check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF I/1/11 23-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquͤllen, I. Abteilung: Die Rechtsquͤllen des Kantons Zürich. NeuͤFolge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 11: Gedruckte Mandate für Stadt und/oder Landschaft Zürich, par Sandra Reisinger

Citation : SSRQ ZH NF I/1/11 23-1

Licence : CC BY-NC-SA

Bettagsmandat der Stadt Zürich

1655 novembre 10.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich verordnen als Dank für Gottes Schutz vor der Pestwelle aus Holland einen Fast- und Bettag auf den 22. November 1655. Der Bettag soll bereits während der nächsten Sonntagspredigt angekündigt werden, sodass sich alle Personen darauf vorbereiten können. Weiterhin wird verordnet, dass ab dem Vortag des Bettags alle Läden und Werkstätten geschlossen werden. Es ist obligatorisch, am Bettag teilzunehmen und Busse zu tun. Schliesslich werden alle Obervögte und Untervögte aufgefordert, die ordnungsgemässe Durchführung des Bettags in ihren Verwaltungsbereichen zu überwachen.

Bereits am 23. September 1655 beschloss die ZürcherLieu : ObrigkeitOrganisation : , am 22. November einen Bettag durchzuführen und dies mit einem gedruckten Mandat, datiert auf den 10. November, anzukündigen (StAZH B II 492, S. 22-23). Die handschriftlichen Ergänzungen, Durchstreichungen und Notizen zeigen aber, dass kurze Zeit später ein redaktioneller Prozess stattfand und man das überarbeitete Mandat mit demselben Beschlussdatum erneut druckte (StAZH III AAb 1.4, Nr. 44). Die handschriftlichen Anmerkungen auf vorliegendem Mandat zeigen, dass die erste Fassung als ungültig angesehen wurde und sie entweder verbrannt oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufbewahrt werden sollte. Auffällig ist bei den Streichungen, dass der Abschnitt von mehreren Zeilen in der Mitte des Mandats, welcher in der überarbeiteten Form nicht mehr auftaucht, stark konfessionell geprägt ist und auf drohende Kriegsgefahren hingewiesen wird. Möglicherweise wollte man die religiöse Polemik im Hinblick auf den heranbrechenden Ersten Villmergerkrieg etwas abschwächen (HLS, Villmergerkrieg, Erster).

Für die Hintergründe und Geschichte der zürcherischenLieu : Bettage vgl. SSRQ ZH NF I/1/11 17-1

Texte édité


Wir der Burgermeister und Rahte der Statt ZürichLieu : Organisation : / entbietend
allen und jeden den Unseren / in Unseren Staͤtten / Landen / Grichten und Gebieten wohnhafft / Unseren
günstigen geneigten willen und gruͦß / auch darbey zuvernemmen: Demnach Wir mit und nebend übrigen Orthen und Zugewandten
Evangelischer EidgnoschafftLieu : abermals in aller demuht behertziget / was maassen der gnaͤdige liebe Gott uß syner grossen erbaͤrmd / Unser geliebtes Vatterland in vergangnen und disem noch lauffenden Jahre / wider unser aller verhoffen und verdienen / mit so vil und grossen
guttahten lybs und der seelen überschüttet / syn heilig Wort und seligmachendes Evangelium so rychlich unter uns verkünden / den werthen
lieben Friden und syne Früchte uns so vilfaltig geniessen lassen / auch gute gesunde und fruchtbare zyten verlihen / und uß so mancherley gefahr so gnaͤdig errettet:
Daß Wir uns hieruff hoͤchst-schuldig befunden / unserem so gnaͤdigen Gott und miltrychen Vatter an einem abermaligen / sonderbar hier zu gewidmeten / benantlich uf Donstag / den zwey und zwentzigisten tag dises lauffenden WintermonatsDate : 22.11.1655 () angestellten
allgemeinen offentlichen Danck- Baͤtt- Buͦß- und Fasttag / in tieffester demuͦht unserer hertzen ein kindliches Danckopfer zubringen und unsere Gelübde zubezalen / mit yferigster anruͤffung synes heiligen nammens / daß Er uns unser bisharig unbuͦßfertiges sicher und sorgloses
wesen und leben gnaͤdig verzyhen / zu anstellung eines besseren Ihme gefaͤlligen wandels uns selber die kraͤftige gnad synes heiligen Geistes
verlyhen / die wolverdienten schweren straaffen samt allem unheil und übel / so den unbuͦßfertig-verblybenden in Gottes unfehlbarem
Wort angetraͤwet werdend / uß grosser syner erbaͤrmd umb Jesu ChristiPersonne : synes lieben Sohns unsers Heilands willen wyters von uns abwenden / uns die beschehrten liebe Frücht des Felds / in synen gnaden wol geniessen lassen / und sonst in all ander waͤg mit syner allmaͤchtigen
vaͤtterlichen gnadenhand wyters ob uns walten; sonderlich aber auch den so hoch-erwünschten Geist- und lyblichen Friden syner lieben Kirchen / aller orten in einigkeit und reinigkeit der seligmachenden Lehr zusenden / und bevestnen / auch uns alle samt und sonders syner vaͤtterlichen gnaden unußsetzlich theilhaft machen / besonders aber a–auch die obschwebenden hoͤchstgefahrlichen zyten und laͤuff / in welchen unsere widerwertigen / an allem ussersten yfer / muͤhe und arbeit / nützit underlassend / unsere waare und allein seligmachende Religion / mit grossem ernst ohn alle erbaͤrmbd / so vil an ihnen staht / ußzeloͤschen / von uns vaͤtterlich hinwegnemmen / und hingegen syn thürerkauffte herd /
mit synem starcken arm / vor allem unheil gewaltigklichen bewahren / alle hierinn obfassende rathschlaͤg mit gnaden segnen / und dafehrrn
der handel je in thaͤtlichkeit ußbrechen solte / uns allen samtlichen sigrych bystehen wolle; zemalen auch
La suppression a été soulignée d’une main plus récente
–a die in HolandLieu : yngerißne b leidige und
verderbliche c-sucht widerumb vaͤtterlich hinweg nemmen / und gsunden lufft beschehren woͤlle.
Und ist derowegen hiemit Unser Will / Meinung und Gebott / daß angedeuter Danck- Baͤtt- Buͦß- und Fast-tag aller Orten in Unseren Staͤtten / Landen / Grichten und Gebieten am
naͤchsten SontagDate : 18.11.1655 () zuvor in den Predigen offentlich verkündt / jedermaͤnniglich uf denselben sich mit waarer Buͦß und nuͤchterkeit zuvorbereiten ermahnet / und folgends derselbe an gedachtem DonstagDate : 22.11.1655 () (an welchem auch Gott dem Herren zu ehren / alle Laͤden und Werckstaͤtten
beschlossen zuverblyben / und man sich des arbeitens gaͤntzlich zu enthalten) mit verrichtung und yferiger anhoͤrung / so vil die Landschafft
betrifft / zweyerQuantité : 2 bequemer Predigen; mit lob und dancksagen für den bishar genossenen / so herrlichen und mannigfaltigen geist- und lyblichen segen; mit ynbrünstigem Gebaͤtt / umb unsere und aller unserer lieben Fründen und Glaubensgnossen fehrnere lybs und der seelen
nohtdurfft; mit wercken der liebe und barmhertzigkeit gegen armen und nohtdürfftigen / nebend übrigem und gewohnlichem Gottsdienst /
von maͤnniglichem mit yfer und ernst begangen und gehalten werde / auch darvon sich niemand üssere noch entzühe; sonder ein jeder sich vilmehr müglichest beflysse / by disen letsten / wie wir augenschynlich verspührend / sehr schwürrigen und gefahrlichen zyten und laͤuffen / in dem so
hoch erforderten Buͦßwerck / (darzu dann unser in offnen truck ußgangen / und by kurtzen Jahren wider ernewerte grosse Mandat1 / gantz
gottseliger Christenlicher wolmeinung angesehen ist / und hiemit maͤngklicher zu desselben beobachtung ernstlich ermahnet und erinneret
wird) syn noch übrige so kurtze lebenszyt vollends zuzebringen / auch dasselbe mit emsigem Kilchgang und yferiger anhoͤrung nicht allein
der SontaͤglichenDurée répétée : 1 semaine Haubt- sonder auch der Kinder- und Wochenpredigen / von jungen und alten / geflißner halt- und uͤbung des gemeinen
d und sonderbaren Gottsdiensts / wie auch der Schuͦlen / e–ist gnugsam /La suppression a été soulignée d’une main plus récente–e alß den rechten pflantzgarten aller gottseligkeit und tugenden: und
einem gottsfürchtigen / tugendsammen / ehrbaren / gantz nuͤchteren / stillen und Christenlichen laͤben würcklich zubezügen. Alles in der ungezwyfleten demuͤhtigen hoffnung / so wir uns mit der hülff und bystand Gottes dergestalten zu ihme bekehren werden / Er uns wyters mit
den flüglen syner grundlosen barmhertzigkeit bedecken / und unser geliebtes Vatterland / und die gantze werthe Evangelische Christenheit
vor allem unheil vaͤtterlich bewahren werde.
Und damit dannethin disem unserem / so Christenlichen und nohtwendigen ansehen desto eigentlicher nachkommen werde / thuͦnd Wir hiemit alle Unsere Ober- und Undervoͤgt ernstlich vermahnen / daß sy in ihren Verwaltungen /
glych wie in unser Statt allhie auch beschehen wird / darzu alle nohtwendige anordnung müglichst / besonderbar und durch ein flyssige treuwe
ufsicht der Verordneten zur Kirchenzucht und Stillstaͤnden verschaffen tuͤhind.
Geben Samstags den 10. tag Wintermonats / von der
geburt Christi / unsers lieben Herren und Heilands gezahlt/ ein tusent / sechs hundert / fünftzig und fünf Jahre
Date : 10.11.1655 ()
.
CantzleyOrganisation : ZürichLieu : .
[fol. v]Saut de page
[Note dorsale au verso en haut à droite par une main du XVIIe siècle :]
Bättags ußschryben
uff donstag, den 22. 9brnovembris
anno 1655
Date : 22.11.1655 ()
, wie es zwahre
erstens gethruckt, hernach
aber wider geenderet, abgekürzt, anderst uffgelegt
und dann letstere noch publiciert worden, sub dato
10. 9brnovembris 1655Date : 10.11.1655 ().
[Note dorsale au verso en bas à droite par une main du XVIIe siècle :]
Sind alßo diße exemplaria
unnüz, auch nit gut, daß
sy distrahiret, sonder wolbehalten oder verbrandt werdind.

Annotations

  1. La suppression a été soulignée d’une main plus récente.
  2. Ajout dans la marge de droite par une main du XVIIe siècle avec un signe d’insertion : und graßierende.
  3. Ajout dans la marge de gauche par une main du XVIIe siècle avec un signe d’insertion : Pestilenz.
  4. Ajout dans la marge de gauche par une main du XVIIe siècle :
    NBAbréviation, waß inn dißer linie under
    strichlet, solte nit darinn
    sin.
  5. La suppression a été soulignée d’une main plus récente.
  1. Hier wird auf das Grosse Mandat von 1650 Bezug genommen (StAZH III AAb 1.4, Nr. 22).