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SSRQ ZH NF I/1/3 121-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 121-1

Licence : CC BY-NC-SA

Übergabe der Herrschaftsrechte und Besitzungen des Fraumünsters an Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich

1524 décembre 8.

Katharina von Zimmern, Äbtissin des Fraumünsters, erklärt aus eigenem Willen und ungezwungen den Verzicht auf das Äbtissinnenamt sowie auf sämtliche Herrschaftsrechte und Besitzungen des Fraumünsters, das dieses seit seiner Stiftung von römischen Kaisern und Königen erhalten hat, mitsamt allen Freiheitsbriefen, Zinsbriefen und weiteren Urkunden, Urbaren, Rödeln und Registern sowie den darin verzeichneten Ansprüchen auf Zinsen, Zehnten, Renten, Nutzungsrechte, Gülten, Leibeigene, Güter und Amtsrechte, wobei einzig der Besitz von Chorherren und Kapitel vorbehalten bleibt. Sie vollzieht dies in Absprache mit ehrlichen, frommen Personen, zur Erleichterung ihres Gewissens sowie zu Lob und Ehre Gottes, wozu sie als alleinige Herrin und Äbtissin des Fraumünsters befugt ist. Dies geschieht in Übereinstimmung mit dem Willen ihres verstorbenen Vaters Hans Werner Freiherr von Zimmern, der sie in dieses Kloster gesetzt, jedoch nicht unter den Schutz von Chorherren und Kapitel, sondern von Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich gestellt hat. Deshalb übergibt sie in der Folge das Fraumünster und die damit verbundenen Herrschaftsrechte, Zinsbriefe und andere Urkunden, Urbare, Rödel und Register, Amtleute und Ämter, Leibeigene und Güter an Bürgermeister, Kleinen und Grossen Rat der Stadt Zürich, die sie künftig in Besitz nehmen und verwalten sollen. Die Äbtissin siegelt mit dem Äbtissinnensiegel und dem Sekretsiegel des Fraumünsters.

  • Cote : StArZH I.A.501.
  • Date : 1524 décembre 8
  • Tradition : Original
  • Support d’écriture : Pergament
  • Dimensions l × h (cm) : 51.5 × 27.0 (Plica : 7.5 cm)
  • 2 sceaux :
    1. Äbtissin Katharina von ZimmernPersonne : , cire, ovale pointu, attaché à une lanière en parchemin, bien conservé
    2. Abtei FraumünsterPersonne : , cire, rond, attaché à une lanière en parchemin, bien conservé
  • Langue : allemand
  • Edition

Der Ausstellung der vorliegenden Urkunde ging eine auf den 30. November 1524 datierte Verzichtserklärung der Äbtissin gegenüber Bürgermeister und Rat voraus, die in Form eines Konzepts überliefert ist (StArZH III.B.961.6; Edition: Gysel/Helbling 2000, S. 193-194). Darin bietet die Äbtissin die Übergabe der Herrschaftsrechte des FraumünstersOrganisation : an Bürgermeister und RatOrganisation : an, weist jedoch gleichzeitig darauf hin, dass ihr geraten worden sei, gegen den Verlust ihrer Rechte Unterstützung beim Bischof von KonstanzLieu : , den EidgenossenOrganisation : oder ihrem Bruder, dem Freiherrn von ZimmernOrganisation : , zu suchen. Sie habe davon jedoch abgesehen, um Schaden von der Stadt abzuwenden. An ihren Verzicht knüpft sie die Bedingung, dass ihr selbst ein ihrem Stand angemessener, lebenslänglicher Unterhalt eingeräumt werde. Noch am selben Tag bestätigte der RatOrganisation : die Übergabe und ordnete eine Botschaft ab, um der Äbtissin zu danken und über das weitere Vorgehen zu verhandeln (StAZH B VI 249, fol. 143v). Am 5. Dezember gab er die Erstellung der vorliegenden Übergabeurkunde in Auftrag (StAZH B VI 249, fol. 144r-v). Von der Urkunde ist ein Entwurf erhalten, der vom 7. Dezember 1524 datiert (StArZH III.B.961.9; Edition: Wyss 1851-1858, S. 467-468, Nr. 497). Am 8. Dezember bestätigten Bürgermeister und RatOrganisation : die Aufnahme von Katharina von ZimmernPersonne : in ihren Schutz und verliehen ihr eine jährliche Rente (SSRQ ZH NF I/1/3 122-1).

Bis zum Verzicht war die Äbtissin des FraumünstersOrganisation : nominell Stadtherrin von ZürichLieu : . Wichtige, an die AbteiOrganisation : gebundene städtische Herrschaftsrechte betrafen insbesondere die Münzprägung sowie die Einsetzung des Schultheissen des StadtgerichtsOrganisation : (zum Münzrecht vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 70-1; zum Schultheiss SSRQ ZH NF I/1/3 135-1).

Zur Übergabe der FraumünsterabteiOrganisation : vgl. Knecht 2016, S. 62-64; KdS ZH NA II.I, S. 64; Niederhäuser 2012, S. 134-135; Rübel 2000; HS III, Bd. 1, S. 1987-1988; zu Herrschaftsrechten und Besitzungen des FraumünstersOrganisation : auf der Landschaft vor und nach der Reformation vgl. Köppel 1991; zu Katharina von ZimmernPersonne : vgl. den Kommentar zu SSRQ ZH NF I/1/3 122-1.

Texte édité


Wir, KatherinaPersonne : , von gottes gnaden aͤptissin des gotzhuses Frowen Moͤnster zuͦ Zu̍richLieu : Organisation : , bekennend offembar und tuͦnd kunt allermengklichem, gegenwu̍rtigen und ku̍nfftigen, denen soͤlichs zuͦ wissen not ist.
Als wir von wilend dem wolgepornen herren, hern Hanß Wernhern, fry herren von ZimernPersonne : etc.Abréviation,
unßerm lieben herren und vatter, in das vermelt gotzhus geton und doch nit den herren vom cappittelOrganisation : unßers gotzhus und stifft, besonder den strengen, vesten,
fu̍rsichtigen, ersamen und wisen burgermaistern und rate der statt Zu̍richLieu : Organisation : , unsern lieben herren und fru̍nden, mit getru̍wer bevelh als voͤgten und schirmherren ergeben sind und wir dann in betrachtung unßers herren vaters gemuͤt bedenckend, och ainige frow und aͤptissin dises gotzhus sind, deshalb wir dis mals,
besonder dirre zitt, nach gstallt der löffen, soͤlichs zuͦtuͦnd wol macht, haben wir unßer gewu̍ssne und conscientz entladen, die ere und lob gottes zuͦ hertzen
genomen, als billich ain jeder cristen mentsch in ontzwifenlicher hoffung, goͤttliche ordnung ze volbringen, ston sol, und uff soͤlichs frys, guͦtz willens,
onbetzwungen, besonder mit vorgehapten rate erlicher, fromer lu̍ten und unßer selbs besten verstentnu̍ß, der wirde der aptyOrganisation : , och des vermelten unßers gotzhus und gotzhus fryhaiten, die unnser vordern und wir von hochloblicher gedechtnuss, RoͤmischenLieu : kayßern und ku̍ngen von der zitt der stifftung unßers
gotzhus untz har gehept und noch habent, sampt den fryhaitz briefen, zinß briefen und allen andern briefen, urbar buͤchern, roͤdeln und registern u̍ber alle
zinß, zechenden, renndt, nu̍tz, gu̍lt, lu̍t und guͦt, amptlu̍t und aͤmptere und u̍ber alles das, so soͤlich brieff, urbar, roͤdel und register innhaltend, wie das
alles genant, geschaffen ist, das minder und das merer, gar nu̍tz davon gesu̍ndert, doch vorbehalten den chorherren und cappittelOrganisation : das ir, gantz und gar entzigen,
vertzigen und begeben und jetz tuͦnd in krafft dis briefs, wie wir das in der aller hoͤchsten und besten form, das es vor gaistlichen und weltlichen lu̍ten, rechten richtern
und gerichten allenthalb aller best krafft und macht haben sol und mag, tuͦn soͤllent und moͤgent, und das alles sampt und sonders den vorbenanten,
unßern lieben herren und fru̍nden burgermaistern, rate und burgern der statt Zu̍richLieu : Organisation : in und zuͦ iren handen geben, geantwurt und u̍bergeben, also, das
si und ir ewig nachkomen das gotzhus, die fryhaiten, zinß und ander briefe, urbar, roͤdel und register, amptlu̍t und aͤmptere, lu̍t und guͦt, sametlich und
sonderlich innhaben, versehen, besetzen, entsetzen und bewerben soͤllent und moͤgent, nach irem willen und gefallen und als si gott, dem allmechtigenn,
darumb antwurt geben wellent, von uns und allermengklichem von unnßer wegen gantz und gar ongesumpt und ongeiert, dann wir dis uffgab und
vertzihung bi unßern wirden, eren und guͦten tru̍wen wär, vest, steͣt und onverbrochenlich zehalten gelopt haben, gevaͤrd harinne vermitten.
Und des
alles zuͦ warem urkund unser obgeschribner fryen uffgab und end unßer wirde der aptyOrganisation : , haben wir unßer aͤptlich insigel zuͦ sampt unßerm secrett
insegel zuͦ merern vestnung an disen brieff tuͦn hencken, uns aller vorberuͤrter dingen jetz und ewigklich zuͦ besagen.
Dise frye uffgab ist beschechen und diser
brieff geben an unnßer lieben frowen tag, als si empfangen ward, von der gepurt Cristi, unnßers lieben herren, do man zallt tusend fu̍nffhundert
zwaintzig unnd vier jar
Date : 08.12.1524
.
[fol. v]Saut de page
[Note dorsale au verso par une main du XVIIIe siècle :]
Frau Katharina von ZimberenPersonne : , die letste eptissin bey dem Frau MünsterLieu : ,
übergibt dem raht und bürgeren zuͤ ZürichLieu : Organisation :
alle des klosters stifftungs-, freyheits-, zins- und andere brief, urbarien, rödel u.und register, über alle zins, zehenden, rendt, nütz, gült, leüth und gut, amtleüth u.und ämter,
sich deren gantz und gar entziehende, jedoch den chorherrenOrganisation : und dem gstifftOrganisation :
das ihre vorbehalten.
ZürichLieu d’origine : , aoanno 1524, den 8ten tag christmonatsDate : 08.12.1524.