SSRQ ZH NF II/3 85-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, par Rainer Hugener
Citation : SSRQ ZH NF II/3 85-1
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Kundschaft und Weisung in einem Streit vor dem Gericht in Uster wegen Verleumdung mit dem Vorwurf der Hexerei
1573 novembre 2 – 18.
Description de la source
- Cote : StAZH A 123.3, Nr. 53
- Date : 1573 novembre 2 – 18 Tradition : Original, Heft (10 Blätter)
- Support d’écriture : Papier
- Dimensions l × h (cm) : 21.5 × 31.5
- 1 sceau :
- Hans Balthasar MeissPersonne : , sceau sous papier, rond, pressé, absent
- Langue : allemand
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Zu einem ersten, vergleichbaren Fall war es in UsterLieu : bereits 1520 gekommen. Damals hatte Felix KremerPersonne : über Anna LurinPersonne : verbreitet, sie sei eine Hexe und Diebin, weil sie seine Kuh krank gemacht habe. Und auch er griff auf ein magisches Ritual zurück, um diesen Vorwurf zu belegen, indem er die Milch seiner kranken Kuh mit einer Haselrute schlug, bis die Person erschien, welche die Kuh angeblich verhext hatte. Damals urteilte das Gericht, dass LurinPersonne : keine Wiedergutmachung erhalte, weil sie sich nie von den Vorwürfen distanziert habe (StAZH A 123.1, Nr. 77).
Die hier zusammen mit anderen Frauen genannte Adelheid KellerPersonne : war bereits zwei Jahre zuvor von Leuten aus der Nachbarschaft mit Hexereivorwürfen konfrontiert worden. Im September 1571 wurde sie ins Gefängnis gelegt und gefoltert, bestritt jedoch die ihr vorgeworfenen Taten vehement, sodass man sie mit der Aufforderung, sich künftig ruhig zu verhalten, aus der Gefangenschaft entliess. Wie aus den Verhörprotokollen hervorgeht, stammte sie aus ärmlichen Verhältnissen; sie und ihre unehelichen Kinder lebten von Almosen und teilweise wohl auch von kleineren Diebstählen bei eben jenen Nachbarn, die schliesslich behaupteten, dass sie ihrem Vieh oder ihnen selber eine Krankheit angehext habe (StAZH A 27.15.11, Nr. 36, StAZH A 27.16.1, Nr. 1, StAZH A 27.16.2, Nr. 11).
Der vorliegende Fall beleuchtet die Dynamik, mit der sich kleinere Auseinandersetzungen im Dorf gefährlich hochschaukeln konnten. Ausgangspunkt für den vorliegenden Konflikt scheint ein Streit unter Nachbarinnen über den Verkauf von Tuch gewesen zu sein. In der Folge beschuldigten sich beide Frauen gegenseitig, für ihre Krankheiten verantwortlich zu sein, wobei zumindest eine der Angeschuldigten im Nachhinein geltend zu machen versuchte, dass ihre Krankheit ihre Sinne getrübt und sie deshalb Dinge gesagt haben könnte, die nicht so gemeint waren. Während die Frauen im Dorf eher zur Besonnenheit mahnten und die Hexereivorwürfe in Abrede stellten, waren es vor allem männliche Akteure um Hans Ulrich BerchtoldPersonne : und den Scherer Kaspar WeberPersonne : , die das Gerede über die angeblichen Hexen aufgriffen und verbreiteten. Wie andere Vertreter seines Gewerbes war der Scherer offenbar als Arzt oder Heilpraktiker tätig, der von erkrankten Personen wie Adelheid KellerPersonne : ihres erlahmten Gliedes wegen um Rat aufgesucht wurde. Hans Ulrich BerchtoldPersonne : scheint sich seinerseits nicht nur als Tierheiler, den man zur Behandlung kranker Kühe beizog, betätigt zu haben, sondern auch als eine Art Zauberer oder Wahrsager, der in geselliger Runde allerlei magische Rituale vorführte und damit die Hexereivorwürfe belegen zu können meinte. Ironischerweise geriet er wegen seiner Praktiken schliesslich selber ins Visier der Obrigeit. Am 14. November 1573 informierte der UstermerLieu : Pfarrer Ezechiel RampPersonne : den obersten Kirchenvorsteher Heinrich BullingerPersonne : über den Fall. Seiner Meinung nach breite sich in UsterLieu : der Unglaube aus, weil die Leute einem Teufelsbeschwörer hinterherlaufen, der kranke Kühe heile, indem er deren Haar und Klauen im Namen des Teufels ins Feuer werfe. Statt das ihnen widerfahrene Unheil als Strafe Gottes zu akzeptieren, würden die Leute «böse Weiber» dafür verantwortlich machen. Da niemand auf seine Predigten und die ausgesprochenen Verbote hören wolle, bat er BullingerPersonne : dafür zu sorgen, dass der Teufelsbeschwörer bestraft werde, um gegen derlei Praktiken ein Exempel zu statuieren (StAZH A 27.16.8, Nr. 36). Tatsächlich wurde BerchtoldPersonne : kurz darauf festgenommen und verhört, mit einer Busse von zwei Mark Silber bestraft und aufgefordert, künftig solche verboteten Künste zu unterlassen. Ausserdem musste er für die Prozesskosten aufkommen und Sabina WolfPersonne : entschädigen (StAZH A 27.16.10, Nr. 6). Dies brachte ihn allerdings nicht davon ab, weiterhin als Tierheiler aufzutreten und dabei wiederum Anschuldigungen gegen «böse Weiber» auszusprechen. So gerieten im Oktober 1588 erneut drei Frauen aus GreifenseeLieu : unter Hexereiverdacht, nachdem BerchtoldPersonne : verbreitet hatte, dass sie mehrere Kinder und Tiere krank gemacht hätten. Die drei Frauen wurden festgenommen und verhört, schliesslich jedoch wieder freigelassen, weil sie die Vorwürfe standhaft abstritten (StAZH A 27.22.7, Nr. 3 und Nr. 19).
Nicht für alle beschuldigten Frauen gingen derartige Hexereivorwürfe jedoch so glimpflich aus, wie der Fall von Elsbetha BünzliPersonne : aus NossikonLieu : belegt. Als einzige Frau aus der Herrschaft GreifenseeLieu : wurde sie 1656 vom Zürcher RatOrganisation : nach wochenlanger Folter als Hexe zum Tod verurteilt, enthauptet und verbrannt (Sigg, Hexenmorde, S. 155-189; Sigg, Hexenprozesse, S. 9, 12, 186-190, 255).
Texte édité
Wyssunng für unnsser gnedig herren unnd oberen, burgermeyster unnd raath der statt ZürrichLieu : Organisation :
[p. 1]Saut de page [p. 2]Saut de page
Unnd haruf Hannß Uͦrich BerchtoldtPersonne : mit sampt sym bystannd sich verantworten lassen, er kön nüt ab synn, er hab vilicht ettwas worten grett, sy habennt aber in darzuͦ verursachet, dann die SabyPersonne : unnd die Adelheyd KälleryPersonne : habennt ein anderen sälbs ghätzgät unnd ouch von ein anderen grett, sy heygent ein anderen erlämpt, unnd zuͦ dem die Adelheyd KälleryPersonne : zum Caspar SchärerPersonne : khommen unnd zuͦ im grett, die SabyPersonne : hab sy an eim arm erlämpt unnd in päten, er söl iren daran hälfen, do Caspar [p. 4]Saut de page SchärerPersonne : zuͦ irenn grett: «Die SabyPersonne : seit, du habist sy erlämpt.» Heygennt sy ein anderen erlämpt, so söllendt sy ein anderen widerrumb hälfen. Unnd die wyl die SabyPersonne : unnd die KälleryPersonne : sälbs ein annderen an gäbenn und ein anderen erlämpt unnd sömbliche redenn jaͧr unnd tag von inen us gangen, das man wol wüß, so sig er guͦtter hoffnung unnd vermein, das si die sälbigen redenn ab innen tuͦgent. Unnd wan dassälbig beschäch, so wel er dan der SabynenPersonne : ouch antwort gäben umb die wort, die er grett hab.
Unnd harruf Caspar SchärrerPersonne : sich verantwortenn lassen, er kön nüt ab syn, die wort, die er grett, derrenn sig er noch uf den hütigen tag gichtig unnd kanntlich. Die Adelheyd KälleryPersonne : sig sälbs zuͦ im in syn huß khommen unnd zuͦ im gsagt, die SabyPersonne : hab sy an eim arm erlämpt, unnd in päten, er söl iren daran hälfen. Do er zuͦ iren gsprochen: «Man seit, du habist die SabyPersonne : erlämpt. Hännd ir ein anderen erlämpt, so ganng und hälfent ein anderen wider unnd lönd mich unghyt. Gang und pit sy, dassy dir wider hälf. Du weyst wol, wie du sy päten saͧt, so muͦs sy dir widerrumb hälfen.» Unnd zuͦ dem der Daͧvit EggsteinPersonne : und syn frouw sälbs grett, die KälleryPersonne : hab sy erlämpt. Unnd wo der [p. 5]Saut de page Daͧvid EggsteinPersonne : unnd syn husfrouw dessin nüt gichtig unnd kanntlich, das si grett, die KälleryPersonne : hab sy erlämpt unnd iren ein bagen streich gäbenn, so begär er, harumb biderb lüt zuͦ verhörren lassenn, das dem also sig.
Unnd harruf Daͧvit EggsteinPersonne : unnd syn eeliche husfrouw sich abermaͧls verantwortenn lassen, wie der Caspar SchärrerPersonne : khomme, sy söttenndt sälbs grett haben, die KälleriPersonne : hab sy erlämpt und iren ein bagen streich gäben. Das sig gar nüt unnd sig ouch der worten nüt gichtig noch kanntlich, dan sy habennt die KälleriPersonne : gar nüt darfür unnd wüssendt ouch nüt dann liebs unnd guͦtz von iren, unnd es werd sich ouch durch kein biderman nüt erfinden, das si nüt von der KällerenPersonne : gret habennt, dan sy wüssent nüt von iren unnd habent sy ouch nüt darfür. Doch sy möcht vilicht wol ettwas worten grett han in irer kranckheit, wie dan got, der almächtig, sy an grifen mit dem touben haupt wee, unnd so sy ettwas grett, so sig es iren gar nüt darvon zwüssenn und die in einer touben wys grett. Aber es sig iren nüt zwüssen, das si gar und gantz nüt gret hab, dann si wüs nüt, unnd wie wol der Davit EggsteinPersonne : sälbs ettwas [p. 6]Saut de page worten von synner frouwen grett, sy hab aber die in einer touben wys grett.
Unnd harruf Hannß Uͦrich BerchtoldtPersonne : sich abermal verantworten lassen, wo der Caspar SchärerPersonne : der worten nüt gichtig noch kantlich sig, das er grett, die KälleryPersonne : sig zuͦ im in syn hus khommen unnd zuͦ im gret, die SabyPersonne : hab sy an eim arm erlämpt, do Caspar SchärerPersonne : zuͦ iren gsprochen: «Die SabyPersonne : seit, du habist sy erlämpt.» Unnd heigent sy ein anderen erlämpt, so söllenntz ein anderen widerrumb hälfen. So begär er harumb biderb lüt zuͦ verhörrenn lassen.
Unnd harruf innen die khondtschaft mit rächt erkhännt unnd sagtenndt harrumb by ir geschwornen eyden, wie inen mit urtel und rächt erkhännt ward:
So sagt Diethalm GuͦyerPersonne : , das im wol zwüssen sig, das er, der Caspar SchärerPersonne : unnd der Batt SchryberPersonne : 1 ein gwertli wynPoid : 1 quentli vin in des BronersPersonne : hus truncken, do der Caspar SchärerPersonne : zuͦ inen gsprochen: «Wo hettendt ir gmeint, das wir sömbliche bössi wyber im dorf hettenndt?» [p. 7]Saut de page Der Hannß Uͦrich BerchtoldtPersonne : habe heytter grett, es sigennt driQuantité : 3 hätzgen im dorff, die SabyPersonne : die ein unnd die Bir WässeriPersonne : die ander unnd die KälleriPersonne : die dritt. Unnd der Hanns Uͦrich BerchtoldtPersonne : hab zuͦ im grett, er wel im die, so im synn kuͦ verhätzgät, unnder die ougen stellen, so er des begär. Do hab er grett: «Nei, ich wurd so zornig, das ich iren den kopf sälbs ab hüw.» Unnd do Hanns Uͦrich BerchtoldtPersonne : im synner kuͦ widerumb ghulfen, do hab er grett: «Ich wil jetz die klöwli ins für werfen, unnd so die SabyPersonne : dir dyn kuͦ verhätzgät, so werdennt sy knellen und braschlen.» Unnd do ers in das für gworfen, do habennt sy knelt unnd braschlet, das er nüt anderst gmeint, dan das hus wel nider fallen. Unnd noch dem sy ein maͧs wynMesure de volume : 1 mass vin mit ein anderen truncken, do hab Hanns Uͦrich BerchtoldtPersonne : grett: «CasparPersonne : , ich wil noch eyns tuͦ und wil ein wort reden unnd luͦg du zum feister us, so wirt die SabyPersonne : ouch zuͦ irem feister us luͦgen.» Das sig beschächen. Do er us hin gluͦgt, do hab die SabyPersonne : ouch zuͦ irem feister us gluͦgt unnd im hie mit ein blick gäben und das feister widerrumb roß zuͦ gschlagen. Unnd was Hanns UͦrichPersonne : im gsagt, das hab er alwägen gwërt. Unnd zuͦ dem, so hab Caspar SchärerPersonne : wytter gret, die Adelheid KälleriPersonne : sig zuͦ im in syn hus khommen unnd zuͦ im gret, die SabyPersonne : hab si an eim arm [p. 8]Saut de page erlämpt, er söl iren widerumb darrann hälfen. Do er gsagt: «Nei, ich hilf dir nüt. Hatt sy dich erlämpt, so gang und heys dir wider hälfen.»
So sagt Hannß BronnerPersonne : , das im wol zwüsen, das der Caspar SchärerPersonne : unnd der Hanns WysPersonne : in syn hus khommen, do der Caspar SchärerPersonne : grett: «Es ist mir nächtPériode : la nuit schier übel gangen.» Do sy gsagt: «Wie?» Do er gsprochen: «Mir ist min kuͦ verhatzgät worden, das sy glägen unnd lam gsyn unnd gar kein tropfen milch nüt mee wellen gäben.» Do hab Hannß Uͦrich BerchtoldtPersonne : iren widerrumb ghulfen unnd gret, die SabyPersonne : habs taͧn, unnd es sigennt driQuantité : 3 hätzgen im dorff, namblich die SabyPersonne : , die Bir WässeriPersonne : unnd die KälleriPersonne : . Unnd noch dem, so hab Caspar SchärerPersonne : grett, die KälleriPersonne : sig zuͦ im khommen und zuͦ im gret, die SabyPersonne : hab sy an eim arm erlämpt und in päten, er söl iren wider daran hälfen. Do er zuͦ iren gsprochen: «Nei, ich hilf dir nüt. Hatt sy dich erlämpt, so ganng und heys dir wider hälfen. Pit sy, du weyst wol, wiet sy päten saͧt.»
So sagt Hanns WysPersonne : , das im wol zwüssenn, das er ungefarlich vor vierzächen tagennPériode : 14 jours mit dem herren von SagsPersonne : das dorff nider gangen, unnd do er in des Caspar SchärersPersonne : hus khommen, do der Caspar SchärrerPersonne : [p. 9]Saut de page unnd der Hannß Uͦrich BerchtoldtPersonne : wellen zmorgen ässen unnd ettwas wortenn mit ein anderen grett, do er sy gfragt: «Was hannd ir?», oder «Hanns UͦrichPersonne : , was duͦst taͧ?» Do der Caspar SchärerPersonne : grett: «Es ist mir nächtPériode : la nuit min kuͦ verhatzgät worden unnd hatt mir der Hannß UͦrichPersonne : iren widerrumb ghulfen.» Do er grett: «Das ist an got wol nüt.» Do Caspar SchärerPersonne : grett: «Jaͧ, es ist, unnd ich han so hüpsch naͧchpuren.» Do der Hanns Uͦrich BerchtoldtPersonne : grett: «Jaͧ, wir hannd fil bössi wyber im dorff, unnd namblich driQuantité : 3 hätzgen: die SabyPersonne : , Bir WässeriPersonne : unnd die KälleriPersonne : . Unnd die SabyPersonne : hatt dem Caspar SchärerPersonne : den schaden zuͦ gfuͦgt unnd im syn kuͦ verhätzgät.» Do Caspar SchärerPersonne : grett: «Jaͧ, ich gloub, es sig also.» Dan die KällerinPersonne : sig zuͦ im in syn hus khommen unnd grett, die SabyPersonne : hab sy an eim arm erlämpt. Do er zuͦ iren grett: «Die SabyPersonne : seit, du habist sy erlämpt. Hand ir ein anderen erlämpt, so machent ein anderen wider gsund.» Unnd noch dem er in des BronnersPersonne : hus khommen, do der Caspar SchärerPersonne : unnd Diethalm MüllerPersonne : darin gsyn unnd der Caspar SchärerPersonne : aber von den wyberen grett unnd hön gsyn, do er in gstoupt, er söls lassen syn. Do er gret: «Ich wils dem obervogt an zeigen, oder was raͧtennt ir mir?» Do der Diethalm MüllerPersonne : gret: Jaͧ, er sols an zeigen, dan wan man sömbliche wyber im dorff heig, so sol mans tanen tuͦn, daͧ hin sy ghörent. Unnd ouch [p. 10]Saut de page der DiethalmPersonne : grett, er wel gaͧn unnd das dem vogt FeussiPersonne : sälbs an zeigen, daͧ mit ers dem obervogt anzeig.
So sagt herr richter, das im wol zwüssenn sig, das die Adelheyd KällerinPersonne : an eim morgen fruͤPériode : le matin zuͦ im in sin hus khommen unnd sich gar übel an dem rächtenn arm ghan, als ob sy lam daran sig, unnd zuͦ im gret, sy sig bim Caspar SchärerPersonne : gsyn, er sött iren darran hälfen. Do er zuͦ iren grett: «Du weyst wol, von wembs du hast. Gang, heis dir widerumb hälfen. Du weyst wol, wie du sy päten saͧt, so muͦs sy dir widerumb hälfen.» Do sy grett, sy sig an eim morgen fruͤPériode : le matin über die Schmiten BrugLieu : gangen, do sig die SabyPersonne : under ir hustür gstanden, unnd sy hab ettwas wellen mit iren reden, aber die SabyPersonne : hab die tür vor iren zuͦ gschlagen unnd eeb sy zuͦ des knächt HannsenPersonne : hus kaͧm, so hab iren der rächt arm so wee taͧn, das sy in nüt meer zum mul mögen bringen. Do hab sy in umb raͧth bäten, wie sy im tuͦn sölt. Do hab er zuͦ iren gret: «Ich weys nüt, aber der jud zuͦ RapperschwylLieu : hat myner schwöster an irem bein widerumb ghulfen.» Do sy zuͦ im gret, sy wel ouch zuͦ im ufen. Er wüs aber nüt, ob sy zuͦ im ufen gangen oder nüt.
[p. 11]Saut de pageSo sagt Hannß SchnyderPersonne : , das im wol zwüssen, das er vor des schwaͧger Marti GyrennPersonne : hus gsässenn, do hab des MartisPersonne : TysPersonne : den Daͧvit EggsteinPersonne : gfraͧgt, wie es umb synn frouw stande. Do der Daͧvit EggsteinPersonne : grett, die Adelheyd KälleriPersonne : hab synner frouwen ein bagen streich gäbenn, das er fürcht, er muͦs sy ir läptung also kranck habenn.
So sagt Hannß BüntzliPersonne : , dass im wol zwüssen, es hab sich begäbenn, das er unnd der Hanns SchnyderPersonne : vor des Marti GyrennPersonne : hus gsässenn, do des MartisPersonne : TyßPersonne : denn Daͧvit EggsteinPersonne : gfraͧgt, wie es umb syn frouw stannd. Do der Daͧvit EggsteinPersonne : grett: «Nüt, sy lyt dört unnd ist lam. Die Hadelheyd KälleryPersonne : hatt iren ein bagen streich gäbenn, das ich fürcht, es werd iren ir läbenn lanng vergaͧnn.»
Unnd harrumb sagtennt disse wybs pärsonnen by ir gloüplichenn trüwenn:
So sagt Elsy BrunerPersonne : , das irenn wol zwüssen, sy hab die SabyPersonne : gsuͦcht in irer krannckheit wie ein noch pur den anderen, do die SabyPersonne : zuͦ iren grett, ob sy die hätzgt nienen gsächenn hab. Do sy gsagt: «Bhuͤt unns got, welle hätzgt?» Do sy grett: «Die Adelheyd KälleriPersonne : , die hat mir ein bagen streich gäbenn, das ich lam bin.»
[p. 12]Saut de pageSo sagt Eefa PfafhusserynnPersonne : , das irenn wol zwüssenn, das si die SabyPersonne : gsuͦcht in irer krannckheit, do die SabyPersonne : vor irem hus an der gas gsässenn, do sy zuͦ irenn grett: «SabyPersonne : , ich dännck es stannd wol umb dich.» Do sy grett: «Nei, es staͧtt nüt wol umb mich, ich bin lam. Die lütter hätzgt hatt mich erlämpt.» Do sy gsagt: «Wer hat dich erlämpt?» Do si gret: «Die Adelheid KälleriPersonne : hat mich erlämpt.» Do sy zuͦ iren grett: «Nei, sy hatt das nüt taͧn, dan es mag kein mänsch dem anderen nüt tuͦn.» Do die SabyPersonne : grett: «Sy hatts taͧn, unnd ich wil dir sagen, wie wir uneyns worden sinnd.» Die KälleriPersonne : hatt der Adelheyd HottingerPersonne : ein lyn lachen gäbenn, sy söls iren an bouwelen vertuschen. Do die Adelheid HottingerPersonne : iren das gäben, sy köns bas vertuschen dan sy. Do sy gen ZürichLieu : gangen unnd das wellen vertuschen unnd aber das niemmen gwellen, do sy sonst der HottingerenPersonne : bouwelen khauft unnd das ly lachen wider heym treit. Unnd do die KälleriPersonne : zuͦ iren kommen und das wider wellen habenn, do sy uneyns wordenn. «Do hat sy mich erlämpt, das ich suber lam bin.»
So sagt Adelheyd LurPersonne : , dassy zuͦ der SabynenPersonne : in ir hus ganngen unnd gluͦgt, wie es umb sy stannd, do die SabyPersonne : im huß umb hin gangen unnd zuͦ iren gsagt: «Die Adelheid KälleriPersonne : hat mich verhätzgät.» Do sy zuͦ iren grett: «Sy hatt das an got wol nüt taͧn.» Do der Daͧvit EggsteinPersonne : ouch grett: «Jaͧ, sy hats taͧn.»
[p. 13]Saut de pageUnnd harruf der junckherr unnd vogt durch denn unndervogt disse vor genampte khundtschaft wyber lassenn fraͧgenn, ob die SabyPersonne : am touben houpt wee glägen sig, do sy sömbliche wort grett hab. Uff sömblichs die khundtschaft wyber grett, sy habennt kein toub houpt wee an der SabynenPersonne : könen gsächen noch gspürenn.
Unnd harruf Daͧvit EggsteinPersonne : unnd syn eelliche husfrouw sich aber maͧl verantwurten lassenn, man habe an der khondtschafft gar wol verstannden, das Hannß Uͦrich BerchtoldtPersonne : unnd der Caspar SchärerPersonne : heytter grett: Jaͧ, es sigennt driQuantité : 3 hätzgenn im dorff: sy, die Bir WässeriPersonne : unnd die KälleriPersonne : . Unnd namblich sy, die SabyPersonne : , habe dem Caspar SchärerPersonne : syn kuͦ verhatzgät. Unnd die wyl nun sy sömbliche wort grett, die sigenndt irenn zuͦ schwer, beruͤrendt unnd träffendt ouch ir eer, lyb, hab unnd guͦt an, unnd darrumb, so stannde sy uf den hüttigen tag hie vor dem rächtenn unnd vermein, sig ouch guͦter hoffnung, das Hanns Uͦrich BerchtoldtPersonne : unnd Caspar SchärerPersonne : die wort, die sy grett, ab irenn tuͤgenndt unnd darzuͦ ir erlitnen costenn unnd schadenn ab tragenndt oder aber die wort, die sy grett, zuͦ irenn bringenndt, wie rächt sig ouch noch des ampts bruch und rächt, dann sy wel sömbliche frouw gar unnd gantz nüt syn unnd wel ir eer, [p. 14]Saut de page lyb, hab unnd guͦt, was sy hatt, daran setzenn, das si die frouw nüt sig noch syn welle, vermein ouch, das söl rächt synn unnd werden.
Unnd harruf Hannß Uͦrich BerchtoldtPersonne : mit sampt sym bystannd sich aber maͧl verantworten lassenn, die wort, die er vor dem vester junckherr zuͦ GryffennseeLieu : , ouch vor unnsern gnedigenn herrenn von ZürichLieu : grett heyg, derenn sig er noch uf den hütigenn tag gichtig unnd kanntlich, unnd habe die SabyPersonne : dem Caspar SchärerPersonne : den schaden mit synner kuͦ zuͦ gfuͤgt unnd im die verhätzgät. Unnd zuͦ dem, so sigennt noch zweQuantité : 2 hätzgen im dorff, namblich die Pir WässeriPersonne : unnd die KälleriPersonne : . Sy habennt aber in darzuͦ verursachet, dann man an der khondtschaft gar wol verstanden, das sömblicher reden jaͧr unnd tag umb hin gangen unnd sy sälbs ein anderen verhätzgät unnd erlämpt. Dann hettennt sy ein anderen nüt sälbs angäbenn, so het er villicht ouch meer gschwigen, doch es vilicht gnuͦg unnd von gott syn sölle daͧ mit unnd die waͧrheit an tag komme, unnd vermein die wort, die er grett hab, die hab er gnuͦgsam erwissenn, wie manns dann an der khonndtschaft gar wol verstannden hab.
[p. 15]Saut de pageUnnd harruf Caspar SchärrerPersonne : sich aber maͧl veranntworten lassenn, man habe an der kondtschaft gar wol verstannden, das die SabyPersonne : unnd die KälleriPersonne : grett, sy habennt ein anderen erlämpt, unnd die redenn al von innen sälbs äntsprungen. Unnd darumb, so sig er guͦter hofnung, die wort, die er gret hab, die söllenndt im an synnen eerrenn, ouch lyb, hab unnd guͦt, gar unnd ganntz nüt schaden, die wyl er die wort, die er grett, gnuͦgsam erwissen unnd darbraͧcht heig, unnd vermein ouch, der Daͧvit EggsteinPersonne : unnd syn husfrouw söllennt im syn erlitnen costenn unnd schaden, wie im der daruf ergangen, abtragen unnd bezallen unnd vermein, das söl rächt syn unnd werden.
Unnd hiemit es von allenn partyenn hinn dann zuͦ rächt gsetzt unnd noch sag, klag unnd anntwort, ouch verhörrung der khonndtschaft mit fil meer wort, nüt not, alles hie zuͦ mälden, so ward noch min, des richters, gehapter umbfrag mit ein helliger urttel zuͦ rächt erkhännt unnd gsprochen, die wyl der hanndel mallenfitzschis, so wyssenns sys mit allem anhang für unnser gnedig, günstig, lieb herren unnd [p. 16]Saut de page oberenn, burgermeister unnd raath der statt ZürrichLieu : Organisation : , derrenn wyßheit söllich sachenn im bestenn erkhännenn unnd urteylen kan unnd der des zuͦ urkhundt uf myn, des richters, pitte mit urttel als vonn des grichtz wägen mit des vorgenampten edlen, vesten junkherr Hannß Balthissarn MeyßPersonne : , burger ZürichLieu : , vogt der herrschaft GryffennseeLieu : , ufgetrucktem insigel versiglat, doch vor ernampten unnsern gnedigen herren von ZürichLieu : unnd ir herrschaft GryffennseeLieu : an aller rächtung, friheit unnd zuͦ gehörrung, ouch ime, dem vogt unnd dem gricht, iren eerbenn, anne schadenn.
a–Als Hanns Ulrich BerchtoldPersonne : uff befragen hin zu Sabyna
WolffinPersonne : nützit uneerlichs brinngen wellen noch
mogen, sonnders der gnaden begert, habennt
myn herren die reden ufgehept, ouch den BerchtoldenPersonne :
unnd Caspar SchärerPersonne : , umb das sy mer geredt, weder sy
aber zuverantwurten wüssind, inn gefanngenhafft
legen lassen unnd volgenntz uff verhorung irer antwurten
sich erkennt, das ir jeder syn costen, so mit ime daruf ganngen,
erlegen, dartzu BerchtoldPersonne : ir, Sabyna WolffinPersonne : , allen iren
costen unnd schaden abtragen, unnd umb das er sy unbillicher
wyss ein hexen geschulten, dessglychen har unnd klauwen
von einer ku inn das fhür geworffen inn des tüffels
namen unnd alßo ungottliche wort gebrucht, zwey march
silbrsUnité monétaire : 2 marc zu buß erlegen unnd für hin sollicher künsten
unnd artznens müssig gon unnd davon abston solle.
Annotations
- Vermutlich Batt RulandPersonne : , dessen Familie das Amt des Landschreibers seit 1529 ausübte und der selber von 1578 bis 1612 als Schreiber amtierte (Sibler 1990, S. 57).↩
Résumé