In dem namen der heiligen unteilbarlichen dryvaltikeit sēliklichen, amen.
Wir, der schultheis und der rǎt zuͦ WinterthurLieu : Organisation : , bekennen und tuͦnd kunt allermenglichem mitt disem brieff: Als under tugenlichen wercken der geistlicheit, welhes waͤrch gott, dem allmechtigen, allererlichost und genaͤmost, ouch gemeinem volck allernuttzlichost, allerfu̍rderlichost und verdienlichost sye, am vordrosten zuͦbedencken und under den geistlichen werchen die predige und die lēr, das ist das gottzwort, vil mer besser, nu̍ttzer und nottdurfftiger ist dann die andern geistlichen wērch, wann unser lieber herr Jesus CristusPersonne : in menschlicher person das selb wērch hie uff erden ouch allermeist hǎt geuͤbt und volbrǎcht.
Hirumb mitt guͦtter zittlicher vorbetrachtung, ouch mitt ynniger begird, gunst und wissen des erwirdigen her
Peter KeisersPersonne : , unsers getru̍wen geistlichen vatters und kilchern zuͦ
WinterthurLieu : , haben wir durch sunderliche stu̍r und fu̍rdrung des erwirdigen herrn
Johansen WibelsPersonne : , eins priesters zuͦ
SēckingenLieu : , der dann ein treffenliche summ buͤcher, fu̍r
zweyhundert guldinUnité monétaire : 200 florins angeschlagen, daran zegeben sich verschriben hǎt,
1 und der vesten und ersamen
Ruͦdolff BruchlisPersonne : , unsers alten schultheissen, und frow
Annen EhingerinPersonne : , siner elichen husfrowen, die dann
vierhundert guldinUnité monétaire : 400 florins nach ir tod zegeben hieran zedienen sich verschriben hand umb fu̍rderliche ruͦw iro, ir vordern und ouch der willen, so ir stu̍r und hilff an dis nachgeschriben stifftung und unser lu̍tkirchen Sant
LǎurentzenPersonne : ye mittgereichet haben und fu̍ro mitteilen, ein ewig prediger ampt gedǎcht ze schicken und ze stifften an die pfruͦnd, die mann nempt sant
PeterPersonne : , sant
PǎulsPersonne : und sant
AndreasPersonne : , der heiligen zwoͤlffpotten, pfruͦnd
2 in der gemelten unser lu̍tkirchen zuͦ
WinterthurLieu : , die der wirdig her
Aßmus StuckliPersonne : , priester, von uns verlechnott, diser zitt mitt tru̍wlicher verseh inne und soͤlich nachvolgend gestifft prediger ampt mit emsigem vlyß zuͦ volkomner bestentlicheit angehept und das mitt erlicher stu̍r ettlicher siner buͤcher zuͦ soͤlichem gottzdienst fu̍rderlich begǎbet hǎt.
[1] Und ist dis lobliche stifftung fu̍rgenomen mitt der bescheidenheit, das fu̍rohin ewigklich ein
schultheis und rǎt zuͦ WinterthurLieu : Organisation : die gemelten pfruͦnd mit dem predigerampt, als dick und das nottdurfftig wirt, verlihen, besetzen und versorgen soͤllen mit einem erbern, fromen und wolgelerten priester, der ein doctor in der heiligen geschrifft oder sunst ein gelērter priester
3, hiertzuͦ togenlich, eins guͦtten lebens und lu̍mbdens sye, der das gottzwort redlich, nuttzlich und besserlich ussprechen und predigen koͤnne und moͤge, und soͤllen dis lihen thuͦn fu̍rderlichost und sy moͤgen ein soͤlichen ervinden und das uns und unser nachkomen der artickel, in der tottattz der pfruͦnd der lehenschafft halb begriffen, hieran keinen abpruch niemer bringen noch gebaͤren sol. Doch sol die pfruͦnd mitt meßhaben, singen und lēsen die selben zitt, biß die also mit einem pfruͦnder versēhen und der selbig daruff investiert wirt, verlechnet, durch ein erbern priester, damitt der gottzdienst nitt gemindret, versehen werden, onegevērd.
[2] Welhem mann ouch soͤlich pfruͦnd und prediger ampt lihen wil, der sol ouch voran einen eid zuͦ gott und den heiligen sweren uff dem heiligen ewangelio, das er alle die artickel, stuck und punckten, so in disem brieff begriffen und geschriben sind, getru̍wlich, gentzlich und redlich nach sinem besten bekennen und vermu̍gen leisten und halten woͤll, on allgevērd. Welher aber das nit thuͦn noch verheissen woͤlt, dem selben sol mann dis pfruͦnd und predigerampt ye nit bevelhen noch verlihen.
[3] Den selben priester, dem wir oder unser nachkomen dis pfruͦnd und prediger ampt also verlihen, als yetz ist bescheiden, soͤllen wir ye eym byschoff von CostentzLieu : mitt unserm brieff antwurten und presentiern, in hieruff ze investiern und zebestaͤttigen.
[4] Der selb priester und prediger, der also dartzuͦ erwelt und bestaͤttigott wirt, sol dannenthin das gottzwort in unser lu̍tkirchen Sant
LǎrentzenPersonne : zuͦ
WinterthurLieu : predigen alle
suntagDurée répétée : 1 semaine, alle
zwoͤlffpottentagDate : des fêtes religieuses und all gepannen
virtagDate : des fêtes religieuses zuͦ einem mǎl nach dem ymbis und den gantzen
advent uß
alle tagDurée répétée : 1 jour und in der
vasten
dryQuantité : 3
wērchtag
allwuͦchenDurée répétée : 1 semaine oder, ob es eym
rǎtOrganisation : gefellig ist, besunder die ledtsten
zwowuͦchenPériode : 2 semaines, in der
vasten all
werchtag, an dem
morgenPériode : le matin nach der fruͤyenmeß.
4 Wenn ouch die kilch verschlagen ist, also das man nit offenlich singt, so sol er dieselben zitt, als lang das interdict wērot, in
yeder wuͦchenDurée répétée : 1 semaine
dryQuantité : 3
werchtag ouch predigen, wenn es allerfuͦgklichost ist, es waͤrint dann sovil
virtagenDate : des fêtes religieuses in der selben
wuchenPériode : 1 semaine, an den er sunst oder one das predigen muͤst, so waͤri er die
werchtag nit schuldig zuͦ predigen, er woͤlt es dann gern thuͦn und das selbig predigen.
5 Alles sol er redlich und getru̍wlich thuͦn und sagen usser der geschrifft, gelērten namhafften und glǒphafftigen lerer lere und geschrifften nach sinem besten bekennen und verstēntniß und sol das gottzwort besserlich und nuttzlich ußsprēchen, keinen haß an der cantzel bruchen, nieman schelten, offembarlich nemen noch leidsamen und nichtz unwonlichs, dann da durch das gmein volck beßrung empfachen mag, sagen, es geschēch dann mit eins
schultheis und rǎtzOrganisation : wissen und willen umb mercklicher ursach willen, ongevērd. Wenn aber oder als dick ein kilcherr oder ein andrer an siner statt an den vorgenanten tagen, ziten und stunden selber predigen wil, so sol im ein prediger alltzit wichen und in predigen laussen. Doch sol ein kircherr oder ein andrer an siner statt, der dann predigen woͤlt, eym prediger das allweg
ein tagPériode : 1 jour vorhin verku̍nden, sich darnach wissen zehalten, und denn so ist ein prediger desselben tags nit gebunden zepredigen, er woͤlt es dann von gnaden und von andǎcht gern thuͦn uff den
abentPériode : le soir oder wenn es allerfuͤgklichost weri.
[5] Dartzuͦ sol ouch derselb prediger entzwu̍schen eym kilcherrn, der pfaffheit der kilchen, eym
schultheis und rǎtOrganisation : und dem volck gemeinlich mit einanderen zuͦ
WinterthurLieu : kein unfrid, krieg und uneinikeit in keinen weg nit schaffen, stifften noch fuͤgen,
6 sunder sich unparthyg halten und uneinikeit mit siner ler und hilff helfen niderlegen und wenden nach sinem besten vermoͤgen, on allgevērd. Und sol ouch ein kilcherrn und die capplǎn daselbst zuͦ
WinterthurLieu : an iren rechten, nu̍ttzen und gewonheiten, es sye an opfer, jarziten, selgraͤten, zehenden oder anderley recht, nit hindern, irren, beschēdigen noch gevarlichen schelten noch leidsamen, weder mit worten noch wercken, in dehein wiß, besunder sy nit irren an geistlichem ampt, und das volk getru̍wlich daruf wisen mit allem vlyß, das sy eym kilcherrn und den pfruͦnden ire recht gentzlich geben und bezalen, onegevērd.
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[6] Wann ouch ein prediger nit zuͦ vigilyen und u̍ber die greber zegǒn presentz, so ist man im von der presentz nicht schuldig ze geben. Ein kilcherr und capplǎn soͤllen ouch einen prediger zuͦ soͤlichem, ouch zuͦ meti zegǒn, die lu̍t mit dem sacrament zeversehen noch die lichen ze grab zeholen nit trengen noch triben, es weri dann, das mann kein anderen moͤcht gehaben, so soͤlt er sy die zitt versehen nach sinem vermoͤgen, on allgevērd. Was ouch eym prediger siner gedachten pfruͦnd und prediger ampt halb in vorgeruͤrter wiß von opfer, zehenden und anderm zuͦgehoͤrdt, daby soͤllen in ein kilcherr und capplǎn zuͦ WinterthurLieu : ouch getru̍wlich beliben laussen, als dann das billich und von alterherkomen ist, und soͤllen in ouch nit gevarlichen schelten noch gen nieman laidsamen in keinen weg. Es sol ouch ein yeder prediger alle wuͦchenDurée répétée : 1 semaine in einer meß, wenn im das allerfuͦgklichost ist, nemen und haben ein collect durch der gemelten pfruͦnd stiffter und aller der willen, so ir stu̍r, hilff, rǎt und fu̍rdernu̍ß an dis prediger ampt geben und gethǒn haben und fu̍ro tuͦnd. Und sol ouch sunst in anderm gebaͤtt und besunder in allen predigen voran der selben stiffter, ouch eins kilcherrn, eins schultheis und rǎtzOrganisation : , der gemelten her Johansen WibelsPersonne : , Ruͦdolff BruchlisPersonne : und siner elichen hußfrowen, her Aßmus StucklisPersonne : , ouch aller der, so ir stu̍r und hilff diser stifftung mitt gereichet haben, gedencken und dem gmeinen volck fu̍r unns und sy zuͦ pitten tru̍wlich bevelhen.
[7] Wenn ouch oder als dick das geschēch, das der selb prediger von offenbarer liplicher kranckheit oder von andrer redlicher und eehaffter not oder sachen wegen an den vorgenanten tagen und ziten ettwenn nit gepredigen moͤcht, so sol er eym
schultheis und rǎt zuͦ WinterthurLieu : Organisation : zuͦ verstend geben, durch was ursach er nit predigen koͤnd, und dann mitt ir wissen ein anderen erberen priester, der das gottzwort die selben zitt fu̍r in tuͤg, bestellen, ongeverd. Waͤri aber, das der selb prediger in ein soͤlichen stǎt oder ewig kranckheit viel, das er dem prediger ampt
ein jǎrPériode : 1 année oder mēr oder untz an sinen tod nit gnuͦg oder vorgesin moͤcht, so sol ein
schultheis und rǎt zuͦ WinterthurLieu : Organisation : mit wissen eins predigers ein anderen bestellen, den man gehaben mag, der das gottzwort die selben zitt, als lang das waͤrot, fu̍r ein prediger thuͤ und volbring, redlich und ordenlich, ongevērd. Umb die selben sin arbeit sol man im dann geben von der obgenanten pfruͦnd und prediger ampt, wes sich ein vicary des byschofflichen hoffs zuͦ
CostentzLieu : darumb erkennt, doch sol man sich die selben zitt von eym verwaͤser eins predigers in
yeder wuͦchenDurée répétée : 1 semaine
einerQuantité : 1 oder
zweyerQuantité : 2 predigen nach dem und dann eins predigers kranckheit oder ursach ist, damit er in desterbaß gehalten moͤg, benuͤgen lǎussen und da durch eym prediger nach heischung sins lips narung und nottdurfftikeit nit zenǎch griffen werd und nit gebresten hab, ungevarlich, und doch ouch das vorgenant prediger ampt gēntzlich nit nidergelegt werd. Wenn aber das beschēch, das der vorgenant prediger on redlich sach oder not von eigner hinlaͤssigkeit, versumpniß oder schuld dehein predige versumpti und unversehen, als vorstǎt, underwegen ließ, als dick sol man im fu̍r yeglich versumpti predige
vier schilling haller Zu̍richer werungUnité monétaire : 4 sous/sols de Zurich an der gu̍lt des prediger amptz abziechen und die glichlichen teilen under die armen siechen kinder in unßerm
spitǎl zuͦ WinterthurLieu : Organisation : . Es wäri dann, das ein prediger eym
schultheis und rǎtOrganisation : redlich ursach erscheinti, das er soͤlichs nit hett koͤnnen volbringen, als dann sol er ungestrǎfft beliben.
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[8] Beschēch ouch das, das der genant prediger in ein boͤßwort oder in einen swǎrlichen offembǎrlichen lu̍mbden viel oder wie er sunst zuͦ disem prediger ampt von verlaussenheit sins lebens oder von boͤsem vorbild nit fuͦgklich wurd und wir soͤlichs mit wǎrhafftiger offembarer kuntschafft eym vicari des hoffs zuͦ
CostentzLieu : fu̍rbringen moͤchten, so sol er von der pfruͦnd und prediger ampt unvertzogenlich wichen und gēntzlich davon stǒn, on allwiderred, also das er die pfruͦnd verwaͤchßlen sol mit einem andern, der dem
rǎtOrganisation : daselbst fuͦgklich und genaͤm, guͦttz lu̍mbdens und lebens, ouch in vorgeruͤrter wiß gelert sig und dem predigerampt mu̍g gnuͦg sin und das recht und redlich versehen in der wiß, als davor in disem brieff begriffen und bescheiden ist, on allgevērd. Tätt er aber das nitt in
jǎrs fristPériode : 1 année, darnach so sol die obgenant pfruͦnd und predigerampt on all hinderniß und widerred schlechtiklich und gēntzlich von im ledig und loß sin, also das in ein byschoff von
CostentzLieu : oder sin vicary an siner statt uff vorberuͤrt kuntschafft, so die gnuͦgsamklich fu̍rbracht wirt, umb sin verschulden absetzen und ein
schultheis und rǎt zuͦ WinterthurLieu : Organisation : die selben pfruͦnd und prediger ampt anderwert so fu̍rderlichost und sy moͤgen uff meinung, wie vorstǎt, verlihen und besetzen moͤgen und soͤllen, von mēnglichem ungesumpt und ungeirt, alle gevērd und arglist hierin gantz usgeschlossen.
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Und des allen zuͦ warem, staͤtem und ewigem urkund, so haben wir obgenanten Josuwe HettlingerPersonne : , schultheis, Hanns RamspergPersonne : , Hermann BruggmeisterPersonne : , Hanns HeginerPersonne : , Hans MeyerPersonne : , Hanns VoͤtzerPersonne : , Waͤlti RoßneggerPersonne : , Conrat GißlerPersonne : , Hanns BoͤniPersonne : , Barthlome StuckliPersonne : , Heini SultzerPersonne : , Hanns WinmanPersonne : und Hans RuckstuͦlPersonne : , der rǎt zuͦ WinterthurLieu : Organisation : , unsers rǎtzOrganisation : insigel fu̍r uns und unser nachkomen offenlich lǎussen hēncken an disen brieff. Dartzuͦ hab ich, obgenanter Petrus KeyserPersonne : , kilcherr zuͦ WinterthurLieu : , wonn dis alles mit minem gunst, wissen und zuͦthuͦn beschēchen ist, min eigen insigel ouch offenlich thuͦn hēncken an disen brieff, der geben ist an dornstag vor dem sunntag oculi in der vasten, nach Cristi gepu̍rt gezalt viertzehenhundert sibentzig und in dem fu̍nfften jǎre.Date : 23.02.1475
Résumé