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SSRQ ZH NF I/2/1 267-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, par Bettina Fürderer

Citation : SSRQ ZH NF I/2/1 267-1

Licence : CC BY-NC-SA

Verordnung über die Verbrauchssteuern für Wein und Mehl in Winterthur

1534.

In der Stadt Winterthur gelten folgende Verbrauchssteuern für Wein und Mehl: Bürger müssen pro Saum ausgeschenkten Weins 10 Schilling Steuer zahlen, wenn sie 10 Haller für das Mass verlangen, für Auswärtige verdoppelt sich der Betrag (1). Bei importierten Weinen wird ein Aufschlag von 50 Prozent erhoben (3). Ist der Wein im Fass verdorben, muss der Weinschätzer die Menge des konsumierten Weins feststellen und die Steuer dafür festlegen. Wein, der nicht mehr ausgeschenkt werden kann, unterliegt nicht der Steuer. Wird ein Fass geöffnet, muss der Weinschätzer den Wein schätzen und das Fass versiegeln. Nur der Weinschätzer darf das Siegel wieder vom leeren Fass entfernen (4). Wer die Steuer nicht pünktlich zahlt, soll von den Steuereinnehmern dem Schultheissen gemeldet werden, der die Ausweisung aus der Stadt anzuordnen hat. Steuerschuldner, die in der Stadt oder im Friedkreis aufgegriffen werden, sollen unter Arrest gestellt werden (5). Für ein Mütt Dinkel, das gemahlen wurde, beträgt der Steuersatz 4 Haller (2). Die Müller dürfen erst Getreide zum Mahlen entgegennehmen oder Mehl an Kunden liefern, wenn zuvor die Verbrauchssteuer entrichtet worden ist (6, 7).

  • Cote : ZGA Elgg IV A 3a, fol. 96r-98r
  • Date : 1534 (Undatiert, Datierung aufgrund des Vermerks auf fol. 119r betreffend die Übermittlung von Winterthurer Satzungen im Jahr 1534)
  • Tradition : Abschrift
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.0 × 29.0
  • Langue : allemand

  • Cote : winbib Ms. Fol. 27, S. 416
  • Date : milieu du 18. s.
  • Tradition : Teilabschrift
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 24.0 × 35.5
  • Langue : allemand

Die sogenannte Ungeldordnung der Stadt WinterthurLieu : ist im Satzungsbuch der Gemeinde ElggLieu : überliefert, vgl. den Kommentar zu SSRQ ZH NF I/2/1 265-1. Sie wurde auch in das von Stadtschreiber Gebhard HegnerPersonne : anlegte Kopial- und Satzungsbuch aufgenommen, das nur mehr in der Abschrift Johann Jakob GoldschmidsPersonne : aus dem 18. Jahrhundert überliefert ist (winbib Ms. Fol. 27, S. 416).

Neben Vermögenssteuern waren Verbrauchssteuern, beispielsweise auf Wein oder Mehl, eine zentrale Einnahmequelle mittelalterlicher Städte, vgl. HLS, Ungeld; Isenmann 2012, S. 525-527. 1452 setzte der WinterthurerLieu : RatOrganisation : fest, dass jeder, der Wein ausschenkte, die Weinsteuer zu festgelegten Terminen bar bezahlen oder andernfalls einen Aufschlag in Höhe der Steuersumme akzeptieren musste. Anders als bei der Vermögenssteuer beliess man es jedoch nicht bei der Selbstdeklaration, sondern schickte Weinschätzer und Ungeldschreiber in die Keller, um die für den Ausschank bestimmten Weinvorräte zu erheben (STAW B 2/1, fol. 119r; vgl. Eidformel des Weinschätzers: SSRQ ZH NF I/2/1 141-1). Diese Verordnung wurde 1470 bestätigt (STAW B 2/2, fol. 20r). Darüber hinaus erliess der Rat regelmässig Verbote, undeklarierte Fässer für den Weinausschank anzustechen (STAW B 2/3, S. 286, zu 1476; STAW B 2/2, fol. 29r, ca. 1476/1477; STAW B 2/5, S. 405, zu 1490; SSRQ ZH NF I/2/1 166-1, Artikel 3, zwischen 1495 und 1497). Die Wirte wurden zur Einhaltung dieser Anweisung verpflichtet (STAW B 2/2, fol. 31r; STAW B 2/3, S. 365, zu 1478).

Texte édité

Des unngaͤlts ordnungSouligné


Ein yeder burger, der sig joch, wer er woͤll, soll den win,
so er ye vom zapffen schenckt, zeverungelten schuldig sin
und von yedem soum winMesure de volume : 1 saum vin besonder, alß mengen haller
er die maͧßMesure de volume : 1 mass vin gibt, alls mengen schilling, also, als wen
er den win ein maͧßMesure de volume : 1 mass vin umb zaͤchen hallerUnité monétaire : 10 mailles gaͤb, zaͤchen schiling hallerUnité monétaire : 10 sous/sols darvͦn zebezallen verbunden sin.1 So aber
ein froͤmbder, der nit burger wer, (alls vor alten ziten
oͤthwan beschehen) allhie zuͦ WinterthurLieu : win woͤllte
vom zapffen schencken, das alßdan der von beden boͤden
allsnamlich zwifach ungaͤlt darvͦn gaͤben soͤlle.

Das mülly ungaͤlt soll ouch ein yeder burger, namlich von einem müt kernenMesure de volume : 1 muid épeautre , so der gemallen ist, vier
haller
Unité monétaire : 4 mailles
, von einem yeden vierttellMesure de volume : 1 un quart ein hallerUnité monétaire : 1 maille zegeben
pflichtig sin.
[fol. 96v]Saut de page

Winkoͤifferen satzungSouligné


Der winkoͤifferenn halb, so win usserthalb unser
stat von froͤmbden ortten inhin fuͤren, deren halb
ist also geordnet, das der, so soͤlichen froͤmbden win
schenckt, noch halb alß vill, als er sunst darvͦn zuͦ ungaͤlt
gaͤben muͤst, gaͤben soͤlle, namlich also: Wen einer sunst
zaͤchen schillingUnité monétaire : 10 sous/sols von einem soumMesure de volume : 1 saum vin muͤst gaͤben, noch fuͤnff
schilling
Unité monétaire : 5 sous/sols
zuͦ ungaͤlt gaͤben soͤlle. Unnd das ouch die, so
sunst win, der froͤmbd wer, samenthafft one verschenckt
hinuß uß der stat verkuͦfftend, von einem yeden soumMesure de volume : 1 saum vin
besonder fünff schillingUnité monétaire : 5 sous/sols gmeiner stat ze ungaͤlt gaͤben
soͤllend, doch soͤlichs zuͦ minderen oder meren, ye darnach die jargeng sigend, vorbehaltenn.

Des unngaͤltz im schencken halb da haben unser
herren, wie oben gemaͤldt, also darin zehandlen gesetzt,
namlich so ein burger einen win zuͦ schencken uffgethan
und der selbig uffgethaner win deßhalb, das der brochen
oder seiger worden waͤr, gstat also, das er den nitt verschenncken, sonder wider zuͦ schlachen muͦß, das er soͤlichs
wol thuͦn, also das er nach dem schaͤtzer schickenn,
der schaͤtzer im den win abbeillen und den, so der schaͤtzer
vindt verschenckt sin, den selbigen win verungelten
und den win, so da unverschenckt blipt, nit zuͦ verungelten
schuldig sin soͤlle. Unnd das die besiglung der fassen [fol. 97r]Saut de page
unnd soͤlichs von fillerley ursachen waͤgen untrüw
zuͦ verhuͤtenn, widerumb an dhand soͤlle gnomen werden,
namlich also, wen einer einen win zeschencken will
uffthuͦn, das der selbig zevor, ee und er den win uffthuͦt,
den schaͤtzer beschicken, der selbig im den win schaͤtzenn
und das faß besiglen soͤlle, der selbig ouch, wen der
win schon uß und verschennckt ist, das sigel nit wider
ab dem vaß thuͦn, sonder den schaͤtzer beschicken, das der die
besiglung wider ab dem vaß thuͤge.2

Innzug des win ungaͤlts3


Vonn bezallung wegen des ungaͤltz ist von gmeiner
statt nutz und noturfft waͤgen angesaͤchen, namlich, das
fürhin mencklich sin ungaͤlt uff den tag, so das ungaͤltt
zegaͤben geruͤfft wirt, sich vor den ungaͤlteren erzoͤige[n]Endommagé par une coupure, complété(e) par analogiea,
und ob der win ußgeschenckt waͤre, den selben tag sin ungaͤlt zebezallen schuldig sin. Wo das nit beschehe, soͤlle[n]Endommagé par une coupure, complété(e) par analogieb
die ungaͤlter by iren eyden schuldig sin,4 die selbenn
ungehorsamen an einem zaͤdell dem schultheisen anzegeben. Der selbig schultheis soll dan ouch by sinem
eyd schuldig sin, die saͤlben der tag zitePériode : le jour usser der
stat zwing und baͤn verschaffen zegand und darin nie [fol. 97v]Saut de pagemer zekomen, er habe dan zevor sin ungaͤlt gaͤbenn.
Und wo er darüber in der stat und fridkreiß ergriffen
würde, soll er in den thurn gelegt werdenn. Wo
aber der win uff den bedachten tag nit ußgeschenckt
waͤre, so soll soͤlich ungaͤlte uff das nechst komend ungaͤlte, wie obstaͧt, bezalt werdenn.5


Mülly ungaͤlltSouligné


Mine herren habend angesaͤchen, das fürohin kein
müller von niemands weder kernen noch korn zemalen
nit empfachen, ouch in der mülly zemallen nit ufschüten,
er habe dan zevor das ungaͤlt in der büchsen, deßglichen
soͤlchs iren wiberen, kinder noch ehalten, geschworen.6

Ein schultheis, bed, cleinOrganisation : und groß, raͤtOrganisation : hand gesetzt,
das ein yeder müller, so er dem kunden das maͤl bringt, zevor oder ee er von dem kunden scheidt, soͤlle das [fol. 98r]Saut de page
unngaͤlt inziechenn und das zestund in die zoll büchsen
stossen. Unnd oͤb im der kund das ungaͤlt nit bezalte, so sol
er das maͤll mit im widerumb heimfuͤren und das dem
konden nit gaͤbenn, er bezalle inen dan zevor das ungaͤlt.7

Annotations

  1. Endommagé par une coupure, complété(e) par analogie.
  2. Endommagé par une coupure, complété(e) par analogie.
  1. Diese Bestimmung übernahmen Vogt, Rat und Elf der Gemeinde ElggLieu : Organisation : , vgl. ZGA Elgg IV A 3a, fol. 11r-v.
  2. Diese Bestimmung übernahmen Vogt, Rat und Elf der Gemeinde ElggLieu : Organisation : , vgl. ZGA Elgg IV A 3a, fol. 11r-v.
  3. Die folgenden Artikel sind in der Abschrift der Ungeldordnung im Kopial- und Satzungsbuch des Gebhard HegnerPersonne : (winbib Ms. Fol. 27, S. 416) nicht berücksichtigt.
  4. Vgl. Eidformel des Ungelters im ältesten überlieferten Eidbuch der Stadt WinterthurLieu : aus den 1620er Jahren (winbib Ms. Fol. 241, fol. 11r).
  5. Diese Bestimmung entspricht im Wortlaut dem Ratsbeschluss vom 26. Oktober 1486 (STAW B 2/5, S. 214).
  6. Diese Bestimmung entspricht im Wortlaut dem Ratsbeschluss vom 18. November 1491 (STAW B 2/5, S. 470; STAW AJ 126/1 (r)).
  7. Diese Bestimmung entspricht im Wortlaut einem undatierten Ratsbeschluss (STAW AJ 126/1 (r)).