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SSRQ ZH NF II/11 58-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, par Ariane Huber Hernández et Michael Nadig

Citation : SSRQ ZH NF II/11 58-1

Licence : CC BY-NC-SA

Ratsentscheid in der Klage der Gemeinde Wipkingen, Keller und Amtmann hätten dem Untervogt ihre richterlichen Funktionen übertragen

1534 octobre 10.

Die Gemeinde Wipkingen klagt vor Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich gegen Hans Meyer, den Keller des Fraumünsteramts, dass der Amtmann des Stifts und der Keller, als Eigentümer des Kelnhofs, sich teilweise der richterlichen Funktionen, die ihnen rechtlich zustehen, entzogen und diese dem Untervogt übertragen haben. Zudem wurden Servituten und Reallasten auf die Gemeinde abgewälzt. Der Keller und der Amtmann antworten, dass sie sich niemals weigern würden, alles wie früher zu leisten. Die Gemeinde habe jedoch mit Beleidigungen des Kellers usw. diesen Missstand selbst herbeigeführt. Bürgermeister und Rat urteilen, dass die alten Rechte Wipkingens (Hofrodel, Offnung etc.) weiterhin gelten und der Amtmann oder in seinem Namen der Keller Gericht halten sollen, aber die Rechte des Vogts nicht beeinträchtigt werden. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Cote : StArZH I.A.634.
  • Date : 1534 octobre 10
  • Tradition : Original
  • État de conservation : Entwertungsschnitt
  • Support d’écriture : Pergament
  • Dimensions l × h (cm) : 19.5 × 59.0
  • 1 sceau :
    1. Stadt ZürichPersonne : , cire, rond, attaché à une lanière en parchemin, poli
  • Langue : allemand

Die Pflicht des Amtmanns oder Kellers, Gericht abzuhalten, wird in der Offnung von WipkingenLieu : erwähnt (SSRQ ZH NF II/11 36-1, Art. 13). Die Ansprüche auf Bewirtung zu verschiedenen Anlässen jedoch nicht.

Einer der Konflikte, welche die Gemeinde WipkingenLieu : mit dem Keller austrug, betraf die Nutzung des GehürstsLieu : ; am 24. April 1532 hatte die Gemeinde vor dem Rat gegen die Nutzung des GehürstsLieu : durch den Keller geklagt, aber verloren (SSRQ ZH NF II/11 55-1). Am 6. August 1532 appellierte die Gemeinde WipkingenLieu : gegen diesen Entscheid, wurde aber abgewiesen (StArZH I.A.620), worauf sie am 8. Mai 1533 zum zweiten Mal appellierte, aber wieder abgewiesen und vom Rat zum Gehorsam ermahnt wurde (StArZH I.A.625).

Das Gericht des Kelnhofs von WipkingenLieu : wurde schliesslich am 31. Oktober 1586 vom ZürcherLieu : RatOrganisation : fast beiläufig abgeschafft (SSRQ ZH NF II/11 99-1). Vermutlich wurde in diesem Zusammenhang die Urkunde mit einem Einschnitt als ungültig gekennzeichnet.

Texte édité


Wir, burgermeyster und rath der statt ZürichLieu : Organisation : , thuͦnd kunth menngklichem mit disem bryeff, das für unns kommen sind der unnsern eyner gmeynnd von WipchingenLieu : Organisation : erbar bottschafft, inn ir aller nammen an eynem, sodenn Hënnsi MeygerPersonne : , der keller uff dem hoffe zuͦ WipchingenLieu : , mit bystannd des ersammen, unnsers lieben unnd gethrüwen burgers Barthlomee KöchlinsPersonne : , der zyt ammans unnser stifft unnd gottshuses zuͦ der aptye
zum FrowenmünsterLieu : ZürichLieu :
Organisation :
, inn derselben stifft nammen am anndernteyl, deswegen, das sich die gennannten von WipchingenLieu : erclagtennd, wiewol des hoffes zuͦ WipchingenLieu : rechtung, ouch von altem unnd yewelten also herbracht, darzuͦ
inn der offnung heyter unnder annderm begriffen, das der stifft amptmann allweg zuͦ acht tagenDurée répétée : 8 jours1 unnd sunst, wenn man sin nothurfftig ist, im hof richten oder, wo er das selbst nit thuͦn möchte, eynen keller söllichs heyssen. Desglychen der keller zuͦ den zyten
unnd tagen, so man holtz usgyt unnd das holtz zünet, ouch uff denn allmennden ald sunst gmeyne wërch thuͦt, darzuͦ uff den nüwen jars tagDate : 1. janvier (délai) unnd den bächteltagDate : 2. janvier (délai) eyner gEndommagé par coulure d’encre, lecture incertaineameynnde inn dem hoff unnd siner stuben platz unnd unnderschlouff, desglychen
fuyr unnd liecht geben, unnd sy one widersprechen darinn zerren, essen unnd thrynncken lassen sölte; desglychen inen, so man meygenDate : mai (délai) unnd herpstPériode : automne, als sunst im jar, wellicher zyt das ist, gericht hat, ouch platz unnd heerberge, darzuͦ zuͦm
meygengericht ziger, anncken unnd milch, wye von alter heͣr, unnd darzuͦ, wenn man veech inn holtz ald fëld inn schaden fynndt, demselben veech, unntz der schad geschetzt werden mag, ouch unnderschlouff, fuͦrung und stallung zegeben schuldig,
were inen doch sällich gerechtigkeyt unnd altheͣrkommen, als wie neͣcherer tagen dem unndervogt wider den alten bruch den stab unnd das gericht zeferggen angehennckt, ettwas geeͣnndert unnd geschwecht worden, das sy threͣffenlich beschweͣrdte, inn hoffnung, wir sy, als die unnss sunst inn allweg gehörig unnd gehorsam syn wölten, inn gnaden bedenncken unnd sy by gehörten iren rechtungen unnd guͦten gewonheyten, wye sy die leͣnnger, dann keyn menntsch verdenncken möchte, ruͦwig harbracht, gnedigclich schyrmenn, besunder ouch gemelten keller wysen wurden, sy ungesumpt darby plyben unnd inen die wye von altemhär gefolgen zelassen.
Dargegen aber unnser amman zum FrowenmünsterLieu : mitsampt dem keller fürwannten, das untzhar an inen nützit erwunden, dann was sy inen schuldig, werint sy allweg willig gwesen, inen das zeleysten, das aber wir unnsern unndervogt den stab unnd das gericht zefüren bevolchen unnd sy us dem hoff inns wirtshus ze zeeren
gewisen, daran werint nit sy, sunder die von WipchingenLieu : selbs schuldig, dann sy nye mit dem keller gestellen können, sunder eyn spann unnd zannck über den anndern mit im ghan, unnd in jüngstLecture incertaineb gern der eeren gschuldigt, deß er sich
mit recht vor unns enntschlachen mussen, unnd so wyt sy dem gottshus unnd sinen amptlüt, desglychen dem keller thätten, das sy inen schuldig, so werint sy inen inn keynen wëg wider ir rechtung, unnd begertennd ëben als wol, alß sy ruͤffind,
ouch darumb zum thrungenlichisten an, das wir söllich beschechen hinderung unnd ingriff uffheben unnd sy zuͦ beydersyt by iren fryheyten unnd altem härkomenn hanndthaaben unnd belyben lassen wölten.
Deß haben wir angsëchen ir beyderteylen
thrungenlich ernnstlich bitt unnd eynthrëchtigen willen unnd das sy eynannder oberzelter gerechtigkeyten nit ab, sunder eynannder darby plyben zelassen urpütig, wir ouch nit geneygt sind, yemannt an synem alten harkomenn zubekrennck[en]Complété(e) par analogiec unnd darumb nach vyl unnd manngerley ingefürten meynungen, red unnd widerreden, uß eehafften unns bewegennden ursachen die fürgenommene ennderung des stabs unnd gerichts halb uffgehept unnd unns mit urteyl zuͦ recht erkennth unnd gesprochen, das die von WipchingenLieu : gegen dem gottshus zum Frowen MünsterLieu : , ouch desselben amann unnd keller, by oberzelten iren gerechtigkeyten, fryheytn unnd altem härkomenn, wye die von altem unnd iren vordern sëligen har uff sy
komenn, ouch bishar yewëlten im bruch gwesen sind, es syge der gerichten, füyres, liechtes, platzes, zeerens, anncken, ziger unnd milch zuͦ den meygen gericht, uffenthalt des viches unnd annderer obermelter dingen unnd gerechtigkeyten halb, wye
die obvergriffen staand, styff plyben, unnd gemelter amann zum Frowen MünsterLieu : , deßglychen der keller, unnd ire nachkomenn, inen die von altem hër erstatten unnd one inthrag verfolgen lassen. Dar zuͦ der keller inn des amanns nammen, ob er es
selbs nit thätte, uff dem keelnhoffe das gericht unnd den stab wye vornacher füren, unnd so man des bedarff, nach besage des hoffrodels unnd der offnung richten sölle, doch unns unnd gemeyner unnser statt, ouch ye zuͦ zyten unnserm vogt, dem
vogt, dem wir die vogthye zu Wipchingen bevelchen werden, an unnserer vogthye buͤssen, ouch allen anndern rechten, fryheytn, zuͦgehörungen, herrligkeyten, oberkeyten unnd gerechtigkeytn, so wir des ennds hannd unnd haben sollennt, genntzlich unabbrüchlich unnd one schaden, die wir unns hyemit vollkomennlich vorbehalten haben wellent.
Inn crafft dis bryeffs, der den gemelten von WipchingenLieu : uff ir bitt mit unnser statt angehenncktem secret insigel verwaret zuͦ urkund geben
ist des nechsten sambstags vor sanntt GallenPersonne : tag nach Cristi gepurt gezelt thusennt fünffhundert unnd darnach im vierunddryssigesten jareDate : 10.10.1534.
[fol. v]Saut de page
[Note dorsale au verso :] Vom kälhoff
[Note dorsale au verso par une main du XIXe siècle :] Samstag vor st GallenPersonne : tag
1534
Date : 10.10.1534

Annotations

  1. Endommagé par coulure d’encre, lecture incertaine.
  2. Lecture incertaine.
  3. Complété(e) par analogie.
  1. Es ist nicht ganz klar, ob hier eine wöchentliche Abhaltung des Gerichts gemeint ist oder ob «achttag» allgemein im Sinn von Banntag oder Gerichtstag zu verstehen ist. Vgl. DRW 1914ff, Achttag, Achttage.