Wir, der
landtamman, rath und gemein landtlüth
zuͦ GlarusOrganisation : , bekhennend unnd thuͦnd khundt allermenncklichem
offenbar hiemit disem brieff, das alsdan wir uff hütt, den
letsten sontag im aprellen, do man zallt nach der
geburt ChristiPersonne : thusent
fünffhundertsechßtzig und fünff jareDate : 29.04.1565, zuͦ
SchwandenLieu : , an einer offnen
landtsgmeindTerme : nach altem, loblichem bruch und
jarlicherDurée répétée : 1 année gewonheit unsers gemeinen landts sachen wegen by einanderen versampt gewesen, alda für uns an
ein offne landtsgmeind kommen und erschinen sind unser lieb und gethrüw
underthonen,
burger und lanndtlüth uß unser
herrschafft WärdenbergOrganisation : , mit namen
Andres GassenßerPersonne : ,
ammannTerme : ,
Felix MaderPersonne : ,
weybellTerme : (beid gesagter gstalt unser
amptslüthTerme : daselbs),
Pali SchwarzPersonne : ,
Hans
TischhuserPersonne : und
Mathyas
WollffPersonne : , als verordnete
sandtbottennTerme : , und liessent in namen gemeiner
burgeren und landtlüthen unser vorgemelter herrschafft
WärdenbergOrganisation : mundtlichen fürtragen und anzeigen ein sach, die
sich vor jaren zuͦ den unrhuͦwigen zythen, so sich fast allenthalben inn
Tütscher NationLieu : 1 under den
underthonen erhuͦbent, ungefelligklichen begeben und zuͦgetragen.
Namlich, das sy, unsere underthonen,
burger und
landtluth zuͦ WärdenbergOrganisation : (die dozmalh warent), ettwas
unbillichen vorhabens unrecht für die hannd genommen und sich wider
unns als iren rechten, natürlichen oberherren ettlicher dingen unbesinntlich
in ungehorsame gelegt. Darus sy gegen unns domalen in ungnad und straf
gefallen und aber doch uß gnaden mit inen gehandlet worden (luth eines
brieffs, darumb ufgericht)
2. Diewyl aber jetz ouch inen, so
sidhar uferwachßen, ennetthalb
RynsLieu :
und sonst usserthalb landts, fürgezogen, verwissenn und gescholtten
werden, sy sygend
meineydtTerme : lüth, die ir
eydt und eerTerme : an uns als iren herren nit
erstattet und solliche schmächliche, unehrliche zuͦmässungen offt mitt
großer beschwerd und hertzlichem beduren hören müßen. Allwyl sy sich
mit offnem urkhundt unser hierüber erkantnuß und das wir sy für fromme,
ehrliche und thrüwe underthonen haltten und erkennen, nit entschlachen und
verantwurtten mögenn.
Unnd so sy nun als die sidhar uferwachßen nach ouch ire nachkommen
deß beschechnen überträttens nützit vermögend, deßhalber ouch billich
nützith entgelltten söllen, so belannge ir aller gemeiner burgeren und landtlüthen unser
graffschafft WärdenbergOrganisation : gantz demüthig, underthenig und
hochflyßig pitt an uns als iren rechten, natürlichen oberherren, deren eigen
lüth und underthonen sy sygennd, inen schrifftlich und mit sigel bekrefftiget urkhund günstigklichen mitzetheilen, das wir sy
für fromme, redliche und thrüwe underthonen (als sy dan nit anderst
verhoffen) achten und haltten und das vergangen inen an eerenTerme : unschädlich syn sölle, damit sy sich
nach eeren notturfft, wie frommen, biderben underthonen gebürt,
veranttwurtten tetten und entschlachen können, dan sy nit anders gesinnet,
dan fürbaßhin (wie ouch bißhar by ir zyth beschechen), alles, das jemer
und allweg ze thuͦn und ze erstatten, so thrüwen, willigen underthonenTerme : und eignen
lüthenTerme : gegen iren rechten, natürlichen herren ze thuͦn zuͦ staat
und sy jeder zyth schuldig und pflichtig sind etcAbréviation.
Danne ouch diewyl sy bißhar in kriegsuflöuffenTerme : , zügenTerme : und nöthenTerme : dehein zeichenTerme : ald fenndlinTerme : sich
gebruchen und füren mögen, sy aber da am anstoßTerme :
des RynsLieu : unnd ennd der EydtgnoschafftLieu : gelägen, und wo sich unrhuwenTerme :
und kriegsempörungenTerme : erheben oder sy
inn gemeiner EydtgnoschafftLieu :
sonderbaren orthen ald unsers eignen landts nöthenTerme : zuͦ hilffTerme : und bystannd
ervorderen, ufzesyn und uszuͦziechen geheissen wurden (da sy dan ir
lyb, ir läbenn, guͦt und bluͦt als schuldige, thrüwe underthonen yeder zyth
gern darstrecken wellten), one zeichen und fenndlin wenig ordnung und
anmuͦths gewunnen und geben wurde.
Und dan ouch ettlich herrschafften und gemeinTerme : und sonderbar vogttyenTerme : der
EydtgnossenOrganisation : , die dise lanndtschafft
WärdenbergLieu : mit der mannschafftTerme : nüt überträffen, eintweders mit panerTerme : oder fenndlin befryetTerme : , so syge ouch ir, aller burgeren unnd lanndtlüthen
unser vilgesagten grafschafft und herrschafft WerdenbergLieu : , gantz underthenig und höchst pittenn an uns als
ire rechte, eigne oberkheit, sy ouch uff dißmalh mit einem zeichen und
fenndlinTerme : gnädigklichen zu vereerenTerme : , ze befryen und ze begaben, damit sy sich
inn gemeinen und sonderbaren kriegssachenTerme :
und empörungen dester ordenlicher und krieglicher yerderAinsi zyth
ouch erzeigen und darstellen konnen etcAbréviation.
Unnd so wir söllich, ir underthenig, ernstlich pitt unnd begeren beider
stucken der lenge nach und mit mer worten (die alle hie zuͦ mellden nit von
nöthen) verstanden, haben wir uff den ersten anzugTerme : , den darumb vor jaren ufgerichten, besiglotten brieff (so
wir by unseren handen) offentlichen verläsen lassen etcAbréviation. Und so
wir nun uß sollichem brieff nit vermercken, das inen, unseren gesagten
underthonen, domalen uferlegt, das sy meyneydtTerme :
lüth erkhennt ald söllennd gehaltten werden, sonder sy an ettwas altten
rechtsamungen gfält, überträtten und darumb gestraft wordenn. Ouch die
gegenwürttigen, so jetz inn läben sind und ire nachkommenden, an dem
vergangen gantz und gar dehein schuld tragen, sonder sich thrüwlich,
gehorsammlich und gewärtig bißhar allweg bewisenn und fürther ze thuͦn
(als wir inen das wol verthruwennd), sich underthenigklichen
darbiettent.
So erlütherennd und bekhennend wir uns hiemit, das wir, offtgemellte,
disere, unsere underthonen, haltten und das inen obangezogner, vergangner
fälerTerme : weder denen, so jetz inn läbenTerme : sind, nach denen, so innkhünfftigem syn
werden, gantz und gar dehein nachtheil gebären, sonder inen an eeren, an
eydt und inn all ander weg unschädlich, unufheblich und verwissenlich
syn sölle gegen allermencklichem, jetz und hienach, zuͦ allen zythen,
doch diser hievor angezogner und verhörter brieff irer entzychungTerme : halber und sonst fürbaßhinTerme : und allweg also in krefften gentzlich
beston und plyben, alles inn krafft diß brieffs.
Unnd danne deß anderen artickels halber, das zeichen unnd
fenndlinTerme : betreffende, diewyl sy denocht, so
nach am
anstoßTerme : gelägen, da sich glych ettwas
empörungTerme :
und
uflouffsTerme : erheben möchte, und sy
sich ouch inn
nöthenTerme : und
kriegenTerme : einer loblichen
EydtgnoschaftLieu : und besonders unsers landts
GlarusOrganisation : thrüwlich darzeträtten, jeder zyth
frywillig ze syn darbiettennt und erzeigennd, wir uns ouch
deß zuo inen versechennd, so haben wir ir pittlich begeren nit weigeren nach
abschlachen können, sonder inen den dickgenanten, unseren thrüwen, lieben
underthonen,
burgeren und landtlüthen unser
eignen herrschaft WerdenbergOrganisation : , ouch allen iren eewigen
nachkomen, für uns und aller unser nachkommen, gunstigklichen ein
zeichenTerme : , nammlich ein
fenndlinTerme : von guoter
sydennTerme :
geschennckt, verehret und begabet, darinn das allt Werdenbergisch
waapenTerme : , ein schwartzer
phauTerme : im wyßen felld,
3 sol gemacht, gestelt und
gefuͦrt werdenn. Also das sy und all ir nachkommen deß fürhin jemer und
eewigklichenn von uns gefryet und genoß syn und plyben söllenn, one inred
und intrag menncklichs, doch mit disen nachvolgenden anhengen und
vorbehalttungen:
Erstlich das wir, gmein landtlüth zuͦ
GlarusOrganisation : , allwegen ein fennderichTerme : an
einer landtsgmeindTerme :
mit meerer handTerme : (doch uß inen, gemeinen
burgeren und landtlüthen zuͦ
WerdenbergOrganisation : ) selbs wollen dargeben und verordnen, der uns dan zuͦ söllichem eerenamptTerme : ehrlich und redlich beduncken und gfallen wirt und
habennd grad erstlich und uff dißmals an diser landtsgmeindt zuͦ einem
fennderichen erweltTerme : unseren lieben,
gethrüwen, obgemelten Pali SchwartzenPersonne : ,
der dan und andere, so inkünfftigem darzuͦ erkhießtTerme : werden, zuͦ dem fenndlinTerme :
schweeren und loben söllen, wie kriegsbrüchlich unnd gebürlich ist.
Zum anderen sol sich das fenndlin hinder unserem landtvogt zuͦ
WerdenbergLieu : uff dem schloßTerme : jeder zyth behallten und liggen. Und wann
sich empörungen, krieg und noth (darvor unß gott, der allmechtig, ewigklichen uß gnaden verhuͤten welle) zuͦtragen und unser
landtvogt sy uß unserem bevelch uf syn ald uns zuͦ hillff und bystannd zuͦ
ze ziechen, ufmanen und ervorderen wurde, als dan sol von einem
lanndtvogt inen das fenndlin zuͦ handen des verordneten fennderrichenTerme : jeder zyth zuͦgestelt unnd übergeben
werdenn, sy dasselbig zuͦ velldTerme : tragenn,
darunder ziechen und reissennTerme : . Und nachdem
die unrhuͦwenTerme : gestillet, angesteltTerme : ald befridet, und man widerumb zuͦ huß züchtTerme : , sol allwegen das fenndlin
widerumb uff das schlossTerme : an die gwarsamiTerme : zuͦ handen eines landtvogtsTerme : getragen und beleittet werden.
Zum dritten, ob sich zuͦ truͤge, das sy, unser gethrüw, lieb underthonen,
burger unnd landtlüth zuͦ WerdenbergOrganisation : ,
mit söllichem fenndlin zuͦ unns in das velldTerme :
zugindt, so haben wir unns vorbehaltten, das wir alsdan dasselbig
fenndlin unserem guͦt beduncken und gfallen nach underschlachenTerme : und dieselbigen ußzognen kriegslüthTerme : under unserm panerTerme : ald
fenndlin, wie wir den zemalh zuͦ felld und zuͦ kriegTerme : zogen, ziechen heissenn und liggen lassen wellen und
mögen.
Unnd zum letsten, so habennd wir unns ouch luther vorbehalttenn, so und
sich die vilgesagten, unsere underthonen, burger und landtlüth zuͦ WerdenbergOrganisation : , über kurtz
oder lanng ungehorsamm, widerspennig ald einichs muͦtwillens und unrechtens
und nit fromme, thrüwe underthonen und eigen lüth irer pflicht nach
schuldig sind, haltten, fürnemmen und erzeigen wurdenn, deß wir uns doch zuͦ
inen deheins wegs, sonder aller thruw, gehorsams unnd guotes versechennd,
das wir alsdan oder unsere nachkommen inen disere bewißne
eeren, gethat und fryheit deß zuͦgelaßnen und geschennckten fenndlins wol
widerumb ufheben, hinnemmen und entsetzenTerme : und
nach irem verschulden unnd verdienen als unsere eigne lüth und
underthonen ferer straffenTerme : und nach unserem
gefallen und guͦtbeduncken mit inen handlen und fürnemmen mögen.
Unnd zuͦ beschluß, so sol ouch diß alles, wie hieob geschriben und
von uns vergunt und verwilliget worden, uns, gmeinen landtlüthen, weder uns
noch unseren eewigen nachkommen an unseren rechtsamungen, eygenschaffttenn,
fryheitten, herrligkeitten und gerechtigkeitten unser
graffschafft und herrschafft WerdenbergLieu : deheins wegs schädlich nach vergriffennlich syn.
Unnd aller obgeschribner dingen zuͦ waarem, vesten urkhundt, so habenn
wir, obbemeltte landtamman, rath und gmein
landtlüth zuͦ GlarusOrganisation : , unsers lanndts das gröst insigel henncken
lassen an disen brieff, der geben ist uff sontag
vor ingenndem meyenn, was der nun und zwenntzigist tag monats
aprilis, im jar, do man zallt nach der geburt ChristiPersonne : , unsers einigen erlösers und seligmachers,
thusennt fünffhundert sechßtzig und fünff jare.Date : 29.04.1565
Résumé
Landammann, Rat und Landleute von Glarus urkunden, dass vor der Landsgemeinde in Schwanden die Abgeordneten der Landleute der Landvogtei Werdenberg, Ammann Andreas Gasenzer, Weibel Felix Mader, Paul Schwarz, Hans Tischhauser und Mathias Wolf, erschienen sind. Sie bitten die Landsgemeinde, ihnen eine Urkunde auszustellen, dass sie ehrliche, treue und gute Untertanen seien. Vergangene Ungehorsamkeiten ihrer Väter sollen ihrer Ehrbarkeit nicht mehr schaden. Auch bitten sie die Obrigkeit, ihnen eine Fahne zu verehren, damit sie sich in Kriegszeiten und bei Kriegszügen ordentlich zeigen und darstellen können. Seit der Ungehorsamkeit ihrer Vorväter gegenüber ihrem Landesherrn werden sie in der Nachbarschaft als meineidige, ehrlose Leute angesehen, was ihnen schadet. Da sie laut Gnadenbrief von 1525 nie als meineidige, ehrlose Personen angesehen wurden und auch heute keine Schuld mehr tragen, bestätigt Glarus der Einwohnerschaft ihre Ehrlichkeit und bewilligt ihnen eine Fahne für Kriegszeiten. Die Glarner Landsgemeinde hat das Recht, einen Werdenberger Landsmann als Fähnrich zu wählen, und wählt Paulus Schwarz zum ersten Werdenberger Landesfähnrich.
Die Aussteller siegeln.