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SSRQ ZH NF II/11 11-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, par Ariane Huber Hernández et Michael Nadig

Citation : SSRQ ZH NF II/11 11-1

Licence : CC BY-NC-SA

Verpfändung der Vogtei Höngg durch das Kloster Wettingen an die Stadt Zürich

1384 septembre 10. Kloster Wettingen

Abt und Konvent von Wettingen geben der Stadt Zürich für die von ihrem Kloster geschuldeten 1000 Gulden die Vogtei Höngg über Leute und Güter als Pfand. Die Verpfändung erfolgt mit Einwilligung der Herrschaft Österreich und die Stadt Zürich erhält die Vogtei mit allen Rechten und Nutzen, wie das Kloster sie von Johann von Seen erworben hat. Abt und Konvent verzichten für sich und ihre Nachkommen auf jegliche Ansprüche im Zusammenhang mit der Vogtei, solange die Schuld unbeglichen bleibt. Ausserdem sichern die Pfandgeber der Stadt Zürich zu, deren Rechte an der Vogtei vor geistlichen und weltlichen Gerichten zu schützen. Die Aussteller siegeln.

  • Cote : StAZH C I, Nr. 3054
  • Date : 1384 septembre 10
  • Tradition : Original
  • Support d’écriture : Pergament
  • Dimensions l × h (cm) : 36.0 × 19.0 (Plica : 3.5 cm)
  • 2 sceaux :
    1. Abt Johann Paradyser von WettingenPersonne : , cire, en forme de bouclier, attaché à une lanière en parchemin, bien conservé
    2. Konvent des Klosters WettingenPersonne : , cire, rond, attaché à une lanière en parchemin, bien conservé
  • Langue : allemand
  • Regest

  • Cote : StAZH B I 277, fol. 28r-29r
  • Date : 1428
  • Tradition : Abschrift (Grundtext)
  • Support d’écriture : Pergament
  • Dimensions l × h (cm) : 23.5 × 32.0
  • Langue : allemand
  • Cote : StAZH B III 66, fol. 150r-v
  • Date : ca. 1545 – 1550
  • Tradition : Abschrift (Grundtext)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.5 × 32.0
  • Langue : allemand

Neben den Erwerbungen der Vogteien ZollikonLieu : mit StadelhofenLieu : (1358Date : 1358) und KüsnachtLieu : (1384Date : 1384) stellt HönggLieu : eine der ersten Herrschaftserwerbungen der Stadt ZürichLieu : dar (Sibler 1998, S. 273; HLS, Zollikon). Da das Kloster von seinem Recht der Wiederlösung (vgl. Gegenbrief vom 12. September 1384Date : 12.09.1384: StAAG U.38/0700; Regest: URStAZH, Bd. 2, Nr. 2988) nie Gebrauch machte, verblieben die Vogteirechte über HönggLieu : bei der Stadt ZürichLieu : , an die im Zuge der Reformation 1525Date : 1525 auch das Niedergericht von Propst und Kapitel des GrossmünsterLieu : sOrganisation : übergeben wurde (vgl. SSRQ ZH NF II/11 53-1, S. 6). Die Vogtei über den Weiler RütihofLieu : am HönggerbergLieu : , der zum FraumünsterLieu : (-amt) gehörte, hielt dagegen die Gerichtsherrschaft WeiningenLieu : inne, womit der [Birch-]RütihofLieu : bis zum Ende des Ancien Régime politisch zur Grafschaft BadenLieu : zählte (HLS, Höngg; KdS ZH NA V, S. 44, 220-222). Auf die vogteilichen Rechte in HönggLieu : geht der Pfandbrief nicht näher ein, sondern verweist lediglich auf die Verhältnisse beim Erwerb der Vogtei von den von SeenOrganisation : durch das Kloster (vgl. SSRQ ZH NF II/11 8-1).

Texte édité


Wir, der abt und der convent gemeinlich des closters ze WettingenLieu : Organisation : , des ordens von CitelsLieu : Organisation : , in CostentzerLieu : bistuͦmOrganisation : , verjechen und tuͦn kunt offenlich mit disem brief allen, die in sehent oder hoͤrrent lesen, das wir von des obgenobgenanten u̍nsers gotzhus wegen gemeinlich von rechter und redlicher schuld
wegen schuldig syen und gelten su̍llen dien fromen wisen, dem burgermeister, dien raͤten und dien burgern gemeinlich der stat Zu̍richLieu : Organisation : tusent guldinUnité monétaire : 1000 florins
guͤter und geber an gold und an gewicht, die wir inen jetz angandes gewert und bezalt solten han und die anstanden not ze verkomen.1 So haben wir
mit wolbedachtem muͦt und mit sinneklicher vorbetrachtung, mit gemeinem einhelligem rat u̍nsers conventes und aller der, die zuͦ u̍ns gehoͤrent, und
mit willen, gunst und urlǒb u̍nser gnaͤdigen herschaft von OͤsterrichLieu : Organisation : 2, dien vorgenvorgenanten, dem burgermeister, dien raͤten und dien burgern der stat Zu̍richLieu : Organisation : umb die
vorgeseiten tusent guldinUnité monétaire : 1000 florins ze einem rechten, redlichen, werenden pfant, nicht abzeniessen, versetzet und in geantwu̍rt u̍nser vogtey ze HoͤngLieu : u̍ber lu̍t
und u̍ber guͦt mit aller rechtung, fryheit und ehafti, so von alter her von recht oder von gewonheit dar zuͦ gehoͤret, und als her Johans selig von SeheinPersonne : 3
die selben vogtey an u̍ns bracht hat4 an geverd. Also und mit dem geding, das die vorgenvorgenanten von Zu̍richLieu : und all ir nachkomen die vorgeschriben vogty mit aller
ir zuͦgehoͤrung und in dem recht, als vorbescheiden ist, in eines rechten wernden pfandes wise, ane abslahen der nu̍tzen, haben und niessen, besetzen und
entsetzen su̍llent, wie inen das fuͤget, als lang und all die wile, so si von u̍ns noch von u̍nsern nachkomen umb die vorgeseiten tusent guldinUnité monétaire : 1000 florins von dien selben
von Zu̍richLieu : gentzlich nicht erlediget noch erloͤset ist an all geverd. Wir haben u̍ns oͧch fu̍r u̍ns und all u̍nser nachkomen gar und gentzlich entzigen und entzihen u̍ns mit disem brief alles rechten, vordrung und ansprach, so wir oder u̍nser nachkomen nach der vorgeschriben vogtey ze HoͤngLieu : mit aller ir zuͦgehoͤrung
untz an die losung der vorgeseiten tusent guldinUnité monétaire : 1000 florins dehein wise jemer gewinnen moͤchtin, gen dien obgenobgenanten, dem burgermeister, dien raͤten und burgern gemeinlich
der stat Zu̍richLieu :
Organisation :
, oder gen ir nachkomen mit geistlichen oder mit weltlichen gerichten oder mit deheinen andern sachen an all geverd. Wir haben oͧch ze des obgenobgenanten
u̍nsers gotzhus wegen gemeinlich fu̍r u̍ns und fu̍r all u̍nser nachkomen, die wir vesteklich hie zuͦ binden, mit guͦten tru̍wen gelopt und verheissen, der vorgeschriben vogty ze HoͤngLieu : mit aller ir zuͦgehoͤrung und in dem recht, als vorbescheiden ist, hinnanhin eweklich fu̍r ein recht werend pfand, nicht abzeniessen, recht
weren ze sin der vorgenvorgenanten, des burgermeisters, der raͤten und der burgern gemeinlich der stat Zu̍richLieu : Organisation : , und aller ir nachkomen, und si oͧch dar umb hinnanhin jemer
mer gen menlichem ze versprechen und ze verstan vor geistlichen und vor weltlichen gerichten und mit namen an allen stetten, wo und wenn si des notdurftig
sint, und oͧch all die wile, so wir die selben vogty umb die vorgeseiten tusent guldinUnité monétaire : 1000 florins von inen nicht erledigot noch erloͤset haben, an all geverd.
Her u̍ber ze
einem offenn und vesten urku̍nd, das dis vorgeschriben alles nu und hienach war und stet belib, so haben wir, die vorgenvorgenanten, der abt und der convent
des closters ze WettingenLieu :
Organisation :
, u̍nsru̍ insigel fu̍r u̍ns und u̍nser nachkomen offenlich gehenket an disen brief, der geben ist in dem vorgenvorgenanten u̍nserm gotzhus
ze WettingenLieu :
Organisation :
, an dem zehenden tag des ersten herbstmanodes, do man zalt von Cristus gebu̍rt dru̍zehen hundert und achtzig jar, dar nach in
dem vierden jare.
Date : 10.09.1384
[fol. v]Saut de page
[Note dorsale au verso :]
Vogtey ze HoͤngLieu :
[Note dorsale au verso par une main du XVe siècle :]
Von dem apt WettingenLieu :
[Note dorsale au verso par une main du XVIe siècle :]
Pfandbrief umb HōnggLieu : 1384
[Note dorsale au verso par une main du XVIIIe siècle :]
Ingrossiert

Annotations

    1. Bei dem geschuldeten Betrag von 1000 GuldenUnité monétaire : 1000 florins handelt es sich gemäss Bauhofer nicht um ein Zürcher Darlehen, sondern um eine Busse, die das Kloster WettingenLieu : der Stadt ZürichLieu : infolge eines in der ersten Jahreshälfte 1384 ergangenen Rechtsspruchs (StAZH B VI 217, fol. 273r) hätte entrichten sollen (Bauhofer 1947, S. 10-11; Sibler 1998, S. 273).
    2. Die Vogtei war bis zur Abtretung an das Kloster Wettingen Organisation : im Jahr 1366Date : 1366 österreichisches Lehen (StAAG U.38/0596; Regest: Reg. Habs. V/1, Nr. 169; URStAZH, Bd. 1, Nr. 1777).
    3. Johannes von SeenPersonne : , verstorben 1395 (HBLS, Bd. 6, S. 324).
    4. Am 23. Juni 1365Date : 23.06.1365 erklärten Abt AlbrechtPersonne : und der Konvent des Klosters WettingenLieu : , dass der Verkauf der Vogtei in HönggLieu : am 12. Mai 1365Date : 12.05.1365 durch Johannes von SeenPersonne : (SSRQ ZH NF II/11 8-1) an das Kloster WettingenOrganisation : mit Zustimmung von Propst Brun BrunPersonne : und dem Kapitel der Propstei ZürichLieu : erfolgt sei (StAAG U.38/0589; Regest: URStAZH, Bd. 1, Nr. 1700). Dabei sei vereinbart worden, die Propstei und deren sich in der Vogtei befindenden Güter und Leute bei den bisherigen Rechten und Nutzen zu belassen (vgl. StAZH C II 1, Nr. 348; Regest: URStAZH, Bd. 1, Nr. 1697). Am 7. Dezember 1366Date : 07.12.1366 traten schliesslich die Brüder AlbrechtPersonne : und LeopoldPersonne : , Herzöge von Österreich, das Eigentum an der Vogtei über Höngg, das die von SeenOrganisation : als Lehen besessen hatten, an das Kloster Wettingen ab und verzichteten auf ihre Lehensrechte (vgl. Anm. 2).