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SSRQ ZH NF I/1/3 146-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), par Michael Schaffner

Citation : SSRQ ZH NF I/1/3 146-1

Licence : CC BY-NC-SA

Wachtordnung der Stadt Zürich

1529 janvier 5.

Bürgermeister sowie Kleiner und Grosser Rat legen das Vorgehen bei Ausbruch von Bränden, Unruhen und sonstigen Gefahren für die Stadt fest. Die bei den Toren Wohnhaften haben sich dorthin zu begeben, um diese zu bewachen, während die Bewohner derjenigen Wacht, in der Feuer ausgebrochen ist, den Brandherd aufsuchen und beim Löschen behilflich sein sollen. In den nicht unmittelbar betroffenen Wachten haben sich die Bewohner bewaffnet beim Hauptmann ihrer Wacht und dessen Banner zu versammeln und auf weitere Befehle zu warten. Sofern die Bewohner der betroffenen Wacht die Gefahr nicht alleine zu bewältigen vermögen, soll auf Befehl der Hauptmänner Unterstützung aus den anderen Wachten abgeordnet werden, die Bewohner dürfen dabei jedoch nicht eigenmächtig vorgehen. Ausgenommen davon sind sämtliche Zimmerleute der Stadt, die, unabhängig von ihrem Wohnort, selbstständig die Gefahrenstelle aufsuchen sollen. Der Bürgermeister hat sich auf das Rathaus zu begeben, wobei sämtliche Dienstleute der Stadt, wie Weibel, Boten und Wächter, sich bei ihm einfinden sollen. Die Ratsmitglieder sollen gegebenenfalls auf Anweisung des Bürgermeisters ebenfalls dazustossen. Es werden die Grenzen sowie die Hauptleute und Bannerträger der Wachten Auf Dorf, Lindenhof, Neumarkt, Niederdorf, Münsterhof, Kornhaus und Rennweg festgelegt. Die Ordnung wird durch Bürgermeister Heinrich Walder und beide Räte bestätigt.

  • Cote : StAZH A 43.2, Nr. 38
  • Date : 1529 janvier 5
  • Tradition : Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Support d’écriture : Papier
  • Dimensions l × h (cm) : 22.0 × 32.5
  • Langue : allemand

Die vorliegende Aufzeichnung basiert auf einer älteren Feuerordnung des Jahres 1490 (SSRQ ZH NF I/1/3 43-1). Im Unterschied zu dieser ist die jüngere Ordnung weiter gefasst, da sie neben der Brandbekämpfung auch das Vorgehen bei weiteren Gefahren wie etwa bei Bedrohung der Stadttore regelt. Zudem werden die Grenzen der sieben Wachten bezeichnet sowie die jeweils amtierenden Hauptleute und Bannerträger genannt. Während ursprünglich die Gegend um das KornhausLieu : zur Wacht MünsterhofLieu : gerechnet wurde, findet sich die vorliegende Einteilung der Stadt in sieben Wachten mit eigenständiger Wacht «vor dem KornhussLieu : » auch in den Almosenordnungen von 1525 und 1544 (vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 125-1).

Zur Einteilung der Stadt in Wachten vgl. KdS ZH NA I, S. 91-92; Gilomen 1995, S. 341; Vögelin 1840, S. 14-15; zu den vom RathausLieu : ausgehenden Rundgängen der Nachtwache vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 94-1.

Texte édité

Unnser herrenn bu̍rgermeister unnd rat der statt Zu̍richLieu : Organisation : habennt angesaͤchenn ernntstlich zuͦverku̍ndenn, wo fu̍r uffgannge inn der statt oder sunst sturm unnd glouff werdint, es sige tagsPériode : le jour oder nachtsPériode : la nuit, davor unns gott welle behuͤten, das die nechstenn by den torenn zuͦ den torenn, die zuͦvergoumen, unnd die inn der wacht, da fu̍r uffgienge, dem fu̍r (da zuͦrettenn unnd das best zethund) zuͦlouffenn. Unnd sölle sunst inn den ubrigenn wachtenn allenn ein jegclicher fu̍rderlich unnd onverziechen geru̍sst mit harnesch u[n]Endommagé par coulure d’encre, complété(e) par analogieand gwer der panner inn siner wacht zuͦlouffen unnd daselbs by der baner unnd dem houptman blibenn unnd uff die wartenn, bis sy witer werdint bescheidenn.
Unnd ob das fu̍r oder gstu̍rm unnd glouff so groß wu̍rde, das man me lu̍tenn, dann da werint, bedoͤrffte, inn wellich wacht dann soͤllichs verku̍ndt wu̍rd, so soͤllennt die houptlu̍t der selbenn wacht ir hillff dahin schickenn oder tuͦn, ye nach gstallt der sach unnd notturfft. Unnd was allso die houptlu̍t ordnent unnd heissennt, darinn sol man inen gehorsam sin unnd ein jeder wu̍sse zehanndlen, das die notturfft erhoͤischt. Doch soͤllennt zimberlu̍th, inn wellicher wacht die joch sitzennt, dem fu̍r oder den torenn den nechstenn zuͦlouffen unnd daselbs hellffenn das best thuͦn.

Unnd sind dis die wachtenn, ir houptlu̍t und panerherrenn

Die wacht Uff DorffLieu : gat unntz an das Tor zuͦ LindenLieu : unnd die KilchgaßLieu : ab, uff der sidtenn des Huses zum RadLieu : untz [p. 2]Saut de page zuͦ dem brunnen bim SchänckhoffLieu : unnd da dannen bis inn SeeLieu : . Unnd ist inn diser waͧcht houptman meister Johanns Plu̍wlerPersonne : unnd meister Heinrich WunderlichPersonne : panerher.

Die wacht zuͦ LindenLieu : gat vom Lindenn TorLieu : herab, die KilchgaßLieu : uff der sidtenn, da die BrobstiLieu : ist, bis zuͦ dem SchaͤnckhoffLieu : unnd da dannen die gaß ab an der sidten des PfarrhoffsLieu : ouch bis inn SeeLieu : unnd enndet sich an der Esell GaßLieu : . Da gat sy uff der sidtenn gagennCorrigé de : gegennb der MetzgLieu : dise Esell GaßLieu : uff gaͤgenn der Ellennden HerbergLieu : unnd Unnder Zu̍nenLieu : hinuff, bis wider zum Lindenn TorLieu : . Unnd ist inn disen wacht houptman meister Niclaus SetzstabPersonne : unnd meister Jos von KuͦsennPersonne : panerherr.

Die wacht zuͦ Nu̍wmerktLieu : vacht an an der anndern sidtenn des Esell GaͤßlinsLieu : gaͤgenn der Schu̍tzenn StubenLieu : unnd gat ouch das Esell GaßliLieu : by der Ellendenn HerrbergLieu : uff der sidtenn zum Gu̍ckellLieu : unnd Barfu̍sser ClosterLieu : unntz an der statt ringgmur und gat herab bis an Glennters TurmLieu : unnd da dannen uff der selbenn sidtenn die Spittal GaßLieu : uff unnd durch Prediger GaßLieu : unnd das Brunn GaͤßliLieu : untz zum frowennhus1 unnd dem Tor zuͦ Nu̍wmerktLieu : . Unnd ist inn diser wacht houptman meister Heinrich HuserPersonne : und meister Felix BraͤnwaldPersonne : panerher.

[p. 3]Saut de page

Die wacht inn NiderdorffLieu : begrifft, was unnder des Glenters TurmLieu : der anndern sidtenn des Spittals GaßLieu : gaͤgenn der Gaͤrwer StubennLieu : ist unnd die Spittal GaßLieu : uff unnd durch Brediger GaßLieu : an der sidtenn des Prediger ClostersLieu : bis an die ringgmur. Unnd ist houptman inn diser wacht meister Hanns WaͤgmanPersonne : unnd meister Uͦlrich KambliPersonne : panerher.

Die wacht im Mu̍nsterhoffLieu : scheidt die sidtenn an der gass by herr bu̍rgermeister WissennPersonne : seligenn huss bis ann SeeLieu : unnd die sidt inn gassenn, da meister Uͦlrich SebachsPersonne : hus ist unntz an die mur hinder des bu̍chsenn meisters hus. Darinn ist houptman meister Heinrich KubliPersonne : unnd meister Uͦlrich StollPersonne : panerher.

Die wacht vor dem KornhussLieu : vacht an by meister Werdmu̍llersPersonne : huss unnd gat an der selbenn sidtenn durch gassenn hinderhin bis an der statt ringgmur unnd enndet by Petter FelixennPersonne : hus unnd gat da dannen an der selbenn herfu̍r unntz zum ReigellLieu : unnd da dannen untz zum KutzennLieu : bis an Augustiner Kilchenn TorLieu : . Inn diser wacht ist houptman meister Niclaus BrunnerPersonne : unnd meister Fridli BluntschliPersonne : panerher.

[p. 4]Saut de page

Die wacht am RennwaͤgLieu : begrifft, was usserthalb der jetzgemelltenn letstenn marchenn der wacht vor dem KornhussLieu : . Unnd ist houptman inn diser wacht meister Ruͦdolff ThumisenPersonne : unnd meister Vitali VittlerPersonne : panerher.

Es sol ouch ein bu̍rgermeister, wellicher so zuͦ zytten ist, wann soͤllich glouff koment, sich fu̍rderlich uff das RatthuͦssLieu : fuͤgenn unnd alle knaͤcht, es sigenndt weibel, loͤuffer, waͤchter oder annder, by irenn eidenn zuͦ einem bu̍rgermeister dahin kommen, damit er sy umbschickenn unnd hanndlen koͤnne, so die notturfft erfordort. Unnd ob er nach den retennOrganisation : unnd anndern schickenn wu̍rd, die soͤllennt fu̍rderlich dahin kommen unnd mit im hanndlen, wie not ist.

[Note dorsale dans la marge de droite par une main du XVIIIe siècle :] 1529Date : 01.01.1529 – 31.12.1529

Diss obgeschribne satzung unnd ordnung ist durch min herrenn beid retOrganisation : widerumb bestett unnd angenommen.
Actum zinstag nach dem nu̍wen jars tag, anno etcAbréviation xxixDate : 05.01.1529, presentibusÀ l’original : pnt her WallderPersonne : , statthalter, unnd die beidenn retOrganisation : .

[Note dorsale au-dessous de la ligne par une main du XVIIIe siècle :] Führ ordnung, 1529Date : 01.01.1529 – 31.12.1529

Annotations

  1. Endommagé par coulure d’encre, complété(e) par analogie.
  2. Corrigé de : gegenn.
  1. Zu den städtischen Bordellen vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 167-1.