check_box zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF I/1/3 17-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 17-1

Licence : CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich für die Brotschau sowie Ernennung von Beschauern

ca. 1484 – 1487.

Die Stadt Zürich erlässt eine Ordnung für die Begutachtung des Brotes. Die Ordnung ist durch die Brotbeschauer zu beschwören. Die Brotbeschauer haben einmal täglich mit der Waage herumzugehen und das Brot zu überprüfen. Den Bäckern sollen sie mitteilen, dass alles Brot bis zum Zeitpunkt der Schau gebacken sein muss, nicht geschautes Brot darf nicht verkauft werden. Zu leichtes Brot, das nicht den Gewichtsvorgaben entspricht, müssen die Brotbeschauer zerschneiden, ebenso solches, das ungenügend gebacken ist. Die fehlbaren Bäcker sind der Obrigkeit anzuzeigen, welche Bussen verhängt. Bezüglich der Feiler wird festgelegt, dass diese das von ihnen gebackene Brot täglich in der Brotlaube zur Überprüfung vorlegen müssen und erst danach verkaufen dürfen, jedoch nicht zu Hause. Auf Zuwiderhandlung steht eine Busse von 10 Schilling. Zu Brotschauern eingesetzt werden Niklaus Frauenfelder vom Kleinen Rat, Heinrich Pfister von den Zunftmeistern und Hans Rey der Jüngere vom Grossen Rat. – Zusatz von anderer Hand: Den Feilern wird erlaubt, jeweils am Morgen und Abend nach der Schau Brot im Wert von 5 Schilling von der Brotlaube nach Hause zu nehmen und dort zu verkaufen.

  • Cote : StAZH A 77.2, Nr. 13
  • Date : ca. 1484 – 1487 (Datierung aufgrund der Erwähnung von Niklaus Frauenfelder und Heinrich Pfister als Brotbeschauer)
  • Tradition : Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.5 × 31.5
  • Langue : allemand
  • Scripteur : Ludwig Ammann, Stadtschreiber von Zürich (Zusatz)

In den periodisch erneuerten Bäckerordnungen setzte der RatOrganisation : die Brotgewichte fest, wobei er auf die Schwankungen des Getreidepreises reagierte (vgl. dazu die Ordnung des Jahres 1530, SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 148). Die Bäckerordnung des Jahres 1416 schrieb vor, dass in der im Erdgeschoss des RathausesLieu : untergebrachten Brotlaube, wo die Feilbäcker ihre Stände hatten, eine öffentliche Waage aufgestellt sein musste, damit die Kunden die Korrektheit der Gewichte überprüfen konnten (Zürcher Stadtbücher, Bd. 2/1, S. 49-51, Nr. 74). Zusätzlich wurden Gewicht und Qualität der Brote durch die amtlichen Brotbeschauer begutachtet. Deren Tätigkeit erwähnt bereits der Zunftbrief der Bäcker des Jahres 1336 (QZZG, Bd. 1, Nr. 11). Die Bäckerordnung von 1416 sieht die Ernennung von drei Beschauern vor, welche ein- bis zweimal wöchentlich die Brote zu kontrollieren hatten.

Im Jahr 1481 beschloss der RatOrganisation : die Ausarbeitung einer ausführlichen Ordnung für die Brotbeschauer, welche diese jährlich zu beschwören hatten (StAZH A 77.2, Nr. 9). In den nachfolgenden Jahren wurde diese jeweils anlässlich der Einsetzung der Beschauer leicht erweitert (StAZH A 77.2, Nr. 10; StAZH A 77.2, Nr. 11). Die vorliegende Aufzeichnung lässt sich durch die Amtszeiten der Räte Niklaus FrauenfelderPersonne : und Heinrich PfisterPersonne : auf die Mitte der 1480er Jahre datieren.

Für den Zunftbrief der Zunft zum WeggenOrganisation : vgl. SSRQ ZH NF I/1/3, Nr. 44; zur Brotlaube vgl. Brühlmeier 2013, S. 243-245.

Texte édité

Dis nachgeschriben ordnung sollent die protschower zuͦ hallten sweren

Item das die brotschower alle tagDurée répétée : 1 jour sollent des brot geschowenn und mit der wag umb gan und mit den pfisternOrganisation : reden, das sy uf die stund, als inen das verkundet ist, oder fu̍rer durich die brotschower bestympt wirdt, gebachen habent. Und das ouch sy mit den pfisternOrganisation : redent, das sy by ir eyden niemant dehein brot gebent, biß das soͤlich gebachen brot alle tagDurée répétée : 1 jour geschowet werd. Und das sy ouch also in die brot tilinen gon soͤllent und vor, hinden und an mitten daruß nemenn und das also beschowenn. Und ob ettlich pfisterOrganisation : , so die brotschower umbgiengent, noch nit gebachen hetten, mit den selben zuͦreden, von dem selben brot by ir eyden niemand nutzit zuͦgeben, biß das die brotschower das, als vor stat, ouch schowent.
Und das ouch die pfisterOrganisation : alle by iren eyden inen das brot, so sy gebachen habent, alle tagDurée répétée : 1 jour zoͤigent. Und weliches unnder acht und drissigCorrection d’une main plus récente au-dessus de la ligne, remplace : zwentzigka lottenPoid : 28 lot pain wigt, dero man git xx brot : 20 miches pain fu̍r ein fiertelMesure de volume : 1 un quart , das die geschnittenn werden soͤllent und des glich x : 10 miches pain , xxx : 30 miches pain und xl : 40 miches pain yeglichs nach marchzall.1 Und ob sy ouch brot findent, das tenck und mit gevaͤrlikait gebachen wëre, von soͤlichem brot zuͦnemenn und zuzeichenn, wes das sye, und fu̍r unser herrnn zebringen. Und wie denn min hernn das straffen, das es also beston und das die geschnittennen buͦssen und wie unnser hernn von des tengken brotz wegen die buͦssen machen, das die dem BallingerPersonne : 2 empfolhenn werden und der die von stund an von denen in ziechen sol. Und ob im soͤlich buͦssen zuͦgeben nit gefolgen moͤchten, das er es dann fu̍rderlich minen herenn fu̍rlegen, sich dem nach wytter zeunderreden, wie die ingetzogenn werdenn sollent.

[p. 2]Saut de page

Und das die brotschower das brot, so die veiler bachent, zuͦ glicher wiss und obstat schowen und was sy zuͦ klein bedunckt schniden und die buͦssen, als obstat, ouch in getzogen werdenn sollent.

Und besonnders ouch des veylen brots halb habent miner herren angesechenn und geordnet, das alle die, so brot zuͦ veilem koff bachen, taͤglichsDurée répétée : 1 jour alles das brot, so sy des tagsPériode : 1 jour verkauffen wellen, uf ein naͤmliche stund, so inen ye im jarPériode : 1 année nach gelegennheit des zits durch die brotschower gesetzt wirt, in der brotlouben by einander samentlich haben und die brotschower das alltagDurée répétée : 1 jour beschowen und was zuͦ klein oder straffpar ist, zerschniden. Und sollent suss die veilbacher by iren hu̍sern ganntz dehein brot verkauffenn, deßglichen, ob einer uff die stund, so soͤlich brot geschowet wurde, das sin in der brotlouben nit hette, das er dann nu̍tzit verkouffen, biß es geschowet werde.
Und welicher wider deren dheins hanndeln oder sin brot zuͦ klein funden wurde, sol zuͦ buͦss zechen schillingUnité monétaire : 10 sous/sols , aͧn gnad, so offt das beschicht, geben.

Unnd sind gesetzt zuͦ brotschowern:

Niclaus FrowenfeldPersonne : von raͤtenOrganisation : , Heinrich PhisterPersonne : von meisternOrganisation : , Hanns Rey der junngPersonne : von burgernOrganisation : .

[p. 3]Saut de page

b– Min herrnn haben by soͤlicher ordnung den pfisternOrganisation : naͧgelaͧssen und vergoumen, daß die veiler von dem brot, so am morgenPériode : le matin, als obstaͧt, geschowet wirdt, einer byß uff fu̍nnff schillingUnité monétaire : 5 sous/sols wert ungevaͧrlich wider heim zuͦ hus schicken, desglich zuͦ nachtPériode : la nuit, so die brotlouben beslossen wirdt, aber fu̍nnff schillingUnité monétaire : 5 sous/sols wert mit im heimtragen und das by sinem hus verkouffen mag, daͧmit biderblut des minder manngel haben.Ajout sur la page suivante par une autre main–b

[p. 4]Saut de page
[Note dorsale au verso :] Der brotschauweren ordnung und eid

Annotations

  1. Correction d’une main plus récente au-dessus de la ligne, remplace : zwentzigk.
  2. Ajout sur la page suivante par une autre main.
  1. Diese Angaben beziehen sich auf die Brote der Fochenzer, die aus dem Getreide Brot herstellten, das ihnen ihre Kunden zur Verfügung stellten. Je nach Anzahl von Broten, die aus einem Viertelmütt Getreide gebacken wurden, sprach man von Zehner-, Zwanziger-, Dreissiger- und Vierzigerbroten (wobei sich das vorgeschriebene Gewicht umgekehrt proportional zur Anzahl Brote bemass). Die Brote der Feiler hingegen waren nach ihrem Preis benannt, weshalb ihr Gewicht vom Preis des Getreides abhängig war. Zu den Berufsgruppen der Fochenzer und Feiler und deren Broten vgl. Brühlmeier 2013, S. 148-150.
  2. Vermutlich handelt es sich um Rudolf BaldingPersonne : , der für das Jahr 1484 als Einnehmer von Bussen belegt ist (StAZH B VI 235, fol. 461v).