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SSRQ ZH NF I/1/3 182-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 182-1

Licence : CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich für die Geschäfte des Rats

1542 janvier 7.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich verordnen aufgrund von Klagen über die mangelnde Anwesenheit bei den Ratssitzungen sowie darüber, dass den Rechenherren zahlreiche Geschäfte übertragen werden, für die sie nicht zuständig sind, das Folgende: Bezüglich der Anwesenheitskontrolle im Rat soll es bei der bisherigen, halbjährlich verlesenen Satzung bleiben, wonach die Bürgermeister oder ihre Statthalter eine Anwesenheitsliste zu führen und zwei Personen mit der Kontrolle der Ankommenden an der Eingangstür zu beauftragen haben. Der Rat soll am Dienstag nicht zusammentreten, damit dessen Mitglieder an diesem Tag ihre eigenen Geschäfte verrichten können. Die Rechenherren sowie die Pfleger des Spitals, des Almosens sowie der Klöster und Stifte haben ihre Aufträge ebenfalls am Dienstag zu erledigen, damit sie an anderen Tagen im Rat anwesend sein können. Die Kompetenzen des Gremiums der Rechenherren bleiben unverändert, ihnen werden jedoch zukünftig keine Aufträge mehr übertragen, die nicht in ihrer Zuständigkeit liegen. Die Bürgermeister und ihre Statthalter haben Klagen, die vor Gericht verhandelt werden müssen, direkt dorthin zu verweisen, damit der Rat nicht mit geringfügigen Angelegenheiten überlastet wird. Zur Beschleunigung der Rechnungsprüfung sollen in Zukunft, sofern möglich, zwei Rechnungen an einem Tag behandelt und säumige Amtleute zur Abgabe ihrer Rechnungen ermahnt werden. Die Verordneten zu den Gefangenen im Turm sollen künftig ohne Verzögerung ihren Aufgaben nachkommen, damit unnötige Kosten vermieden werden und niemand ungerechtfertigterweise in Gefangenschaft verbleiben muss. Hinsichtlich aller Dinge, welche die Verwaltung des Regiments betreffen, sollen Bürgermeister, Oberstzunftmeister, Ratsherren, Zunftmeister und Amtleute an ihre Eide und die damit verbundenen Pflichten erinnert werden. Die Mitglieder des Kleinen und des Grossen Rats sowie die Richter haben sich zudem an ihre Verschwiegenheitspflicht zu halten, die in ihrem Eid festgehalten ist, Verstösse dagegen müssen gemeldet werden. Bei Rechtshändeln, die vor dem Rat entschieden werden, sollen künftig die Parteien nicht mehr im Vorfeld einzelne Mitglieder des Rates aufsuchen, um bei ihnen Rat zu suchen. Geschieht dies dennoch, hat der betreffende Ratsherr in der betreffenden Sache in den Ausstand zu treten. Weiterhin Rat suchen dürften die Parteien bei den beiden Bürgermeistern, den drei Oberstzunftmeistern, ihren beiden jeweiligen Zunftmeistern sowie, für die Bewohner der Landschaft aus den inneren und äusseren Vogteien, bei ihren beiden jeweiligen Obervögten, ohne dass diese danach in den Ausstand treten müssen. Vermerk von späterer Hand: Erlass einer erneuerten Ordnung für die Rechenstube der Stadt Zürich im Jahr 1628.

  • Cote : StAZH B III 6, fol. 181r-183r
  • Date : 1542 janvier 7
  • Tradition : Eintrag
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 24.0 × 32.0
  • Langue : allemand
  • Scripteur : Werner Beyel, Stadtschreiber von Zürich

  • Cote : StAZH A 43.2, Nr. 100
  • Date : 1542 janvier 7 – août 30
  • Tradition : Aufzeichnung (4 Doppelblätter)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.5 × 33.0
  • Langue : allemand

Es handelt sich bei der vorliegenden Aufzeichnung um die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung ausführlichste Geschäftsordnung des RatsOrganisation : der Stadt ZürichLieu : . Sie ist in zwei Ausfertigungen und einem Entwurf überliefert (StAZH A 43.2, Nr. 99). Ansätze zu einer Geschäftsordnung finden sich bereits im Satzungsbuch der Stadt ZürichLieu : von 1516-1518, dabei handelt es sich aber im Wesentlichen um eine Zusammenstellung älterer Erlasse (SSRQ ZH NF I/1/3 83-1; SSRQ ZH NF I/1/3 84-1; SSRQ ZH NF I/1/3 85-1; SSRQ ZH NF I/1/3 86-1).

Auch die vorliegende Ordnung ruft bereits bestehende Bestimmungen in Erinnerung, vor allem bezüglich der Präsenzkontrolle in den Räten und hinsichtlich der Einhaltung des Amtsgeheimnisses. Neuere Entwicklungen zeigen sich in den Ausführungen zum Gremium der RechenherrenOrganisation : : Dieses hatte im Zuge der Säkularisierung der Klostergüter nach der Reformation zahlreiche zusätzliche Verwaltungsaufgaben an sich gezogen, wodurch sich Überschneidungen mit den Befugnissen anderer Behörden ergaben. Reguliert wurden zudem mit der vorliegenden Ordnung vorgängige Absprachen bei der gerichtlichen Entscheidung von Rechtshändeln («umbhin louffen»). Dies kann auch als Zusatz zur bereits existierenden Ausstandsordnung verstanden werden (SSRQ ZH NF I/1/3 83-1).

Von einer Hand des 17. Jahrhunderts findet sich am Ende der vorliegenden Aufzeichnung ein Hinweis auf die im sogenannten Weissen Buch enthaltene Neuregelung der Tätigkeit der RechenherrenOrganisation : im Jahr 1628 (StAZH B III 5, fol. 580r-582r).

Zur Geschäftsführung des RatsOrganisation : vgl. Weibel 1996, S. 16-29; Hauswirth 1973; Ruoff 1941, S. 42-49; zu vorgängigen Absprachen bei Gerichtsentscheiden vgl. Ruoff 1941, S. 44-45; zu den RechenherrenOrganisation : vgl. Sigg 1971, S. 101-118 sowie SSRQ ZH NF I/1/3 98-1.

Texte édité

a–
Ordnung, wie der rathOrganisation : , auch die rechenstubenOrganisation : unnd die nachgeng gehalten werden soͤllent
Omission dans StAZH A 43.2, Nr. 100
–a


Alß bißhar vil clag unnd manngels deßhalb gewëßen, das der rathOrganisation : übel
besessen, den rechenherrenOrganisation : vil, das aber nit ires ampts gewesen, bevolchen, unnd
darmit nit alleyn der statt unnd lannds, sonnder ouch besonnderer personen,
sachen unnd hanndel uffgezogen unnd biderbluͤth an gericht unnd recht treffenlich gesumpt unnd verhindert, unnd unnserer lieben forderen guͦtte, erbare satzungen uͤbel gehalten worden, das nit alleyn gemeyner statt, sunder ouch
den unnseren von statt unnd lanndt zuͦ barlichem nachteyl gereycht unnd
vil ungehorsame bracht hat, soͤllichem manngel gepürlicher wyse
zuͦ begegnen unnd damit wir destbaß by erbarer, guͦter policy belyben und
unnser regiment dest stattlicher beharren unnd volfuͤren moͤgint, so
habennt wir, burgermeyster unnd rath unnd der groß rath, den man nempt
die zweyhundert
Organisation :
, unns umb gemeyner unnser statt unnd lanndts bessers nutzes, wolstannds unnd eeren willen, mit guͦter zytlicher vorbetrachtung unnd
wolerwegenem rath erkennth, setzennd, ordnend unnd wellennd, das es deß
rathsOrganisation : besitzens unnd zuͦhaͤrgans halb by der altten ordnung, die man bißhar zuͦ
allen halben jarenDurée répétée : 6 mois pflëgen hat zeleßen, belyben, unnd unnsere burgermeyster
unnd ye zuͦ zyten ire statthalter, deren was die wyßet unnd innhalt es syge,
das buͤchlin zelëßen, zweenQuantité : 2 zur thür zesetzen oder annders, wie es unnsere liebe
vorderen loblich brucht unnd harbracht hannd, ernnstlich unnd tapfferlich nachgan, die buͦssen von den ungehorsammen unnd sümigen styf inzüchen unnd daran nyemannds fürheben noch verschonen soͤllent.1

b–Frygung dess zinstagsPériode : mardiOmission dans StAZH A 43.2, Nr. 100–b


Unnd damit aber ettwa eyn bidermann sinen haͤnndlen unnd eygenen geschefften
dest baß obliggen unnd die uͤberigen tag dest geflißener deß rathsOrganisation : gewartten
moͤge, so wellennd wir, das man eynen tagPériode : 1 jour inn der wuchenPériode : 1 semaine, nemlich den zynnstagPériode : mardi, fryglassen unnd gar keyn rathOrganisation : ann selben tag haben, es sygint dann gar
eehafft haͤnndel vorhannden, das unnser burgermeyster one baͤrlichen nachteyl der statt oder deß lanndts nit nebenfür kan komen, so soll im dann sin
hannd offen sin, fürzenemmen, das in weger dunckt gethan, dann gelan sin.

Unnd wenn man denn also eyn frygen tagPériode : 1 jour hatt gemeyns rathsOrganisation : halb, so sollent
dann die rechenherrenOrganisation : , deßglichen deß SpitalsLieu : , allmuͦsensOrganisation : , ouch der stifften
unnd cloͤsteren pflegere unnd verwalttere, oder ob sunst ettlichen rathsOrganisation : anwaͤlten
von unns ettwas zethuͦn ald zesetzen bevolchen wu̍rde, sich beflyssen, ire geschaͤfft [fol. 181v]Saut de page
unnd bevelch, es sygint rechnungen ald anndere besonndere haͤnndel uff den zynstagPériode : mardi, wenn man sunst nit rathOrganisation : hatt, zuͦverhanndlen unnd ußzerichten, unnd ob die
rechenherrenOrganisation : villicht nit gnuͦg am zynnstagPériode : mardi haben, das sy dann das uberig wol
am dornstagPériode : jeudi ußrichten unnd die uͤberigen tag sich destbaß zuͦ rathOrganisation : schicken moͤgennd.
[Note dans la marge de gauche :] c–Die reͣchenherrenOrganisation : nit
zuͦ über laden
Omission dans StAZH A 43.2, Nr. 100
–c

Unnd diewyl es gar nit gerathen, fügklich noch guͦt ist, uß vil wichtigen, eehafften
ursachen, die rechenherrenOrganisation : zuͦ ennderen oder abzestellen, diewyl doch gemeyner
statt vil daran gelegen ist unnd sollich personen fast von den fürnemisten
von altemhaͤr zuͦ den rechnungen geordnet und brucht worden sind, so wellennd wir sy umb gemeyner statt beßers nutzes willen, wie sy geordnet sind,
belyben lassen.
Doch soll man inen nützit annders noch wyters bevaͤlchen noch
uffladen, dann was für sy gehoͤrt unnd die rechnungen, deßglychen die
aͤmpter unnd amptluͤth betrifft unnd angaadt, alß wenn ettwa eynem
amptman ettwas manngels, zwyfels ald geprëstenns inn siner verwalttung
zuͦ fyele oder der rechnungen halb ettwas manngels were, das sy darumb
wol bescheyd unnd lüterung geben, damit eyn rathOrganisation : soͤllicher cleynfuͤger henndlen uͤberhept belyben moge, sunst solle man sy gar nyener in stegken, sonnder
eyn ersamer rathOrganisation : , ob sachen zuͦberaatschlagen fürfyelint, fry von unns, unnsere
anwaͤlt darzuͦ verordnen, wie das von altemhar komen ist, unnd es unnsere
liebe voreltteren allweg brucht hand unnd also die rechenherrenOrganisation : unbeladen
deß lassen warten, das inen zuͦgehoͤrt unnd darzuͦ sy geordnet sind.
Zuͦ dem sollennt unnsere burgermeyster unnd ye zuͦ zyten ire statthalter sich
flyssen, die sachen, so ans gerichtOrganisation : gehörrent, luth der ordnung unnd alter gewonheyt daselbshin zewysen unnd nit eyn yeden (wie bißhar vilfalttig brucht
ist) umb kleyn fuͦg, gering sachen unnd gëlt schulden, unnd als vil alß umb eyn jeden hab dannck2 für rathOrganisation : lassen, darmit der rathOrganisation : allweg dest fürderlicher
den meereren unnd wichtigeren geschëfften gewartten möge.

Deßgylchen sollennt sich unnsere burgermeyster unnd ire annwaͤlt flyssen,
zuͦ zyten unnd tagen, so man pfligt rechnungen inzenemmen, ob sy ettwa zwoQuantité : 2
rechnungen uff eynen tagPériode : 1 jour zuͦsamen nemmen, damit man deren dest ee abkomen unnd die rechenherrenOrganisation : abermalen dest baß den rathOrganisation : besitzen moͤchten und
ob ettwa die amptlüth an iren rechnungen sümig sin wolten, soll man ouch ernstlich mit inen reden, das sy sich dest geflißener zur rechnung schickind, also
wenn man iren eynem oder meer tag ansetzte, das sy dann verfaßt sygint
unnd die rechenherrenOrganisation : mit keynem gefhaarlichen uffzug sumind, dann man
es von inen nit für guͦt haben wurde.
[fol. 182r]Saut de page

Zum annderen, alß die armen gefanngnen vylmaln uß unflyß unnd versumnus,
deren, die zuͦ inen inn thurn geordnet werdennt, wider billichs uffgehalten unnd
gehelliget werdennt, daruß zuͦbesorgen, das unns gott deß enntgelten lassen
unnd eyn statt dest meer unfals dardurch erholen moͤcht, diewyl man doch von aller
billigkeyt wegen mittlyden unnd barmhertzigkeyt mit den gefanngnen haben soll
unnd aber die altten gar vil geflißener der gefanngenen sachen gefürdert hannd,
zuͦdem der rathOrganisation : ouch destbaß gesamlet unnd verfaßt sin mag, wenn die geordneten inn thurn iren bevelch zuͦ gepürlicher zyt mit den gefanngenen volnstrecktend, so ist deßhalb angesechen, das man den alten bruch widerumb an die hannd
nemmen unnd nemlich die verordneten inn thurn, nach dem inen am morgenPériode : le matin ettwas mit den gefanngenen zehanndlen empfolchen wirt, sollichs nit meer wie bißhar uffziechen oder uff anndere tag oder morgenn sparen noch anstaan lassen,
sunder gerad nach dem imbißPériode : l’après-midi one allen verzug zuͦ den gefanngenen faren, iren
bevaͤlch erstatten unnd denn all beyd, oder zum mynnsten iren eyner, noch deßselben abenntsPériode : le soir, so bald sy uß dem thurn komend, was sy by den gefanngenen funden, unnserem burgermeyster oder desselben statthalter anzoygen, unnd
sinen willen vernemmen, wenn er die sach fürnemmen oder was im wyter gefallen welle, unnd wenn er sich dann mit inen vereyniget, die sach für zuͦbryngen, sollennt sy sich alßdann flyssen, das sy beyd zum selben rathOrganisation : da sygint, damit
deß gefanngenen hanndel dest geflißener fürtragen unnd gefergget werde.

Derglychen sollennt ouch unnsere burgermeyster müglichem flyß unnd ernst
fürwennden, das der gefanngenen sachen, so erst es jemer muͤglich, fürgenommen unnd ußgemacht, damit vil unnützes costenns erspart, die gefangenen gelediget oder doch nach irem verschulden mit inen gehanndlet werde.
Es
soll ouch ye zuͦ ziten unnser oberister knecht sorg unnd acht daruff haben, ob
ettwa herren zuͦ den gefanngenen verordnet wurdint, die aber nit under
ougen werind (alß ettwa beschicht), das er denselben iren bevelch angenndts on
allen verzug zuͦ huß anzoyge, damit sy dem wißind nach zekomen unnd nützit
versumpt werde. Und hierinn sollennt sich unnsere schryber oder ire anwaͤlt,
deßglychen unnserer statt knechte flyssen, den geordneten, so gewaͤrttig gespannen
zestan, das irenthalb ouch keyn sumnüß erschyne.

Und inn allen disen dingen, was die verwalttung deß regiments betrifft, soͤllent unnsere burgermeyster, oberisten meystere, ratsherren, zunfftmeyster,
richter unnd amptluͤth ernnstlich irer eyden vermanet sin, das sy den ordnungen gelëbind, geflissenlich har zuͦ ganngind, deß rathsOrganisation : ordennlich unnd gehorsamlich warttind unnd inen gemeyner statt unnd deß lannds henndel
unnd gescheffte mit allem ernnst unnd inn truͤwen angelegen sin lassind, yeder
das im bevolchen wirt zum truͤwlichisten unnd zuͦ rechter zyt verwalte, hierinn
sins bests unnd nemmlich das thuͤge, das in eyd unnd eer wyßet, unnd er von
goͤttlicher unnd cristennlicher gehorsame, ouch siner pflichten wegen schuldig ist
unnd nach dem er gedennckt, gott unnd unns, der oberkeyt, darumb rechnung
unnd anntwurt zegeben.
[fol. 182v]Saut de page

d–Nüdt uß dem rathOrganisation : schwetzenOmission dans StAZH A 43.2, Nr. 100–d


Unnd alßdenn grose clegt unnd manngel ist, das nützit verschwigen plybt, daruß
aber große fygenntschafft, unwill, trenung unnd uneignigkeyt volgt, unnd inn regimenten nützit schaͤdlichers noch verderplichers sin mag dann unverschwigener rath,
dardurch vil herrlicher communen zuͦ grund gericht sind, unnd diewyl aber der eyde,
den die personen unnd verordneten deß regiments, sy sygint joch deß raths ald der gerichten, zeschweeren pflegennd, heytter vermag unnd gebüttet, alles das zuͦverschwygen,
darvon schaden oder geprëst komen mag unnd frylich nützit groͤßers unnder cristenen luͤthen ist ald sin soll dann der eyde, so wellennd unnd setzennd wir, das
man es by demselben eyde, wie unnsere liebe forderen den gesetzt unnd geordnet hand,
belyben lasse, also das eyn jeder by sinem eyde umb alle sachen, die schaden ald prësten brynngen moͤgennt, haͤlung zehaltten schuldig sige, es syge joch inn rathOrganisation : oder den
gerichten unnd benanntlich nyemant zemëlden noch zeoffnen ald eynich an zoygung zegeben, wer diß oder aͤnes mit synem rath gefürdert oder gehynndert habe
oder von wem diß oder aͤnes kome, es diene joch zuͦ guͦtem ald argem.
Unnd ob aber
ettlicher so lychtfertig an im selbs were, das er so gefhaarlicher wyß wider sinen geschwornnen eyd yemands meldete, das dann eyn jetlicher, er syge deß cleynenOrganisation :
ald großen rathsOrganisation : oder der gerichten, schuldig syge, soͤllichs by sinem eyde ye zuͦ zyten unserem burgermeyster oder eynem statthalter zeleyden, der soll es dann ouch by
synem eyde angennds unnd on allen wyteren verzug unnd hinder sich stellen, eynem rathOrganisation : fürbrynngen unnd daran nyemandt fürheben. Uff denselben soll dann
eyn nachganng gemacht, der sach flyssig unnd unverzogenlich nachgefragt unnd
was sich fynndt, im fürgehalten unnd sin anntwurt darüber gehoͤrt, unnd so
eyner gefelt unnd sin eyd, als er aber solt, nit bedacht hette, darumb nach eyns
rathsOrganisation : beduncken gebuͤßt werden. Man soll ouch dem nachganng ernnstlich nachkomen unnd daran nit erwynnden, unntz er vollenndet unnd ußgemacht wirt.3

e–Umbhin louffen abgestelt etcAbréviationOmission dans StAZH A 43.2, Nr. 100–e


Sodenn deß umbhin louffenns halb am abenntPériode : le soir, das ouch bißhar gar gefhaarlich
brucht unnd ettwa damit arm, eynfaltig gsellen, die nit also wißennd umbher
zelouffen, überlenngt worden, habennt wir unns erkennt, wenn eyner am
abennt
Période : le soir
zuͦ eym kome unnd inn sines hanndels berichten oder umb raths ansuͦchen
welle, das er im dann heyter sagen unnd an zoygen, er solle im nüdt sagen, dann
er muͤßte morn mit im ußstan.
Unnd so sich aber eyner gegen eym vertüffte, das
er im inn eynen hanndel, dargegen parthygen gegen eynanndern zuͦ rechten
hannd, ryete, das er dann morndis mit im ußstannde unnd nüt inn derselben sach richte, doch vorbehalten die beyd herren burgermeyster, die drygQuantité : 3
oberisten meyster, deßglychen eyns jeden burgers zwenQuantité : 2 zunfftmeyster unnd
der lanndtluͤthen ab der lanndtschafft inn den inneren unnd usseren vogtthyen, beyd obervoͤgt, alt unnd nu̍w, die mag eyner wol besuͦchen unnd umb rath
ankeeren.
Deßglychen, ob es ettwa umb fürschrifften oder anndere gnad oder
hilff zethuͦn, oder so eyner ettwa verseigt were, umb sin unschuld an zoigen oder was
er derley sachen fürbrynngen woͤlte, das demselben nit abgeschlagen sin solle,
eynen bidermann sines anliggens zuͦberichten unnd in zebitten, ime zur billigkeyt
beholffen zesin.
Wenn aber parthygen gegeneynannder sind, die hënndel unnd [fol. 183r]Saut de page
rechtferttigungen gegeneynannder hannd, da solle nyemand gezymen, also hyndder dem annderen durch zelouffen, sunder die sachen fryg für rathOrganisation : komen lassen.
Unnd ob sich ettwar mit rath gegen eym vertüffte, der soll, wie obstat, mit im
ußstan unnd sich derselben sach wyter nit beladen, diewyl doch keyner richter
unnd rathgeb miteynannder, sonnder inn allweg unverdacht unnd unparthyisch
sin soll.

Actum sampstags septima Januarii, anno etcAbréviation 1542Date : 07.01.1542, pntpresentibus qui supra.
f

Annotations

  1. Omission dans StAZH A 43.2, Nr. 100.
  2. Omission dans StAZH A 43.2, Nr. 100.
  3. Omission dans StAZH A 43.2, Nr. 100.
  4. Omission dans StAZH A 43.2, Nr. 100.
  5. Omission dans StAZH A 43.2, Nr. 100.
  6. Ajout à la hauteur de la ligne par une main du XVIIe siècle :
    Ein verbeßerte ordnung und ansehen der rechenstubenOrganisation : halber in
    anno 1628Date : 1628 gemachet, ist im nüwen stattbuͦch, so in wyß schwyni leder
    gebunden, yngeschriben, fol. 580Quantité : 580.
  1. Es handelt sich um die Verordnung der Stadt ZürichLieu : betreffend verspätete Teilnahme an den Ratssitzungen, die auf das Jahr 1528 zurückgeht (SSRQ ZH NF I/1/3 144-1). Dort wird das Führen von Anwesenheitslisten sowie die Erfassung der Eintretenden bei der Eingangstür zum Ratssaal geregelt. Vgl. dazu auch Hauswirth 1973, S. 33.
  2. Die Formulierung, dass der RatOrganisation : nicht für jeden «hab dannck» versammelt werden sollte, findet sich auch im sogenannten Kappelerbrief und reflektiert dort die Klage der Untertanen über die aus ihrer Sicht ineffiziente obrigkeitliche Rechtspflege, die sich mit Kleinigkeiten aufhielt, während die Parteien in Rechtshändeln lange Wartefristen in Kauf nehmen mussten (SSRQ ZH NF I/1/3 151-1).
  3. Das Gebot der Geheimhaltung hinsichtlich der Verhandlungen des RatsOrganisation : war Teil des Eids, den neue Ratsmitglieder zu schwören hatten (SSRQ ZH NF I/1/3 35-1). Verschiedentlich wurden wegen Verstössen gegen diese Bestimmung Bussen ausgesprochen (Ruoff 1941, S. 43).