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SSRQ ZH NF I/1/3 186-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 186-1

Licence : CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich für die Besoldung des Bürgermeisters und der Räte

1545 décembre 31 – 1549 août 5.

Bürgermeister sowie Kleiner und Grosser Rat ordnen an, dass künftig die Mitglieder von Kleinem und Grossem Rat eine Entlohnung erhalten, um zu verhindern, dass die Räte wegen ihres Diensts an der Stadt in Armut fallen oder sich in der Hoffnung auf besseren Verdienst andere Ämter suchen, auch damit die Ratssitzungen umso besser besucht und die Geschäfte von Einheimischen und Fremden umgehend erledigt werden. Alter und neuer Bürgermeister erhalten jeden Tag 5 Schillinge als Lohn, dazu den jährlichen Anteil am Sihlholz, wie sie ihn bisher bereits genommen haben. Für Abwesenheit in den Räten soll ihnen nichts abgezogen werden. Die Mitglieder des Kleinen und Grossen Rats sowie die Zunftmeister erhalten für jede Ratssitzung fünf Schilling sowie jährlich 100 Stück aus dem Sihlholz. Letzteres gilt nicht für diejenigen, die ein zusätzliches Amt innehaben, für das sie bereits Sihlholz erhalten. Wer eine Landvogtei oder ein anderes Amt ausserhalb der Stadt ergreift, ist im letzten Jahr seiner dortigen Tätigkeit wieder zum Bezug von Sihlholz berechtigt. Den Gegenwert des an die Mitglieder der Räte ausgegebenen Sihlholzes hat der Obmann der aufgehobenen Klöster an das Sihlamt auszubezahlen. Anmerkung von späterer Hand: Bürgermeister Johannes Haab und beide Räte beschliessen, dass wer krank und im Rat abwesend ist, keinen Anspruch auf das Sitzungsgeld hat. Anmerkung von späterer Hand: Bürgermeister Johannes Haab und beide Räte beschliessen, dass dem Ratsknecht für das Austeilen des Sitzungsgelds die gleiche Entlohnung zukommen soll wie den Ratsmitgliedern.

  • Cote : StAZH B III 6, fol. 235r-236r
  • Date : ca. 1550 – 1560 (Datierung des Originals aufgrund des Inhalts; Datierung der Abschrift aufgrund der Schreiberhand)
  • Tradition : Eintrag (Nachtrag)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 24.0 × 32.0
  • Langue : allemand

Eine erste Fassung dieser Ordnung ist im Kontext von Kommissionsberatungen und an den RatOrganisation : gerichteten Ratschlägen überliefert (StAZH B II 1080, Teil II, fol. 74r-75r). Wohl im Verlauf der 1550er Jahre übertrug sie ein Schreiber zusammen mit zwei Nachträgen in das Satzungsbuch von 1516-1518 sowie in das sogenannte Quodlibet, wobei letzterer Eintrag das Datum der Verabschiedung der Ordnung enthält (StAZH B III 7, fol. 1r-2r).

Die Einführung der Besoldung von Bürgermeister und RätenOrganisation : verweist auf ein verändertes, stärker auf die hauptamtliche Teilnahme an den Regierungsaufgaben ausgerichtetes Selbstverständnis der Mitglieder der städtischen Obrigkeit. Dennoch war sie zum Zeitpunkt ihrer Einführung umstritten. Dies geht aus den Beratungen hervor, die im Kontext einer mit dieser Frage betrauten Ratskommission geführt wurden (StAZH B II 1080, Teil II, fol. 219r-220v). Auch Antistes Heinrich BullingerPersonne : schaltete sich in die Debatte ein: Er befürwortete grundsätzlich die Einführung der Ratsbesoldung, warnte jedoch nachdrücklich davor, diese durch säkularisierte Kirchengüter zu finanzieren, da dadurch der Eindruck entstehen könne, die Obrigkeit nutze die Reformation zur eigenen Bereicherung (StAZH A 104, Nr. 6). Die Verabschiedung der Ordnung erfolgte am 31. Dezember 1545, sie trat an Ostern des darauffolgenden Jahres in Kraft (für die abschliessenden Beratungen vgl. StAZH B II 60, S. 4-5). Wie aus der Ordnung hervorgeht, wurden die Bedenken BullingersPersonne : nicht berücksichtigt, da für die Ratsbesoldung Mittel aus dem ObmannamtOrganisation : der Klosterämter bereitgestellt wurden. Gleichzeitig erfolgte die Einsetzung einer Kommission für die Ausarbeitung einer Ämterreform (StAZH B II 1080, Teil II, fol. 222r). Aus ihrer Arbeit entstanden eine Ordnung für Einsetzung und Besoldung der städtischen Amtleute sowie Bestimmungen hinsichtlich der Entlohnung derjenigen Ratsmitglieder, die verspätet zu den Sitzungen eintrafen (StAZH B III 6, fol. 237r-v; StAZH B III 6, fol. 238r-v).

Zur Einführung der Ratsbesoldung und der Stellungnahme BullingersPersonne : vgl. Stucki 1996, S. 242; Bächtold 1982, S. 161-168.

Texte édité

Erkanntnus und ordnung, wie die herren burgermeister, ouch klein und groß räthOrganisation : besöldot werden und wie man die, so spat uff die gelüten ratstag kommend oder gar ußblibend, halten sölle. Angangen uff osteren anno etcAbréviation 1546Date : 25.04.1546

Ratzbelonung

Als man ougenschinlich befunden, das menger biderman, so inn die rethOrganisation : erwelt, sinem befolchnem ampt vorab umb der eer gottes willenn, demnach gemeynem nutz, zu wolfart und guͦtem, getrüwlich und vlißig wartet, vor unnd nach mitagHeure : 12:00 gespanen stat, und aber derßelb on alle hoffnung einicher ämptern, nebent anderen, so des genieß, das sin versitzen, ouch von gwün und gwerb komen, unnd dann er oder sine kind inn armut fallen unnd manglen müßent, zuͦdem ettlich gantz unwillig erfunden, vergebens alda zusitzen, deßhalb sy ußer vogtygen unnd ampter angenomen, dardurch inn den teglichenDurée répétée : 1 jour rëthenOrganisation : groß ënnderungen worden.
Söllich unnd ander schaden und gepresten zufürkomen, habennt unnser herren burgermeister, cleyn und groß reth der statt ZürichLieu : Organisation : , diewyl die statt unnd ämpter inn vergangnen jaren dermaß erlidiget unnd gelößt, ouch an erkoufften zins unnd zehënden sich erbeßert unnd allenthalben die uncosten und mißbrüch abgestelt, das den rëthenOrganisation : mit eyner gepürlichen belonung wol zuͦhilf zuͦkomen, ouch die billigkeit das erliden mag und gegen aller erbarkeit wol zuͦverantwurten ist, mit guͦtem rath unnd vlißiger vorbetrachtung geordnet unnd angesëhen, die cleinen unnd grossen rethOrganisation : inn zimligkeit zuͦbelonen, damit die dest baß gewarten mögint, ouch irer müg, arbeit und versumnus ergetzt, die rethOrganisation : dest getruwlicher besëßen, frömbd und heimbsch zum fürderlichisten gefertiget werdint und menger sin hoffnung, dier er uff die ämpter oder anderschwo setzen möchte, fällen und sich der ratsOrganisation : belonung güttenklich vernügen laße.

[fol. 235v]Saut de page

Erstlich diewyl die hern burgermeister vil costens unnd uberfals irer ampteren halb tragen unnd für und für richen und armen gespannen stan und warten müßen, so sölle hinfüro eynem jeden burgermeister, das ist dem nüwen unnd alten, all tagDurée répétée : 1 jour v Unité monétaire : 5 sous/sols zuͦ besoldung, darzu jerlichDurée répétée : 1 année das silholtz,1 inn der zal, wie sy das bißhar genomen, gevolgen und gegeben, ouch inen irs abweßens halb nützit abgezogen werden.

Demnach den rethennOrganisation : unnd zunfftmeisternOrganisation : einem jeden, wenn man eynen gelüthen ratsOrganisation : tag hat, deßelben tags ouch v Unité monétaire : 5 sous/sols ußrichten unnd bezalen. Glicher gstalt söllent die großen reth, die burgerOrganisation : , uff die tag, so man sy berüfft, belont unnd gehalten, zudem jerlichDurée répétée : 1 année einem jeden, des cleynenOrganisation : und des großen ratsOrganisation : , er hab ein ampt oder nit, einhundertQuantité : 100 silholtz gevolgen. Die aber von iren ämpteren silholtz zuͦvor haben, das die sich deßelben vernügen laßen unnd inen wither dheins werden.

Wellicher aber uff ein ampt oder vogti ußerthalb der statt zücht, eb inn das silholtz ergrift, sölle dem deßelben unnd die nachvolgenden jar, alle diewyl er ußerthalb sitzt, dhein holtz ald besoldung alhie werden, aber im letsten jarPériode : 1 année des abzugs soll dero dheinem das silholtz abgeschlagen sin. Was ouch das silholtz den burgermeistern, rethen und burgernOrganisation : am gelt gepürt, deßelb soll man uss des gmeynen obmans amptOrganisation : dem silherren jerlichDurée répétée : 1 année erlegen und bezalen.

Als ein frag von dero miner herren wëgen gehalten ist, die je zu zyten kranck sind unnd den rathOrganisation : nit besitzen, ob inen underzwüschent die zwen batzenUnité monétaire : 2 batz/bache nit nüdtdesterminder zuͦ jedem rats tag gefollgen söllint, und aber die ordnung deßhalb gemachet, sichAjout au-dessus de la ligne avec un signe d’insertiona nit so wit, sonder allem dahin erstreckt, wenn eyner den rathOrganisation : besitze, das er dann dise belonung zuͦ ergetzligkeit darvon haben solle. So ist also inn bedenckung [fol. 236r]Saut de page des erkhennt, das es hierby belibe unnd endheinem nützit werden, er sige dann (wie es anfengklich angesehen ist) im rathOrganisation : zuͦgegen.
Actum mentags, des v tag augstens 1549Date : 05.08.1549, presentibusÀ l’original : pnt her HabPersonne : und beyd rethOrganisation : .

Dyewyl ein obrister knecht mit dem ußteylen des ratsgelts vil müg unnd arbeit hat, so ist im uff die gelüthen rats tag, so er zuͦgegen, das rats gelt geordnet, wie eynem der rethenOrganisation : .
Actum mitwuchen nach Johanis BaptistePersonne : anno etcAbréviation xlviiijoDate : 24.06.1549, presentibusÀ l’original : pnt burgermeister HabPersonne : , reth und burgerOrganisation : .

Annotations

  1. Ajout au-dessus de la ligne avec un signe d’insertion.
  1. Zum SihlwaldamtOrganisation : vgl. Hüssy 1946a, S. 23-25; Frey 1911, S. 28-32.