check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF I/1/3 26-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 26-1

Licence : CC BY-NC-SA

Mandat der Stadt Zürich betreffend den Aufwand an Hochzeiten, Wahlen von Amtspersonen, Taufen, Neujahr, Fasnacht sowie bei weiblicher Kleidung

1488 novembre 18.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich treffen Bestimmungen hinsichtlich der bei Hochzeiten und Brautläufen zulässigen Gästezahl, des Werts dabei vergebener Geschenke sowie bezüglich der Gastmähler auf den Trinkstuben (1). Weiter beschränken sie die Gastmähler, die anlässlich der Wahl von Amtspersonen wie Bürgermeistern, Zunftmeistern oder Ratsherren ausgegeben werden, auf jeweils ein Mahl zur ersten Wahl in ein Amt. Gastmähler zur Geburt eines Kindes sind nur beim ersten ehelichen Kind zulässig (2). Geregelt werden die Taufgeschenke und Neujahrsgaben der Paten sowie die Gastmähler der Kindbetterin. Ausnahmen gelten hier für Mütter, die der Konstaffel angehören (3). Beschränkungen unterliegen ferner die Neujahrsmähler auf den Trinkstuben sowie die als Stubenhitzen bezeichneten Geldgeschenke (mit Sonderbestimmungen für die Konstaffel, die Gesellschaft zum Schneggen und die Schützen) sowie die Neujahrsgeschenke an Stubenknechte sowie die Stadtknechte und Pfeifer (4). Ausgenommen von diesen Bestimmungen sind geistliche Personen innerhalb und ausserhalb der Stadt sowie Adlige mit Sitz ausserhalb der Stadt (5). Verboten sind künftig zur Fasnacht und zu anderen Zeiten die als Schlegel bezeichneten Gastmähler der Frauen auf den Trinkstuben (6). Der Aufwand bei Frauenkleidern und Schmuck wird eingeschränkt, ausgenommen davon bleiben die Mitglieder der Konstaffel und der Gesellschaft zum Schneggen. Gürtel mit Beschlägen bleiben Bürgerinnen, deren Ehemann ein Vermögen von 1000 Gulden oder mehr hat, vorbehalten. Ausnahmen gelten zudem für die Prostituierten der beiden Bordelle im Kratz und Auf dem Graben (7). Separate Bestimmungen werden für das Zürcher Herrschaftsgebiet ausserhalb der Stadt erlassen, wobei hier zusätzlich das Abhalten von Wettschiessen, Kegelturnieren und weiteren Veranstaltungen eingeschränkt wird (8). Es ist weder Bürgermeistern, Ratsherren noch Zunftmeistern erlaubt, gegen das vorliegende Mandat zu sprechen oder zu dessen Abschaffung zu raten (9). Alle Bestimmungen gelten jeweils bei Androhung einer Busse von zwei Mark Silber bei Zuwiderhandlung.

Texte édité


Wir, der burgermeister und raͧt der stat Zu̍richLieu : Organisation : , thuͦnd kund offenlich hiemit, das wir durch
unser gemeinen stat und aller burgern nutzes und fromen willen, och zuͦ vermidung merklichs
costens und unmessikeit, so dem gemeinen man zuͦ groser beschwaͤrung dienet, dis nachgeschriben
ordnungen und satzungen, die vor ziten von unsern altfordern och angesehen und gehalten
worden sind, ernu̍wert, gesetzt und geordnot haben, nun fu̍rerhin staͤt und unverbrochen zuͦhalten.1

Und am ersten von der brutloͤifen oder hochtziten wegen haben wir gesetzt, das ein jeglicher
burger oder inwoner Zu̍richLieu : hinfu̍r nit me dann uff einen tagPériode : 1 année und zuͦ einemQuantité : 1 mal hochzit
haben sol und zuͦ dem selben mal mag er laden, ist er ein gsell zem Ru̍denLieu : , die frowen, so uff die
gselschaft zem Ru̍denOrganisation : 2 gehoͤren, ist er aber von zu̍nften, so mag er laden die frowen, so och in die
zunft gehoͤren, darinn er ist, und sunst niemans noch niendert anderschwa usgenomen sin.
Und der brut gesipten fru̍nde, die mag er och laden, ob er wil, und welicher me oder daru̍ber luͤde oder
ob jemans ungeladen dahin kaͤme, deren jedas sol unser gemeiner stat zuͦ buͦs geben zwo march silberUnité monétaire : 2 marc argent .

Der selben frowen und gesten, so also zuͦ dem hochtzit geladen werden, sol niemans me gaben dann
ein gaͤb. Namlich die nechsten fru̍nde nit u̍ber ein guldinUnité monétaire : 1 florin und sunst die u̍brigen nit u̍ber fu̍nf
schilling
Unité monétaire : 5 sous/sols
. Doch sind in soͤlichem vatter und muͦter usgesetzt und fry gelasen, nach irem gefallen und
guͦtem willen zuͦ gaͧben. Und sol och sunst niemans keiner brut me geben, weder do sy gemehelt wirt
noch zuͦ dem brutlof, noch by der morgengab.3 Es sol och sunst weder brutgom noch brut, noch
entwederthalb dhein frund dem andern nichtz gaben noch kramen, in keinen weg. Und wer
daru̍ber taͤty, der ist unser gemeinen stat zwo march silberUnité monétaire : 2 marc argent verfallen.

Furer haben wir gesetzt und geordnot, das man von deshin keinem brutkom anderschwa sin schencke
zuͦ der hochtzit haben sol, dann uff der stuben, dahin er gehoͤrt, es sye in der gselschaft zem Ru̍denOrganisation :
oder den zu̍nften. Und sol och zuͦ soͤlicher schencke niemans komen noch gon, dann die, so zuͦ der
selben stuben von recht gehoͤren und dahin dienen, usgenomen des brutgoms und der brut
gesipten fru̍nde. Wer dawider taͤte, gipt zuͦ buͦs zwo march silbersUnité monétaire : 2 marc argent .

Es sol och sunst weder brutgoͧm noch brut niemans an solicher schencke essen geben noch daselbs
hin oder andre end kein essen beschicken, dann allein dem bru̍tgom fu̍r sich selbs, sunder sol
jederman sin essen fu̍r sich selbs haben, usgenomen ob des bru̍tgoms oder brut gesipten fru̍nde,
die frombd und usserthalb unser stat, har in zuͦ iren eren und soͤlicher schencke komen weren,
denen moͤgen sy essen schicken, ungevarlich. Wer darwider taͤte, gipt zuͦ buͦss zwo march silberUnité monétaire : 2 marc argent .4

Und als bishar ander schenckinen och gehalten sind, es sige einem burgermeister, raͧtsherren,
zunftmeistern oder andern zuͦ iren aͤmptern, daran sy erwellet, oder so einem kind worden sind,
und damit mercklicher cost gehalten worden ist, haben wir gesetzt und geordnot, das man hinfu̍r
einem burgermeister nit me dann, so er des ersten mals an soͤlich ampt erkoren wirt, ein schencke
halten sol. Und zuͦ derselben schencke moͤgen von der Constafel und allen zu̍nfftenOrganisation : geistlich und
weltlich komen und gon, die da wellen. Aber ratzherren, zunftmeistern oder andern zuͦ iren eren
und aͤmptern, daran sy erwellet, welicherley die sind, sol man och nit me dann einQuantité : 1 mal, des ersten,
so sy erkoren werden, schencke halten. Desglichen einem zuͦ sinem ersten kinde, so im wirdet in
der e, und nit witer und an keinem andern end, dann uff der stuben, dahin er gehoͤrt, es sye in der
geselschaft zem Ru̍denOrganisation : oder den zu̍nften und sol och zuͦ soͤlicher schencke niemans komen noch
gon, dann die, so zuͦ soͤlicher stuben von recht gehoͤren und dahin dienen, usgenomen des, dem die
schencky gehalten wirt gesipten fru̍nde und eines kinds goͤtte. Wer dawider taͤte gipt zuͦ buͦs
zwo march silbersUnité monétaire : 2 marc argent .
[p. 2]Saut de page

Fu̍rer haben wir gesetzt und geordnet, das an einer kindstouffe weder der goͤtte noch die gotten keinem
kind me inbinden noch geben sol, dann fu̍nf schilling Zu̍richer pfennigUnité monétaire : 5 sous/sols de Zurich oder des wert, ungevarlich.
Dagegen fu̍rer kein kindbetterin kein kuͤchlaten oder soͤliche ladung nit me halten, och den frowen,
so an die toͧffe komen, weder essen noch drincken geben, dann den schlechten erwin und sollen suss
weder goͤtty noch gotten kein kuͤchlaten geben, doch harinn vorbehalten den frowen, so uff die
geselschaft zem Ru̍denOrganisation : von recht gehoͤren, so deren eine ein kindbettery ist, das die ein kuͤchlaten
oder ladung zuͦ einemQuantité : 1 mal und nit me haben mag. Doch das die frowen, so an solich kuͤchlaten
geladen werden und dahin komen, der kindbetterin gantz nichtzit geben noch schencken.
Desglich sol weder goͤtty noch gotten dem kind nit me zem guͦten jar geben dann einQuantité : 1
kaͤs fu̍r acht schillingUnité monétaire : 8 sous/sols ungevarlich. Wer daru̍ber taͤte, der gipt zwo march silbersUnité monétaire : 2 marc argent zuͦ buͦss.

Und als bishar zuͦ des ingenden jars tagDate : 1. janvier mercklicher cost gehalten ist mit stubenhitz und
guͦten jaren, das zuͦ groser beschwaͤrung der gantzen gemeindOrganisation : dienet, soͤlichs zuͦverkomen haben
wir geordnot und gesetzt, das hinfu̍r niemans, der unser stat burger und inwoner ist, kein
stuben hitz noch guͦt jar geben sol, dann uff siner stuben, es sye in der gselschafft zem Ru̍denOrganisation :
oder den zu̍nften, dahin er dienet und von recht gehoͤret. Darinn ist vorbehalten den schiltern
zem Schneggen
Organisation :
5 iren su̍nen und bruͤdern, das die ir guͦt jar und stubenhitz dahin geben moͤgen,
wie von altem harkomen ist. Och harinn usgenomen die schu̍tzen, die sich des gebruchen, und
erber burger su̍ne, die ir vaͤtter stuben noch nit ernu̍wert und ander stuben angenomen
haben, das die och ir stubenhitz und guͦt jaͧr uff der schu̍tzen stuben geben und daselbs essen
und sin moͤgen, wie von altemhar. Und als von loblicher guͦter gewonheit bishar uff die
selben zit alweg unser burgermeister einer uff den Ru̍denLieu : , der ander uff den SchneggenLieu :
gangen ist, daby lasen wir es noch beliben und soͤllen och die schilter, so von recht uff den
SchneggenLieu : gehoͤren und die man zuͦ froͤid und fasnachtDate : des fêtes sans date fixe dahin beruͤft oder komen lat, als
dann by einem burgermeister daselbs essen, allein usgenomen die zunftmeister. Ob dheiner
ein schilter da were, das der nit destminder uff sin stuben gon und essen mag, da er meister ist.
Wer hiewider taͤte, der gipt zwo march silbersUnité monétaire : 2 marc argent zuͦ buͦs.

Und in sunders, das niemans dheinem stuben knecht nit me dann ein schillingUnité monétaire : 1 sou/sol und siner
frowen nit me dan ein schillingUnité monétaire : 1 sou/sol und der selben diensten, der sye vil oder wenig, nit me
dann vier pfennigUnité monétaire : 4 deniers als dann zuͦ guͦtem jar geben und suss iren kinden noch niemans
andern gar nichtzit geben noch schencken sol.

Hierinn sind die statknecht und pfiffer vorbehalten, das man denen ir guͦt jar geben mag,
als von altemhar komen ist. Wer hiewider taͤte, der gipt zuͦ buͦs zwo march silberUnité monétaire : 2 marc argent .

Doch sind in allen disen dingen usgesetzt und vorbehalten geistlich personen inn und uswendig
unser stat, darzuͦ herren und edel und der glich personen usserthalb unser stat gesessen, das
die all in disen stattuten, satzungen und ordnungen nit begriffen noch gebunden sin soͤllen.

Fu̍rer haben wir geordnot, das zuͦ fasnachtDate : des fêtes sans date fixe oder andern ziten fu̍rerhin die frowen zem Ru̍denLieu : ,
zem SchneggenLieu : noch in andern zu̍nften oder stuben kein gastung oder gemeine ladung under
inen, das man ein schlegel nempt, haben noch bruhen, sunder allein uff ir stuben, so man sy
dahin beruft zuͦsamen komen soͤllen, jeder man uff sin selbs kosten, doch ist jedem ein zimliche
gastung siner fru̍nden oder guͦt goͤnner nit verbotten. Wer hiewider taͤte, der gibt zuͦ buͦs
zwo march silberUnité monétaire : 2 marc argent .
[Note dorsale au-dessous de la ligne :]
Mandat wegen haltung der hochzeithen, schenki, mähleren, ein bindeten
bey den kindt tauffenen, einziehung der stuben hizen, wie vill man einem
stuben knecht etcAbréviation zum guth jahr geben solle, desgleichen den stattknechten und
pfeifferen, daß mann den frauwen an der fasnacht keine schlegel mähler
mehr geben solle.
[p. 3]Saut de page

Und als dann mercklich unordnung in unser stat under dem gemeinen man angefangen
und fu̍rgenomen ist, der kostlichen kleider6 halb, so frowen und tochtern an machen und tragen,
das zuͦ mercklicher beschwaͤrung und schaden einer gemeindOrganisation : dienet, soͤlichs abzuͦstellen
und in ein zimlich mas zuͦbringen, haben wir angesehen und geordnet, das hinfu̍r dhein
frow noch tochter in unser stat dhein silberin oder vergu̍lt haften, ringlin oder gespeng,
och dhein sidin gebraͧw oder belege an iren roͤcken, schu̍ben, halsmaͤnteln oder andrer
kleidung in keinen weg tragen sol, usgenomen deren frowen und tochtern, so von recht uff die
geselschaften zem Ru̍denOrganisation : oder zem SchneggenOrganisation : gehoͤren. Och das sus kein frow von der gemeindOrganisation :
keinen beschlagnen gu̍rtel machen noch tragen sol, doch in dem stu̍ck vorbehalten, das
ein buͤrgers efrow, der tusent guldinUnité monétaire : 1000 florins wert guͦtz oder daruber hat, einen beschlagnen
gu̍rtel haben und tragen mag, der ungevarlich zwoͤlff guldinUnité monétaire : 12 florins wert sye und nit daru̍ber,
och nit me dann einenQuantité : 1. Darzuͦ moͤgen die selben frowen sydin gebraͧw und beleginen in
bescheidenheit ungevarlich an iren kleidern tragen, doch an haͤftlin oder gespenng, wie
obstat. Und weliche dawider taͤte oder tru̍gen, das dann soͤlich gu̍rtel unser gemeinen
stat verfallen sin und zuͦ deren handen genomen werden soͤllen. Och weliche frow soͤlich
gu̍rteln a–jetz vor diser unsrer
ordnung machen
laͧsen oder sich hete
dz durch die soͤlich
guͤrteln
Ajout dans la marge de gauche par une autre main avec un signe d’insertion
–a, der sy vil oder wenig, verkoͤffen oder irem eman geben und lasen sol, die zuͦverkoͧfen
und zuͦ iren gewerbCorrection à la hauteur de la ligne, remplace : kben und noturfft zuͦbruhen. Und welich die daru̍ber behielte oder irem
man vor hette, das soͤlich gu̍rtel och gemeiner stat verfallen sin und zuͦ der handen genomen
werden soͤllen. Aber der haͤftlinen, ringlinen und siden halb als obstat, weliche hinfu̍r
dawider truͤge oder taͤte, die sol, so dick es beschicht, gemeiner stat zwo march silberUnité monétaire : 2 marc argent , on gnad,
zuͦ buͦs geben.

Doch sind in solichen stuck vorbehalten und fry gelaͧssen die ofnen, varenden frowen, so
in beiden hu̍sern im KratzLieu : und [Auff dem GrabenLieu : ]Endommagé par la restauration, complété(e) par analogiec7 offenlich sind, und kein ander.8

Demnach haben wir gesetzt und geordnot, damit in unsern graͤfschaften, herschaften und
gebieten och ein zimlich wesen gehalten und unmeͣssiger kost abgestelt werde, das es der
hochtziten und schenckinen halb gehalten werden sol, als hernach stat. Namlich, das ein
bru̍tgoͧm zuͦ sinem brutloͧf oder hochtzit nieman laden sol noch mag, dann die, so in sinem
kilspel gesessen sind und das och fu̍rer dheiner der unsern an dhein schencke gon noch komen
sol, dann die also in sinem kilspel gehalten wirt. Und in sunders, das niemans dhein nachschencke halten noch machen und soͤllen och sus die unsern, in wendig unser stat gesessen
sind, an dhein schencke, so uswendig gehalten wirt, noch die, so usswendig gesessen sind,
an dhein schencke in unser stat noch anderschwahin komen, dann wie vorstat. Harinn
sind vorbehalten und fry gelasen des brutgoms und der brut gesipten frunde und
welicher sust dawider taͤte, der sol unser gemeinen stat zwo march silbersUnité monétaire : 2 marc argent zuͦ buͦs geben.

Desglich sol ein jeder soͤlich hochzit oder brutlof nit me dann uff einen tagPériode : 1 jour zuͦ einemQuantité : 1
mal haben, och die personen, so geladen werden, nit me dann einQuantité : 1 gab geben, namlich ein
gesipter fru̍nde nitt u̍ber ein guldinUnité monétaire : 1 florin , oder des weͣrt, und ein andrer nit u̍ber fu̍nf [p. 4]Saut de page
schilling
Unité monétaire : 5 sous/sols
, oder des wert, ungevarlich. Doch sind harinn die rechten vatter und muter fry
gelasen nach irem willen zuͦgaben, wie dann in unser stat och zuͦ halten angesehen
ist und sol och sus niemans keiner brut me gaben, weder so sy gemaͤhelt wirt noch
zuͦ dem brutlof noch by der morgengab. Es sol och sus weder bru̍tgom noch brut entwederthalb
dhein fru̍nd dem andern nichtz gaben noch kraͧmen, in keinen weg. Wer dawider taͤte, der ist
gemeiner stat zwo march silbersUnité monétaire : 2 marc argent verfallen.

Sodann haben wir angesehen und gesetzt, das fu̍rerhin in unsern landen, herschaften
und gebieten niemans, weder edel noch unedel, dhein gemein schiessen beruͤffen noch halten,
och sus kein aventu̍r, es sye zuͦ kegeln oder in ander weg usgeben, noch sus kein versamnung
oder gemeine ladung beruͤffen noch tuͦn sol, usgenomen an rechten, ofnen kilwinen, da sy
von altemhar gewesen sind. Da mag man hingon, als von altem harkomen ist. Wer
dawider taͤte, der sol zwo march silbersUnité monétaire : 2 marc argent zuͦ buͦs geben.

Und damit dis unser loblich ordnungen und satzungen, so dem gemeinen nutz zuͦ guͦt
angesehen sind, uff recht und erberlich gehalten werden, so haben wir uns einheillencklich
erkent, das hinfu̍r dhein burgermeister, raͧtsherr oder zunftmeister anbringen, raͧtten, stu̍r
oder hilf geben sol, dis ordnungen abzuͦtuͦn oder zuͦverletzen. Und welicher dawider riete,
handlote oder taͤte, der sol gemeiner stat zwo march silbersUnité monétaire : 2 marc argent , on gnad, verfallen sin.
Dis
ist beschehen und beschlosen uff zinstag nach sant OtmarsPersonne : tag anno etcAbréviation lxxxviijDate : 18.11.1488.
[Note dorsale au-dessous de la ligne :] 1488Date : 01.01.1488 – 31.12.1488
[Note dorsale au-dessous de la ligne :]
Mandat wider die kostlichkeit der kleideren, hochzeitsordnung und abstellung
der schießeten, 14Correction par-dessus, remplace : 5d88.

Annotations

  1. Ajout dans la marge de gauche par une autre main avec un signe d’insertion.
  2. Correction à la hauteur de la ligne, remplace : k.
  3. Endommagé par la restauration, complété(e) par analogie.
  4. Correction par-dessus, remplace : 5.
  1. Die Bestimmungen des vorliegenden Mandats stiessen bei der Bevölkerung des ZürcherLieu : Herrschaftsgebiets auf Widerspruch und wurden im Zug des Waldmannhandels durch die eidgenössischenOrganisation : Vermittler am 9. Mai 1489 formell wieder aufgehoben (Forrer, Waldmannsche Spruchbriefe, S. 17).
  2. Zur KonstaffelOrganisation : und ihrem Gesellschaftshaus zum RüdenLieu : vgl. die Zunfturkunde des Jahres 1490 (SSRQ ZH NF I/1/3 49-1).
  3. Zur Morgengabe vgl. die erbrechtlichen Bestimmungen der Stadt ZürichLieu : (SSRQ ZH NF I/1/3 133-1).
  4. Bestimmungen zur Anzahl zugelassener Hochzeitsgäste sowie hinsichtlich des Werts der zu diesem Anlass gemachten Geschenke finden sich bereits im Richtebrief sowie in den Stadtbüchern (SSRQ ZH NF I/1/1, S. 122-123; Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/1, S. 64-65, Nr. 159-160). In der Frühen Neuzeit waren Hochzeiten und die damit verbundenen Gastmähler und Tanzveranstaltungen Gegenstand verschiedener gedruckter Mandate, vgl. dazu exemplarisch SSRQ ZH NF I/1/11 8-1.
  5. Zur Gesellschaft zum SchneggenOrganisation : und ihrem Gesellschaftshaus vgl. StAZH A 73.2.2, Nr. 1 sowie Usteri 1969.
  6. Eine erste ausführliche Kleiderordnung liegt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts vor (Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/1, S. 185-187, Nr. 372). Seit den 1470er Jahren wurden mehrere Vorschriften erlassen, die sich in erster Linie gegen zu kurze Kleider richteten (StAZH A 42.2.1, Nr. 17; StAZH A 42.2.1, Nr. 18). Ab dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts lag ein besonderes Augenmerk der Obrigkeit auf dem Verbot der geschlitzten Hosen, das verschiedentlich erneuert wurde (SSRQ ZH NF I/1/3 110-1). Zu den frühneuzeitlichen gedruckten Kleidermandaten, die sich durch eine zunehmende Ausführlichkeit und ständische Differenzierung auszeichnen, vgl. SSRQ ZH NF I/1/11 30-1. Für eine Übersicht über die Zürcher Kleidermandate vgl. Schott-Volm, Repertorium, S. 1057.
  7. Der aufgrund der schadhaften Stelle und der Restauration durch Papieranfaserung unleserliche Text wurde auf der Basis der Abschrift in ZBZ Ms L 3, fol. 17r sowie der Edition von Gagliardi, Waldmann, Bd. 1, S. 314 ergänzt.
  8. Zum Bordell im KratzLieu : vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 97-1; zum Bordell Auf dem GrabenLieu : vgl. KdS ZH NA III.II, S. 460. Allgemein zur Prostitution vgl. die Ordnung des Frauenwirts (SSRQ ZH NF I/1/3 167-1).