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SSRQ ZH NF I/1/3 73-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 73-1

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Urteil von Bürgermeister und Räten der Stadt Zürich im Streit zwischen Rebleuten und Konstaffel um die Zunftzugehörigkeit von Lohnarbeitern im Rebbau

1503 décembre 30.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich urteilen im Streit zwischen der zur Zunft zur Zimmerleuten gehörenden Gesellschaft der Rebleute einerseits und Beringer Schlik und seinem Sohn Felix andererseits sowie der Konstaffel als dritter Partei. Dies geschieht auf Klage der Rebleute, die der Meinung sind, dass Beringer Schlik und sein Sohn im Rebbau tätig sind und deshalb gemäss den Bestimmungen des Geschworenen Briefs der Gesellschaft der Rebleute beitreten sollten, was diese jedoch verweigern. Dem entgegnet Beringer Schlik, dass er keine Reben als Lehen mehr innehabe und neben dem Rebbau allerlei andere Handwerke ausübe. Aus diesem Grund bittet er um Mitgliedschaft bei der Konstaffel, wo er sich auch bereits habe einschreiben lassen. Sein Sohn Felix fügt bei, dass er keinen eigenen Haushalt führe und als Dienstgeselle im Tagelohn für verschiedene Arbeitgeber tätig sei. Die Konstaffel schliesslich weist auf die Bestimmung des Geschworenen Briefs hin, dass alle unzünftigen Personen zu ihrer Gesellschaft gehören sollten. Dies gelte auch für Beringer Schlik und seinen Sohn, zumal diese neben dem Rebbau auch andere Handwerke wie das Holzhauen ausübten. Nach Konsultation des Geschworenen Briefs urteilen Bürgermeister und Räte, dass sämtliche Personen, die im Rebbau tätig sind, ob eigenständig oder im Tagelohn sowie ungeachtet weiterer Tätigkeiten, der Gesellschaft der Rebleute und damit der Zunft zur Zimmerleuten beizutreten haben. Auf Bitte der Rebleute wird dieses Urteil als Urkunde ausgestellt. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel der Stadt Zürich.

Es handelt sich beim vorliegenden Eintrag um die Abschrift einer nicht erhaltenen Urkunde aus dem Jahr 1503. Bei Anlegung des Kopialbuchs der Zunft zur ZimmerleutenOrganisation : wurde sie um das Jahr 1540 in dieses übertragen. Ein zeitgenössischer Entwurf der Urkunde ist erhalten (StAZH B V 2, fol. 132r-v).

Die Bedeutung der KonstaffelOrganisation : als Sammelbecken für die nichtzünftige Bevölkerung geht auf deren Zunftbrief des Jahres 1490 zurück (SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 49).

Texte édité

Wir, der burgermeister, rat unnd der gross rathOrganisation : , genant die zweyhunndert, der statt ZürichLieu : , thuͦnnd kund mengklichem mit disem brief, das für unns zuͦ recht komen sind die erberen lüth, unnser lieben gethrüwen, die räblütOrganisation : , so inn unnser statt wonnhafft sind und in der zimberlüthen zunfftOrganisation : dienen unnd gehören, mit den selben iren meisteren der zimberlüthen zunfftOrganisation : eins unnd am andern teil Beringer SchlygPersonne : und FelixPersonne : , sin son, ouch am dritten teil gemeine ConstafelOrganisation : , desswägen, das die räblüthOrganisation : in unnser statt vermeinten, das alle die, so räbwärch bruchtind unnd räben buwtind, innhalt unnsers geschwornen briefs in der zimberlüthen zunfftOrganisation : diennen und gehören sölten, desselben hetten wir unns ouch in ettlichen jaren hievor erkenndt. Nun über das selbs widertind sich die beid SchlygenOrganisation : des, wiewol sy iren sitz inn der statt hetten unnd das räbwärch bruchtind, baten und begerten, das wir sy daran wysen unnd halten welten, das sy taten unnd in der räblüthen gsellschafftOrganisation : dienten als ir einer.
Dagegen dann Beringer SchlygPersonne : meint, er hett wol ein lechen gehept, aber jetz nit me, und behulffe sich allerley. Er hoffte aber nit, das er darumb zuͦ inen diennen sölt, sonnder möchte er by der ConstafelOrganisation : sin, ob er welt, da er sich ouch hett lassen inschryben. So meint der sun, er hett keinen eignen hußrouch unnd wäre ein dienender gsell und so er jetz nit dienst hett, werchete er ouch eim hie, dem anderen dört, und übernacht überkame er villicht aber diennst. Darumb er nit hoffte, das er zuͦ den räblütenOrganisation : sölt dienen.
Darwider vermeint dann die ConstaffelOrganisation : , die SchlygenOrganisation : wären nit sölich räblüthOrganisation : , das sy sich des allein betrügen, hetten nit eigen räben oder lechen, sonnder täten sy sunst etwan tagwan inn den räben und huwen [fol. 41r]Saut de page holtz durch ir narung willen. Darumb konden sy unnd annder ir glych nit für räblütOrganisation : geachtet werden, sy sölten unnd möchten ouch wol inn die ConstafelOrganisation : diennen, wie dann von alterhar komen wär unnd der geschworen brief das erlütterti, das die, so kein zunfft hetten und besonder holtzhower, in die ConstafelOrganisation : sölten diennen.
Unnd als sy das alles beidersydt nach vil me worten, unnot zemelden, zerecht satzten unnd wir darumb den geschwornen brief erhortten, haben wir unns zuͦrecht erkennt und gesprochen, das es by unnser vor ußgangnen urteil beliben, also das die, so räben zuͦ lechen buwen, ouch die, so umb lon inn den räben werchent unnd tagwen thuͦnnd, es sig vil oder wenig, für räblüthOrganisation : geachtet werden unnd in die obgenanten zunfft unnd der räblüthen gselschafftOrganisation : dienen söllen. Welicher aber sin eigen buwt oder ertagwen tuͦt, das er keinen lon nimpt, das sy denn nit zuͦersuͦchen haben. Unnd ob die räblüthOrganisation : sölicher erkanntnus nach fürspringen, des zuͦ recht gnuͦg ist, das die SchlygenOrganisation : oder annder also räbwärch gebrucht haben, wider dis unnser jetzig unnd vorig erkanntnus, so mögen unnd söllend die räblütOrganisation : die SchlygenOrganisation : unnd die anderen uff die anndern, uff die das fürbracht wirt, zuͦ inen züchen inn der gsellschafft unnd söllen ouch dannethin mit inen dienen und tuͦn, als ir einer, der in der gselschafft ist, so lang sy das räbwärch bruchen und geprucht hand.
Diser unnser erkantnus begerten die räblüthOrganisation : eins briefs, den wir inen zuͦgeben erkennt und daran des zuͦ erkund unser statt secret innsigel offennlich hencken lassen haben, der geben ist uff sambßtag vor dem nüwen jars tag, nach Cristus gepurt gezalt fünnffzechenhunndert und vier jareDate : 30.12.1503.