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SSRQ ZH NF I/2/1 268-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, par Bettina Fürderer

Citation : SSRQ ZH NF I/2/1 268-1

Licence : CC BY-NC-SA

Wachtordnung der Stadt Wintertur mit Eidformeln der Turmwächter und der Scharwächter

1534.

Die Turmwächter der Stadt Winterthur zeigen durch ein Trompetensignal die Stunden sowie den Beginn der Nacht und des Tags an. Die Wächter auf der Gasse rufen abends und nachts die Stunden aus und mahnen zur Vorsicht im Umgang mit Feuer und Licht. Um Mitternacht werden die Vorwächter von den Nachwächtern abgelöst. Die Turmwächter schwören, von dem abendlichen Läuten bis zum Läuten der Betglocke am Morgen auf ihrem Posten zu sein, die Stunden anzuzeigen, mit dem Horn vor Bränden ausserhalb der Stadt und mit der Glocke vor Feuer in der Stadt zu warnen und Verdächtiges zu melden. Die Schwarwächter schwören, pünktlich ihren Dienst anzutreten, die Stunden auszurufen, Verdächtiges dem Schultheissen und Rat zu melden, die Stadttore zu kontrollieren, vor Bränden zu warnen und bei Wind in jeder Gasse zwei Bewohner aufzuwecken, damit Feuerausbrüche umgehend gemeldet werden können.

  • Cote : ZGA Elgg IV A 3a, fol. 114r-v
  • Date : 1534 (Undatiert, Datierung aufgrund des Vermerks auf fol. 119r betreffend die Übermittlung von Winterthurer Satzungen im Jahr 1534)
  • Tradition : Abschrift
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.0 × 29.0
  • Langue : allemand

Auch in WinterthurLieu : wurden nach Einbruch der Dunkelheit besondere Sicherheitsmassnahmen getroffen. Die Stadttore waren verschlossen (vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 178-1) und die Wächter bezogen ihre Posten (SSRQ ZH NF I/2/1 223-1). Der nächtliche Ausgang war reglementiert, Ruhestörung wurde bestraft (SSRQ ZH NF I/2/1 137-1). Zur Gefährdung der Ordnung bei Nacht und entsprechenden Gegenmassnahmen der städtischen Obrigkeit vgl. Leonhard 2014, S. 248-253 (für Winterthur), Casanova 2007, S. 49-67, 184-191 (für Zürich).

Die nachts in den Gassen patrouillierenden Scharwächter erhielten gemäss einer Aufzeichung aus dem Jahr 1495 nicht den gleichen Lohn. Der Vorwächter, dessen Dienst um Mitternacht endete, bekam jährlich 11.5 Pfund, der Nachwächter, der ihn ablöste, 10.5 Pfund Lohn (STAW B 2/5, S. 537), dafür musste der Vorwächter warten, bis sein Kollege vor Ort war (STAW B 2/3, S. 479). Die Dienste eines Turmwächters wurden 1507 mit 47 Pfund vergütet (STAW B 2/6, S. 255). Pflichtversäumnis zog harte Strafen nach sich (SSRQ ZH NF I/2/1 70-1).

Texte édité


Der waͤchtern satzungSouligné


Der nachtPériode : la nuit waͤchternsatzung wirt uß iren eyden
vermerckt, namlich zuͦ fridlichen ziten hat man
zwenQuantité : 2 uff dem thurn, deren wachet der ein vorPas après : 0:00, der ander
nach miternachtHeure, melden mit der trometten alle stunden,
blasen nachtPériode : la nuit an und den tagPériode : le jour an.

So dan sind zwenQuantité : 2 uff die gassen, dero wacht der ein vorPas après : 0:00,
der ander nach miternachtHeure, ruͤffen alle stunden und
jeder an sim anstand, darzuͦ ze versorgen für und liecht,
und gat der, so die vor wacht hat, nit ab, der ander, so die
nach wacht hat, sig dan zevor uff der wacht. Dem nach
waͤchter gepürt des ersten ruͦffs, das einHeure : 1:00 zuͦ ruͤffen und
demnach biß uff die drüyHeure : 3:00, vieryHeure : 4:00 oder fünffyHeure : 5:00, je darnach [die]Endommagé par une coupure, complété(e) par analogiea
nachtPériode : la nuit lengert oder sich kürtz. Also gepürt dem vor waͤch[ter]Endommagé par une coupure, complété(e) par analogieb
ouch, demnach die nachtPériode : la nuit lang oder kurtz ist, die sybniHeure : 19:00, aͤcht[y]Endommagé par une coupure, complété(e) par analogiecHeure : 20:00
oder nünyHeure : 21:00 anfachenn zeruͤffen bitz uff die zwoͤlffyHeure : 0:00.1


Der wachteren uff dem thurnSouligné
eyd


Soͤllen schweren, nach der betglocken uff den thurn zegan
und darab nit zegan bitz morgensPériode : le matin zuͦ betglocken, ouch alle
stunden mit dem blassen zemelden, deßglichen, wo sy [fol. 114v]Saut de page
usserthalb für saͤchen, dasselbe mit dem horn und
das für in der stat, wo das uffgienge, mit der glocken
zemelden. Und was er sunst argwenigs hortte
in der stat, uff der gassen oder usserthalb, dasselbig
ouch getrüwlich zuͦ meldenn.2


Scharwachter eydSouligné


Die scharwaͤchter soͤllen schweren, zuͦ raͤchter zit
uff die wacht zegan, alle stunden zerruͤffen und
alles, das sy saͤchen und hortend argwenigs nachtzPériode : la nuit uff
der gassen, soͤlichs einem schultheisenn und raͧtOrganisation : zemelden,3 ouch flyßigklich im umbgan zuͦ den thoren
zegand und zebesichtigenn, das die raͤcht beschlosen
und versorgt sigen. Und wo sy nachtzPériode : la nuit für schmackten,
darvͦn nit zekomen, bitz das geoͤffnet würde.4 Ouch
so der wind waͤigt, soͤllen sy an yeder gassen zwenQuantité : 2
uff weckenn, die die lüt munder machen, ouch uffsaͤchen
haben, oͤb für uffgieng, das es zuͦ glich gemeldet werde.5

Annotations

  1. Endommagé par une coupure, complété(e) par analogie.
  2. Endommagé par une coupure, complété(e) par analogie.
  3. Endommagé par une coupure, complété(e) par analogie.
  1. Vom Gallustag, dem 16. Oktober, bis zur alten Fasnacht (Sonntag Invocavit) oder später zwischen Martinstag und Lichtmess, das heisst vom 11. November bis zum 2. Februar, begann der Vorwächter bereits um 19 Uhr mit dem Ausrufen der Stunden (STAW B 2/3, S. 354, zu 1478; STAW B 2/5, S. 286, zu 1488).
  2. Der Eid der Turmwächter ist in dieser Form bereits für das Jahr 1484 überliefert (STAW B 2/5, S. 62). Die Fassung im ältesten erhaltenen Eidbuch der Stadt WinterthurLieu : aus den 1620er Jahren enthält den Zusatz, nicht unerlaubt dem Dienst fernbleiben zu dürfen (winbib Ms. Fol. 241, fol. 16r-v).
  3. Beispielsweise wenn sie jemanden ein Schloss aufbrechen hörten, wie in einer Aufzeichnung aus dem Jahr 1478 präzisiert wird (STAW B 2/3, S. 354).
  4. Bis zu dieser Stelle entspricht die Eidformel der Scharwächter derjenigen, die für das Jahr 1484 überliefert ist (STAW B 2/5, S. 62). Der folgende Zusatz geht auf einen Ratsbeschluss des Jahres 1497 zurück (STAW B 2/6, S. 9).
  5. In dieser Form wurde der Eid in das älteste Eidbuch der Stadt WinterthurLieu : eingetragen (winbib Ms. Fol. 241, fol. 16r). Die Eidformel in einem weiteren Eidbuch aus dem 17. Jahrhundert enthält Zusätze betreffend die Ablösung des Vorwächters durch den Nachwächter und das Ausrufen der Stunden an bestimmten Plätzen (STAW B 3a/10, S. 43-44). Vgl. auch die einschlägigen Bestimmungen der Feuerordnung um 1550 (SSRQ ZH NF I/2/1 300-1).