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SSRQ ZH NF I/2/1 51-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, par Bettina Fürderer

Citation : SSRQ ZH NF I/2/1 51-1

Licence : CC BY-NC-SA

Verleihung von Gerichtsrechten an die Stadt Winterthur durch König Sigmund

1417 novembre 25. Konstanz

König Sigmund, der aus genannten Gründen die Herrschaften, Städte, Burgen, Länder und Leute Herzog Friedrichs von Österreich konfisziert hat, verleiht Bürgermeister, Rat und Bürgern von Winterthur das Recht, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit in der Stadt auszuüben und die Bussgelder für die bauliche Instandhaltung zu verwenden. Der Rat soll im Namen des Königs dem Schultheissen nach seiner Wahl den Blutbann verleihen. Der König erlaubt ferner die Auslösung der in und bei der Stadt gelegenen Güter, welche die Herzöge von Österreich an Bürger und Nichtbürger verpfändet haben. Er behält sich und seinen Nachfolgern das Auslösungsrecht gegen Erstattung der Pfandsumme vor, sichert aber den Winterthurern zu, keinem anderen die Auslösung zu gestatten. Der Aussteller siegelt mit dem Majestätssiegel.

  • Cote : STAW URK 528
  • Date : 1417 novembre 25
  • Tradition : Original
  • Support d’écriture : Pergament
  • Dimensions l × h (cm) : 44.0 × 27.0 (Plica : 7.0 cm)
  • 1 sceau :
    1. König SigmundPersonne : , cire, rond, attaché à un cordo, bien conservé
  • Langue : allemand
  • Regest

  • Cote : winbib Ms. Fol. 49, S. 19-21
  • Date : 1629
  • Tradition : Abschrift
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 21.0 × 32.5
  • Langue : allemand
  • Cote : STAW B 1/32, S. 14-16
  • Date : 1667
  • Tradition : Abschrift
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.5 × 35.0
  • Langue : allemand
  • Cote : winbib Ms. Fol. 27, S. 43-45
  • Date : milieu du 18. s.
  • Tradition : Abschrift
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 24.0 × 35.5
  • Langue : allemand

Die Aufzeichnung der Rechte und Einkünfte der Herzöge von ÖsterreichOrganisation : in WinterthurLieu : , welche die Zustände um 1300 wiedergibt, führt die niedere Gerichtsbarkeit («twing und ban») und die Hochgerichtsbarkeit («du̍b und vrefel») auf (SSRQ ZH NF I/2/1 13-1). Die Ausübung der Blutsgerichtsbarkeit war ihnen als Inhaber der Landgrafschaft ThurgauLieu : vorbehalten, vgl. Blumer 1908, S. 40-43. Schultheiss und Rat von WinterthurLieu : Organisation : konnten gerichtliche Bestimmungen erlassen, bedurften dazu aber der Zustimmung des Vogts von KyburgLieu : als Vertreter des Stadtherrn (SSRQ ZH NF I/2/1 12-1). Herrschaftsrechte waren kapitalisierbar, so gelangten beispielsweise Hans von BonstettenPersonne : und die Grafen von ToggenburgOrganisation : als Pfandnehmer der Herrschaft KyburgLieu : in den Besitz der Hoch- und Blutgerichtsbarkeit in der Stadt (SSRQ ZH NF I/2/1 31-1). Im November 1400 überliess Herzog LeopoldPersonne : den WinterthurernOrganisation : bis auf Widerruf «all klain gericht, pussen und frevel» und die damit verbundenen Einkünfte für Baumassnahmen (STAW URK 352). 1406 trat er ihnen die Gerichtsbussen für weitere 15 Jahre ab unter Vorbehalt der Fälle der Blutgerichtsbarkeit («ausgenomen, wer uns leib und gut vervellt») und beauftragte den Schultheissen, das einzuziehen, was ihm zustand (STAW URK 400; STAW URK 401).

1415 fiel Herzog Friedrich von ÖsterreichPersonne : in Ungnade und musste König SigmundPersonne : seine Herrschaftsrechte abtreten, vgl. hierzu den Kommentar zu SSRQ ZH NF I/2/1 47-1. Am 20. Oktober 1417 verpfändete der König der Stadt KonstanzLieu : unter anderem das Landgericht der Landgrafschaft ThurgauLieu : , dessen Stätte bei WinterthurLieu : lag, und bestätigte den Landrichter im Besitz des Blutbanns (SSRQ TG I/2, Nr. 3). Da der König den WinterthurernOrganisation : wenig später die Ausübung der Blutgerichtsbarkeit in ihrer Stadt gestattete, waren sie von der Verpfändung nicht betroffen.

Texte édité


Wir, SigmundPersonne : , von gotes gnaden RomischerLieu : kung, zu allenczijten merer des richsOrganisation : und zu UngernLieu : , DalmacienLieu : , CroacienLieu : etcAbréviation kung, bekennen und tun kunt offenbar mit disem brief allen den, die in sehen oder horen lesen: Wann wir alle und igliche herschefte, stete, slosse, lande und lute, die der hochgeborn herczog Fridrich von
Oͤsterrich
Personne :
etcAbréviation innegehebt hat, durch sins frevenlichen uberfarens willen, das er mit hinweg helfen ettwenn babst JohannesPersonne : wider die heilig kirche, uns und das richeOrganisation :
begangen hat, und ouch durch der grossen gewalt, mutwillen und unrechts willen, die er an manichen des richsOrganisation : prelaten, edeln und undertanen, frowen und mannen,
geistlichen und werntlichen luten, wider alles recht getan hat, an uns und das richeOrganisation : geruͤffen, braht und empfangen haben, und wann ouch dieselbe herschefte, stete,
slosse, lande und lute noch lute des briefs, den uns der vorgenvorgenant FridrichPersonne : gegeben, und siner gelubde und eyde, die er uns daruf getan und nicht gehalden hat, an uns
und das richeOrganisation : recht und redlich kommen und gefallen sind, dorumb angesehen und guͤtlich betrachtet solich willige, getreuwe, gehorsame und anneme dienste, die uns und
dem richeOrganisation : die burgermeister1, reteOrganisation : und burgere der stat zu WinterthureLieu : Organisation : , unsere und des richsOrganisation : lieben getruͤwen, allczijte und sunderlich syder der czijte, und sy an uns und
das richeOrganisation : kommen und gefallen sind, als vor begriffen ist, getan haben, teglich tun und furbaß tun sollen und moͤgen in kunftigen czijten, und haben in dorumb mit wolbedachtem muͤte, guͤtem rate und rechter wissen dise nachgeschriben sunderliche gnade getan und ouch geguͤnnet und erloubet, tuͤn, guͤnnen und erlouben in von
RomischerLieu : kuͤnglicher macht in craft diß briefs, das sy das hohe und cleyne gerichte in der vorgenvorgenanten stat WinterthurLieu : mit allen und iglichen iren rechten, nuͤtzen,
vellen, buͤssen und zuͤgehoͤrungen furbaßmere unwiderruͤfflich haben sollen, dieselbe stat davon zubuwen und in redlichem wesen zubehalten. Item das der rate
zu WinterthurLieu :
Organisation :
einem iglichen schultheissen, den sy daselbs kyesen, als oft das beschicht, den ban uber das bluͤt zurichten an unser stat verliehen moͤgen.
Item und
das sy alle und igliche guͤtere, in und bij der vorgenvorgenanten stat WintherturLieu : gelegen, die von dem vorgenanvorgenanten FridrichPersonne : oder der herschaft von OͤsterrichOrganisation : davon versetzt und
den burgern daselbs oder andern, die nit burger zuͤ WintherturLieu : sind, wer dann die oder wie sy genant sind, in pfandes wyse verschribenn sind und die uß derselben stat WintherturLieu : gebuet werden, es sin czolle, hofstete, tafrye, kornmeße, hoͤve, schuppessen, gartenczinse, pfennig oder getreyd guͤlte, samentlich oder besunder an sich oder die stat WinthertureLieu : losen und brengen moͤgen umb die summen, darumbe die dann versetzt sind nach innhalt der brieve, daruͤber gegeben.
Doch also, wann wir oder unser nachkommen an dem richeOrganisation : , RomischeLieu : keyser oder kunge, dieselben guͤtere an uns und das richeOrganisation : widerloͤsen wollen, das sy uns
dann soͤlicher losunge allczijt stat tuͤn sollen, welich czijt im jare das ist. Und was guͤtere sy also an sich und die stat loͤsen und brengen, die sollen wir und
unser vorgenvorgenant nachkommen miteynander von in losen umb die summen, dorumbe sy dann die nach innhalt der brief, doruf gemacht, an sich bracht und geloßt haben. Wir und unser vorgenvorgenant nachkommen sollen ouch noch wollen soͤlich guͤtere nymand anders zuloͤsen guͤnnen. Sy sol ouch nyemand anders loͤsen, wir
oder dieselben unser nachkommen woͤllen dann die zuͤ dem richeOrganisation : widerlosen, des sollen uns die von WinterturLieu : allczijt stat tuͤn, alle geverde und argeliste herinne gentzlich ußgescheiden.
Und wir gebieten ouch dorumbe von RomischerLieu : kunglicher macht allen und iglichen unsern und des richsOrganisation : undertanen und getrewen ernstlich und vesticlich mit disem brief, das sy die vorgenvorgenanten von WinterthurLieu : an den vorgeschribenn unsern gnaden, guͤnnung und erloubunge nit
hindern oder irren, in keinwyse, sunder sy dabij getruͤlich hanthaben, schirmen und geruͤwiclich beliben lassen, als liebe in sij unser und des richsOrganisation : swaͤre
ungnad zuvermijden.
Mit urkund diß briefs, versigelt mit unserr kuͤnglicher majestat insigel, geben zu CostenczLieu d’origine : , nach Crists geburt vierczehenhundert jare und darnach in dem sibenczehenden jar, an sant CatherinenPersonne : tag, unser riche des UngrischenLieu : etcAbréviation in dem eynunddrissigsten und des RomischenLieu : in dem
achten jaren
Date : 25.11.1417
.
[Annotation issue d’une chancellerie du côté droit de la plica :]
Per ddominum LLudowicum comitem de OͤtingenPersonne : , magistrum curie,2 et
ddominum GGuntherum de SwarczbergPersonne : , iudicem curie,3 JohsJohannes KirchenPersonne : 4
[fol. v]Saut de page
[Note d’archives au verso :]
RRegistrata
[Note dorsale au verso par une main du XVIIIe siècle :]
König SigmundsPersonne : freyheitsbrieff um das hohe und kleine
gericht, den bann über das blut zu richten, alle güter in und
bey der statt WinterthurLieu : , so von FriedrichPersonne : oder der herrschafft
versezt worden, wieder an sich zu lösen, es seyen zölle, hofstette,
taffäri, kornmeßer, houweAinsi, schupißen, gartenzinß, pfennig
oder getraid gülte etcAbréviation etcAbréviation, anno 1417Date : 1417 a

Annotations

  1. Ajout à la hauteur de la ligne par une main du XIXe siècle : 25 NovAbréviationDate : 25.11.1417.
  1. Irrtümlich Bürgermeister statt Schultheiss.
  2. Zu SigmundsPersonne : Hofmeister Graf Ludwig von OettingenPersonne : vgl. Wefers 1989, S. 16, 64-65, 89-90.
  3. Zum königlichen Hofrichter Graf Günther von SchwarzburgPersonne : vgl. Battenberg 2002, S. 258, 261-262 mit Anm. 106 und 107.
  4. Zu Johannes KirchenPersonne : , Schreiber der Kanzlei König SigmundsPersonne : , vgl. Battenberg 1974, S. 130-148, 261-266.