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SSRQ ZH NF I/1/3 79-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 79-1

Licence : CC BY-NC-SA

Rechtsauskunft an das Stadtgericht betreffend Rechtsbeistandschaften für Frauen in Schuldverpflichtungen

1515 novembre 21.

Auf Ersuchen der Richter am Stadtgericht geben Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich folgende Rechtsauskunft: Ehefrauen sind befugt, mit Wissen ihrer Ehemänner Schuldverpflichtungen für Essen, Trinken, Haushaltsgegenstände, Kleider und Schmuck einzugehen. Um rechtsverbindliche Geschäfte über grössere Beträge zu tätigen sowie um ihr Gut zu verpfänden oder zu verschreiben, müssen sie sich mit Bewilligung ihres Mannes bevogten lassen. Vorbehalten sind die Beschränkung der durch die Ehefrau getätigten Ausgaben auf 15 Pfennig sowie die Satzung betreffend gemeinsame Gewerbetätigkeit der Eheleute.

  • Cote : StAZH A 43.1.4, Nr. 25
  • Date : 1515 novembre 21
  • Tradition : Aufzeichnung (Einzelblatt)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.0 × 32.0
  • Langue : allemand

Eine der wichtigsten Kompetenzen des StadtgerichtsOrganisation : bestand in der Behandlung von Schuldangelegenheiten (Bauhofer 1943a, S. 156-158; 179-181). Als übergeordnete Weisungsinstanz fungierte der Kleine RatOrganisation : , der auf Ersuchen der Richter am StadtgerichtOrganisation : auch Rechtsauskünfte erteilte. Die vorliegende Auskunft, für die zusätzlich der Grosse RatOrganisation : beigezogen wurde, regelt einen zentralen Aspekt des ehelichen Güterrechts, insofern sie die Kompetenz von Ehefrauen zum eigenständigen Eingehen von Schuldverpflichtungen näher umreisst. Aufgrund ihrer hohen Bedeutung wurde sie auch in die Gerichtsbücher von 1527 und 1553 übertragen, wobei sich in Letzterem Zusätze von späterer Hand finden.

Zur vorliegenden Satzung vgl. Malamud 2003, S. 221; Malamud/Sutter 1999, S. 90-91; Weibel 1988, S. 56 (mit irrtümlichlicher Datierung der vorliegenden Aufzeichnung auf das Jahr 1512); allgemein zum Schuldenmachen durch Eheleute vgl. Matter-Bacon 2016, S. 204-211.

Texte édité

Variante alternative dans StAZH B III 53, fol. 17rStAZH B III 54, fol. 54r : Frowen, so für ir emannen umb
schulden versprechenWie ein froͧw mitt oder on iren
vogt für iren man versprëchen
mag
a
Als dann die richter am stattgerichtOrganisation : lu̍terung hand begert, wie sy sich
b soͤllint hallten gegen denen frowen, die c
mit gunst und willen irer emannen versprechentAjout au-dessus de la ligned umb e schulden, so die selben,
ire eman, biderlu̍ten schuldig syent, ob die selben frowen soͤllint bevoͤgtet sin oder nit. Uff das habent f–sich g–min herrenOmission dans StAZH B III 53, fol. 17r–g raͤt und burgerOrganisation :
erlu̍tert und
Variante alternative dans StAZH B III 54, fol. 54r : wir unns
–f erkennt:
Wo frowen mit gunst und wu̍ssen irer emannen h–fryg und ungetrungenAjout dans la marge de gauche avec un signe d’insertion–h fu̍r dieselben, ire eman, versprechint und verheissint, umb
louffent schulden, die sich von essens, trinckens und irs hußhaltens,
i–ouch kleider und
kleineter
Ajout dans la marge de gauche
–i wegen begebent und ufflouffint, das es by soͤlichem geheyß bliben und
die frowen von irer emannen wegen bezalung thuͦn und witer
nit bevoͤgtet sin soͤllint.
Wo aber ein frow fu̍r iren eman verheysse umb ein andere schuld, die sye groß oder klein, und darumb
das ir verpfenden, versetzen oder verschryben woͤlleAjout au-dessus de la lignej, die soͤlle sich mit gunst
irs mansVariante alternative dans StAZH B III 53, fol. 17r; StAZH B III 54, fol. 54r : emansk lassen rechtlich bevoͤgten und l das mit irem
recht gegebnen vogt thuͦn, sunst soͤlle soͤlicher ir geheyß in dem fal
kein chrafft haben.
Und dis lu̍trung und erkantnus solle
on abbru̍chig sin der satzung, dz ein frow hinder irem eman nit
me dann xviij Variante alternative dans StAZH B III 53, fol. 17r; StAZH B III 54, fol. 54r : hallermUnité monétaire : 18 deniers n hat gwalt hinweg zegeben, deßglich der
satzung, so da ist der frowen halb, so mit iren emannen zuͦ
gwyn und gwerb sitzent.1
Actum mitwuch vor KatherinePersonne :
anno etcAbréviation xv
Date : 21.11.1515
, pntpresentibus her burgburgermeister RoͤistPersonne : und reͣt und burgerOrganisation : .
[fol. v]Saut de page
[Note dorsale au verso par une main du XVIIIe siècle :]
Erkandtnuß, ob ein frauw für ihren mann um schulden versprechen möge, 1515Date : 01.01.1515 – 31.12.1515
[Note dorsale au verso par une main du XVIIIe siècle :] 1515Date : 01.01.1515 – 31.12.1515

Annotations

  1. Variante alternative dans StAZH B III 53, fol. 17rStAZH B III 54, fol. 54r : Frowen, so für ir emannen umb
    schulden versprechenWie ein froͧw mitt oder on iren
    vogt für iren man versprëchen
    mag.
  2. Suppression : mit.
  3. Suppression : fu̍r ir eman versprechent.
  4. Ajout au-dessus de la ligne.
  5. Suppression : die.
  6. Variante alternative dans StAZH B III 54, fol. 54r : wir unns.
  7. Omission dans StAZH B III 53, fol. 17r.
  8. Ajout dans la marge de gauche avec un signe d’insertion.
  9. Ajout dans la marge de gauche.
  10. Ajout au-dessus de la ligne.
  11. Variante alternative dans StAZH B III 53, fol. 17r; StAZH B III 54, fol. 54r : emans.
  12. Suppression : sust soͤlle.
  13. Variante alternative dans StAZH B III 53, fol. 17r; StAZH B III 54, fol. 54r : haller.
  14. Suppression : habe.
  1. Bei gemeinsam betriebenen Gewerbe besassen Ehefrauen erweiterte Kompetenzen zum eigenständigen Eingehen von Schuldverpflichtungen. Für die in der vorliegenden Aufzeichnung erwähnte diesbezügliche Satzung vgl. Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/1, S. 95-96, Nr. 94. Vgl. zusätzlich auch die Ordnung betreffend Haftung von Ehefrauen bei Schuldforderungen an den Ehemann bei gemeinsam betriebenem Gewerbe (SSRQ ZH NF I/1/3 78-1).