schwarze Buch übernommen wurde. Bestimmungen zur Anwesenheitskontrolle enthält auch die 1542 erlassene Geschäftsordnung des RatsOrganisation : (SSRQ ZH NF I/1/3 182-1).

Gemeinsame Elemente in fast allen der überlieferten Bestimmungen sind das Läuten der Ratsglocke zur Ankündigung einer bevorstehenden Sitzung sowie das Aufbieten der Räte durch den Bürgermeister bei ihrem Eid oder bei einem Geldbetrag, den sie im Falle des Nichterscheinens zu entrichten hatten. Eine neue Situation ergab sich schliesslich im Zuge der erneuerten Ratsordnung von 1545/46, die erstmals in der Geschichte der Stadt eine fixe Besoldung für die Mitglieder des KleinenOrganisation : und des Grossen RatesOrganisation : einführte (SSRQ ZH NF I/1/3 186-1). In diesem Zusammenhang wurden auch die Sanktionen für unentschuldigte Absenzen neu geregelt. In einem Zusatz zu dieser Ordnung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts findet erstmals die Verwendung einer Uhr («weckerli») Erwähnung. Diese wurde bei Sitzungsbeginn laufen gelassen, wobei die Bussen für Zuspätkommende im Viertelstundentakt anstiegen (StAZH B III 6, fol. 238r-v). Im 17. Jahrhundert wurden weitere Bestimmungen erlassen (vgl. die Ordnung von 1631 und deren Nachträge: StAZH B III 7, fol. 2r-v).

Für die Absenzenregelungen vgl. Hauswirth 1973, S. 33; Sigg 1971, S. 121-123; Ruoff 1941, S. 43; für die Einführung der Ratsbesoldung vgl. Bächtold 1982, S. 161-168.

Texte édité

a

b

Wie die gehaltten werden sollent, so sich deß ratsOrganisation : verspaͤtend

Allsdann unnsere herren burgermeister, clein unnd gross rett der statt ZürichLieu : Organisation : untzhar vil unnd mangerley ordnungen unnd satzungen zuͦ nutz unnd erenn gmeiner ir statt unnd lannds, wie man inn die raͤttOrganisation : gan unnd das regiment versechenn sölt, gemachot, damit guͦt pollicyen, frid unnd recht gehaltenn, der statt sachenn, ouch richer unnd armer geschaͤfft unverzogennlich ußgericht mëchtind waͤrden, unnd aber sollich obgeruͤrt satzungen nit zuͦ fürgang kommen noch gehaltenn, allso das man, so inn cleinOrganisation : unnd gross retOrganisation : gelütot wordenn, aͤbenn spatt unnd schlechtlich har zuͦ ganngen, dardurch die gehorsammen das zit verlorenn unnd dest weniger hatt mogenn ussgericht waͤrdenn.
Deßhalb die genanten unnsere herrenn mit gmeinem ein heiligem ratt unnd guͦter vorbetrachtung gmeiner ir statt unnd lands mergklichenn obliggenden hendlenn unnd sachenn zuͦ trost, nutz unnd guͦtem, damit die nit inn abfall gericht, sonnders vill mer zuͦ uffganng, wolfart und merung gebracht, nachfolgennde satzung, so von unnsern vor eltern ouch vill jarenn daher loblich gefürt unnd inn übung gewaͤßen, widerumb vestenklich zuͦ halten uff unnd angenomen habennt.
[1] Namlich, das man hinfüro inn den cleynenOrganisation : unnd großenn rattOrganisation : ein halbe stundPériode : 30 minutes lanng lütenn und ein burgermeister oder statthalter inn den selbenn cleinenOrganisation : oder grossenn rattOrganisation : bi dem eid oder gellt gebietenn laßenn solle unnd mu̍ge, je nach ville unnd große ye zuͦ zittenn der geschefftenn unnd inn guͦt beduͤnkt.
[2] Unnd so inn den rattOrganisation : bi gelt gebottenn wirt, wann dann die ratzOrganisation : glogg verlütet wirt, das dann ein burgermeister nider sitzenn und den rattOrganisation : anhebenn soll. Unnd so die erst frag umbganngen unnd geendet ist, soll ein burgermeister oder statthalter gwalt haben, so es [p. 365]Saut de page inn mangel halb der raͤttenOrganisation : oder burgernOrganisation : bedunkt not sin, zwennQuantité : 2 zuͦ der thürenn, namlich an jetliche sidtenn einenQuantité : 1 zuͦ setzen, welliche dann von denen, so nach der erst gehebtenn frag inhin komment unnd nit urlob habennt, einen saͤchserUnité monétaire : 6 deniers von stunden an erforderenn unnd in züchenn.
[3] Unnd so der rattOrganisation : uff stan will, soll man das buͤchli laͤßenn unnd wellicher onAjout au-dessus de la ligne avec un signe d’insertionc urloub nit gegenwu̍rtig unnd bi gelt gebottenn ist, soll man uff schribenn unnd also einer die buͦss darbi dann gebottenn ist, one intrag unnd fürwort gebenn. Wellicher aber sich freffenlich darwider setzenn unnd die buͦs nit gebenn welte, der soll inn dem nachgenden rattOrganisation : offennlich gelässenn unnd mit im geschaffot werdenn, das er gehorsam erschine.
[4] Unnd soll ouch ein jeder, er syge der raͤttennOrganisation : oder burgerOrganisation : , zuͦ den ratstagen sin eid unnd eer woll bedennkenn, sich vor gfarlichenn ußzügenn eins urlobs huͤttenn unnd inn cleinenOrganisation : oder grossen raͤttennOrganisation : an siner gewonlichenn statt, wie im die gebenn unnd do er innhin genomen, angezoigt wordenn ist, vom anfang bis zuͦ end blibenn sitzenn unnd nit wie es dann untzhar unwäsennlich zuͦ ganngenn vom einem sitz und bannk zum andern rennen, d klapperen unnd schwetzenn, alles getruwlich unnd ungefarlich.
Actum sambstag nach BartholomeyPersonne : anno etcAbréviation xxviiiDate : 29.08.1528.

Annotations

  1. Ajout au-dessus de la ligne d’une main plus récente : Uff ein besunder blatt.
  2. Ajout dans la marge de droite d’une main plus récente : 1528Date : 01.01.1528 – 31.12.1528.
  3. Ajout au-dessus de la ligne avec un signe d’insertion.
  4. Suppression : klaffenn.