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SSRQ ZH NF I/2/1 38-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, par Bettina Fürderer

Citation : SSRQ ZH NF I/2/1 38-1

Licence : CC BY-NC-SA

Aufnahme der Adelheid von Eberhartswil in das Bürgerrecht der Stadt Winterthur

1407 avril 26. Winterthur

Der Schultheiss, der Kleine und der Grosse Rat von Winterthur nehmen Adelheid von Ems, Witwe des Ritters Hans von Eberhartswil, zu folgenden Bedingungen für zehn Jahre in das Bürgerrecht auf: Adelheid hat einen Eid geschworen, den Nutzen der Stadtherren, der Herzöge von Österreich, und der Stadt Winterthur und ihrer Bürger zu fördern und Schaden von ihnen abzuwenden. Sie und ihre Schwester Ursula von Ems, Witwe des Schultheissen Laurenz von Sal, früher ebenfalls Bürgerin von Winterthur, sollen jährlich am 11. November 10 Gulden Steuer zahlen und sind dafür von allen anderen Diensten befreit. Doch müssen sie von ausgeschenktem Wein eine Verbrauchssteuer entrichten wie die anderen Bürger. Adelheid kann jederzeit ohne Abzugsgebühr aus der Stadt ziehen, soll aber bis zum Ablauf der zehnjährigen Frist den Bürgerstatus aufrechterhalten und mit ihrer Schwester Ursula Steuern bezahlen. Diese kann ebenfalls aus der Stadt ziehen, doch unter Vorbehalt der beiderseitigen Rechte. Die Aussteller siegeln mit dem Ratssiegel der Stadt Winterthur.

  • Cote : STAW URK 415 (v)
  • Date : 1407 avril 26
  • Tradition : Entwurf (Einzelblatt)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 29.5 × 19.0
  • Langue : allemand

  • Cote : STAW AB 16/2
  • Date : 1407 avril 26
  • Tradition : Abschrift (Doppelblatt)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.5 × 30.5
  • Langue : allemand

Verträge über die Aufnahme in das Bürgerrecht einer Stadt dokumentieren die Rechte und Pflichten beider Seiten. Von den Bürgerinnen und Bürgern wurde erwartet, dass sie sich aktiv für den Vorteil des Stadtherrn und der Gemeinde einsetzten und Schaden von ihnen abwehrten, sie mussten Vermögens- und Verbrauchssteuern («stu̍r», «ungelt») zahlen, Kriegsdienst («reisen») und Wachdienst («wahten») leisten und wurden zu Arbeitseinsätzen («bu̍w», «tagwan») herangezogen. Wer aus der Stadt zog, musste eine Abzugsgebühr («abzug») entrichten (SSRQ ZH NF I/2/1 269-1). Als Gegenleistung genossen die Bürgerinnen und Bürger den Schutz und die Unterstützung der Gemeinde in Konflikten mit auswärtigen Personen oder anderen Städten und partizipierten an dem Gemeindebesitz, indem sie «brucken, brunnen, steg, weg, holtz, almend, wun, waid» nutzen durften (STAW AB 16/1). Zu diesem reziproken Verhältnis vgl. Niederhäuser 2014, S. 158-160, und allgemein Isenmann 2012, S. 146-148; Ebel 1958, S. 23, 37, 48.

Angehörige des niederen Adels wie im vorliegenden Fall wurden in der Regel zu Sonderkonditionen in das Bürgerrecht aufgenommen. Gegen Zahlung eines pauschalen Steuerbetrags wurden sie von bestimmten Lasten und Diensten befreit, beispielsweise von der Pflicht, mit dem städtischen Aufgebot auszuziehen oder Ämter zu übernehmen (STAW AB 16/1; STAW B 2/2, fol. 12v-13r; STAW B 2/2, fol. 33r-v; STAW B 2/2, fol. 43r-45r; STAW B 2/6, S. 8; STAW URK 1837; STAW URK 1861; STAW URK 2236). Zum Bürgerrecht des stadtsässigen und landsässigen niederen Adels allgemein vgl. Zotz 1993, S. 26-37; zu Frauen im Bürgerrecht vgl. Studer 2002, S. 174-178.

Texte édité


Wir, der schultheis und der rât a, nu̍wer und alter, kleinerOrganisation : und
grosserOrganisation : , ze WinterthurLieu : , verjehen und tuͦnt kunt allermenglichem mit disem
brief fu̍r u̍ns b–und gemein burger ze
WinterthurLieu :
Organisation :
Ajout au-dessus de la ligne
–b und alle u̍nser nachkomen, daz wir gemeinlich und einhelklich
die ersamen frowen, frow Adelheiten von EberhartswillePersonne : , wilent her Hansen
saͤlgen von Eberhartswille
Personne :
, rittersAjout au-dessus de la lignec, elichen wittwen, geborn von EmptzPersonne : , fu̍r u̍ns und alle
u̍nser nachkomen in der obgenobgenanten u̍nser statt ze burgerinen enpfangen haben in soͤlicher
wis, bedingnu̍st und rechten, als hie nach geschriben stât.
Des ersten, daz si von
d–des burgerrechtz wegenAjout au-dessus de la ligne–d einen eid liblich ze den heilgen gesworn hât, u̍nser gnaͤdigen herschaft von OͤsterrichOrganisation :
und u̍nser statt und gemeiner burger ze WinterthurLieu : Organisation : nutz und fromen ze Passage cancellé avec perte de texte (3 lettres)e fu̍rdrent
[un]Endommagé par un ou plusieurs trou(s), complété(e) par analogiefd schaden ze wendent nach ir vermugent, g getru̍wlich
an alle geverd, und dasselb burgerrecht die naͤhstku̍nftigen zehen jarPériode : 10 années in
u̍nser statt ze haltent und bi demselben eid, daz si und ir swoͤster, fraw
Ursull von SalPersonne : , geborn von EmptzPersonne : , wilent Laurentzen h von SalPersonne : , u̍nsers
schultheissen saͤlgAjout au-dessus de la lignei, elichi wittwe, die vormalz u̍nser burgerin gewesenAjout au-dessus de la lignej ist, u̍ns derselben zehen
jaren
Période : 10 années
, jekliches besunder, einost in dem jar uff sant MartinsPersonne : tagDate : des fêtes religieuses in dem herbstPériode : automne
ze stu̍r geben und weren sont ân abgang zehen guldinUnité monétaire : 10 florins , guͦter und genaͤmer
an gold und an gewicht, und daz u̍ns k und u̍nser nachkomen und gemein burgerOrganisation :
ôch derselben stu̍r also alweg von inen beiden wol benuͤgen sol und wir si
beid dar umb schiermen und inen beholfen und beraten sin soͤllen alz andren
u̍nsren ingesessnen burgern, ân geverd.
Und wenn ôch si u̍ns dieselben zehen
guldin
Unité monétaire : 10 florins
also ze stu̍r jeAjout au-dessus de la lignel des jaresDurée répétée : 1 année einost bezalent, daz si u̍ns und u̍nser statt denn dar
mit fu̍r m fu̍r alle dienst, reisan, bu̍w, tagwan, wahten, ungelt
und fu̍r aͤlli andru̍ ding gantzlich gedienot und gnuͦg getan haben sont
also, daz wir inen beiden noch iro deweder besunder von deheiner sach wegen, so
u̍ns ald u̍nser statt ufflit, angât ald so wir ze schaffent haben ald gewinnent,
nu̍tz mer zuͦ muͦten noch an vordren soͤllen, ân geverd. Es waͤr denn, ob si deheinen win schanktint, den soͤltint si verungelten alz ander u̍nser burger, ân
geverd.1
Oͧch ist in demselben burgerrecht fu̍rbaz namlich bedingot und beredt,
wenn die obgenobgenante frow Adelheit von EberhartswillePersonne : inwendig den obgenobgenanten
zehen jarenPériode : 10 années oder dar nach mit lib ald guͦt usser u̍nser statt ziehen wil, daz
wir si dar an nit sumen noch jerren soͤllent in dehein wis, wan daz wir
[...]Non-pertinence éditoriale2 Passage cancellé avec perte de texte (2 lettres)n si ledig und lôs
[...]Non-pertinence éditoriale3 ân alle anzal und
ân allen abzug o
wider vonAjout au-dessus de la lignep u̍ns soͤllen lassen ziehen und varen, war si wil, ân geverd. Doch also waͤr,
ob si inwendig den naͤhstku̍nftigen zehen jarenPériode : 10 années q wider von u̍ns zug, daz si
doch denn r–dannen hinAjout au-dessus de la ligne–r dieselben zehen jarPériode : 10 années uzz ir burgerrecht s alz ander u̍nser ussburger
halten sol und daz si und die obgenobgenante ir swoͤster von SalPersonne : u̍ns ôch die vorgenvorgenanten
zehen guldinUnité monétaire : 10 florins dieselben jarzal uss jaͤrlichDurée répétée : 1 année ân allen abgang ze stu̍r richten
und weren sont, alz ôch vor bescheiden ist, ân geverd.
Und waͤr aber, ob die
obgenobgenante frow Ursull von SalPersonne : inwendig den vorgenvorgenanten zehen jarenPériode : 10 années oder dar nach von
u̍ns usser u̍nser statt ziehen woͤlti, dar inne soͤlten denn u̍ns und u̍nsrer statt
u̍nsri recht und ôch ir iru̍ recht unverdingot und gantzlich behaben sin,
ân geverd.
Des alles ze warem offem urku̍nd und bestaͤten sicherheit so haben
wir u̍nsers râtzOrganisation : insigel offenlich heissen henken an disen brief, der geben ist ze
WinterthurLieu d’origine : in der statt nach Cristz gebu̍rt vijo, an dem naͤchsten zinstag vor
dem t meiientag
Date : 26.04.1407
.

Annotations

  1. Suppression : ze Winterthur.
  2. Ajout au-dessus de la ligne.
  3. Ajout au-dessus de la ligne.
  4. Ajout au-dessus de la ligne.
  5. Passage cancellé avec perte de texte (3 lettres).
  6. Endommagé par un ou plusieurs trou(s), complété(e) par analogie.
  7. Suppression : und dasselb burgerrecht.
  8. Suppression : saͤlgen.
  9. Ajout au-dessus de la ligne.
  10. Ajout au-dessus de la ligne.
  11. Suppression : ôch.
  12. Ajout au-dessus de la ligne.
  13. Suppression : alle ding.
  14. Passage cancellé avec perte de texte (2 lettres).
  15. Suppression : von.
  16. Ajout au-dessus de la ligne.
  17. Suppression : vor.
  18. Ajout au-dessus de la ligne.
  19. Suppression : bi.
  20. Suppression : meyen.
  1. Der Passus das Weinungeld betreffend fehlt in der unvollständigen Abschrift (STAW AB 16/2), ist aber in dem Eintrag über AdelheidsPersonne : Bürgeraufnahme im Ratsbuch vermerkt (STAW B 2/1, fol. 16r).
  2. Der vorliegende Vertragsentwurf steht auf der Rückseite eines an die Stadt gerichteten Schreibens. An dieser Stelle befindet sich die Adresse.
  3. An dieser Stelle befindet sich die Adresse des Schreibens auf der Vorderseite.